Personen im Historischen Institut: Dr. Daniel Emmelius
GeiWi/Hist. Inst.
45141 Essen
Funktionen
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Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in, Geschichte
Aktuelle Veranstaltungen
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2024 WS
Vergangene Veranstaltungen (max. 10)
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2024 SS
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2023 WS
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2023 SS
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2022 WS
Die folgenden Publikationen sind in der Online-Universitätsbibliographie der Universität Duisburg-Essen verzeichnet. Weitere Informationen finden Sie gegebenenfalls auch auf den persönlichen Webseiten der Person.
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Christian Reitzenstein-Ronning, Exil und Raum im antiken Rom. (Vestigia. Beiträge zur Alten Geschichte, Bd. 76.) München, Beck 2023In: Historische Zeitschrift: HZ Jg. 319 (2024) Nr. 1, S. 153 - 155Online Volltext: dx.doi.org/
Rezensionen
Zur DFG-Graduiertenkolleg 1919-Seite
Laufende Forschungsprojekte
- Die vereidigte Polis. Eide in griechischen Gemeinwesen von der archaischen bis in hellenistisch-römische Zeit (Arbeitstitel Habilitationsprojekt, Projektskizze s.u.)
- Wüsten und Steppen im geographischen Wissen der Antike als Räume der Kontingenzbewältigung
Monographie
- Das Pomerium. Geschriebene Grenze des antiken Rom (Studien zur Alten Geschichte, Band 30), Göttingen 2021 (Dissertation Bielefeld 2020).
Forschungsinteressen
- Religiöse Fundierung sozialer Kohäsion im antiken Griechenland
- Landschaftskonzepte und Wildnis in der antiken geographischen Literatur
- Wahrnehmung und Konstruktion von Grenzen und geographischen Räumen in der Antike
- Städtischer Raum und politische Ordnung in der römischen Republik und Kaiserzeit
- Antiquarische Forschung und antiquarischer Diskurs im antiken Rom
- Tod und Bestattung im antiken Rom
Akademische Tätigkeiten
- Seit Oktober 2022: Akademischer Rat a. Z. am Historischen Institut der Universität Duisburg Essen
- November 2020 – September 2022: Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Postdoc) im Graduiertenkolleg 1919 „Vorsorge, Voraussicht, Vorhersage. Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln“ an der Universität Duisburg-Essen
- April 2018 – Juli 2018: Lehrbeauftragter am Historischen Institut der Leibniz-Universität Hannover
- April 2017 – Juli 2017: Lehrbeauftragter in der Abteilung Geschichtswissenschaft der Universität Bielefeld
Bildungsweg
- September 2020: Zweites Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen
- Mai 2019 bis Oktober 2020: Studienreferendar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen am Zentrum für schulpraktische Lehrerbildung (ZfsL) Bielefeld
- Februar 2020: Promotion an der Universität Bielefeld (Erstgutachter: Prof. Dr. Uwe Walter; Zweitgutachterin: Prof. Dr. Therese Fuhrer)
- April 2015 – März 2020: Doktorand an der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie der Universität Bielefeld; Doctoral Researcher in der Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS)
- November 2012: Erstes Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien
- Oktober 2005 – November 2012: Studium der Fächer Geschichte und Lateinische Philologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Universität Rom „La Sapienza“
- Mai 2005: Abitur am Albrecht-Dürer-Gymnasium Hagen
Stipendien und Preise
- Dissertationspreis der Universitätsgesellschaft Bielefeld 2020
- Juli 2018 – Dezember 2018: Promotionsabschlussstipendium des Bielefelder Nachwuchs-fonds
- Januar 2015 – Juni 2018: Promotionsstipendium des Evangelischen Studienwerks Villigst
Projektskizze Habilitationsprojekt
Arbeitstitel: Die vereidigte Polis. Eide in griechischen Gemeinwesen von der archaischen bis in hellenistisch-römische Zeit
In der altertumswissenschaftlichen Forschung wurden Eide im antiken Griechenland lange Zeit relativ wenig und fast ausschließlich aus rechtsgeschichtlicher Sicht beachtet, wobei den Griechen zudem ein eher leichtfertiger Umgang mit diesen attestiert wurde. In gängigen Nachschlagewerken findet sich noch die Auffassung, dass Eide lediglich in der archaischen Zeit noch von nennenswertem tatsächlichem Gewicht gewesen seien, jedoch bereits in der Klassik und erst recht in hellenistisch-römischer Zeit zu bloßen Formelhandlungen herabgesunken seien. Die jüngere Forschung neigt dagegen eher zur Gegenthese, wonach Eide nicht nur ein geradezu ubiquitäres Phänomen in der antiken griechischen Gesellschaft, sondern geradezu die zentrale Bindekraft („glue“) sozialer und politischer Ordnung gewesen seien. In ähnlichem Sinne hat im Athen des 4 Jh. v.Chr. bereits der Redner Lykurg den Eid als das, was die Demokratie zusammenhalte, bezeichnet (Leocr. 79). Diese sehr weitgehende, dabei eher idealistische, die ältere „Verfallsthese“ in ihr Gegenteil verkehrende Position bedarf jedoch einer systematischeren Überprüfung.
Im Gegensatz zu den Eiden in zwischenstaatlichen Beziehungen, fehlt zu den Eiden innerhalb von Poleis, die in deutlich andere soziale Kontexte eingebettet waren, eine tragfähige monographische Untersuchung, die mit diesem Projekt angestrebt werden soll. Vor dem Hintergrund der älteren „Verfallsthese“ einerseits, der These von dem „Klebstoff der Demokratie“ bzw. der wesentlichen Grundlage von „political obligation“ andererseits, soll insgesamt nach der Rolle von Eiden bei der Hervorbringung und Erhaltung sozialer Kohäsion und Erwartungssicherheit gefragt werden. Eine erste Arbeitshypothese ist dabei, dass Eide in dieser Hinsicht als ein zwar bedeutendes, aber auch ambivalentes und in seiner Wirkung kontextabhängiges Phänomen anzusehen sind. Innerhalb des bewusst lang gewählten Untersuchungszeitraums mit seinem grundlegenden Wandel sozioökonomischer und großräumiger politischer Verhältnisse stellt sich weiterhin die Frage nach Veränderungen des Phänomens und nach deren Voraussetzungen und Ursachen, erst recht dann, wenn man keinen allgemeinen Verfall oder eine zugrundeliegende „Säkularisierung“ mehr annehmen möchte.
Zunächst soll der Gebrauch von Eiden innerhalb von griechischen Gemeinwesen und ihre konkrete Ausgestaltung innerhalb des Untersuchungszeitraums in ihren Hauptlinien rekonstruiert werden, wobei so weit wie möglich auch außerathenische Befunde zu berücksichtigen sind. Besonders sind dabei u.a. folgende Aspekte zu betrachten: In welchen Handlungskontexten wurden Eide geleistet? Welche Personengruppen sind jeweils in welcher Rolle beteiligt? Ausdrücklich sind hier auch Eide, die nicht zur Verhinderung oder Befriedung, sondern gerade zur Austragung von inneren Konflikten geleistet werden (Verschwörungen), mit aufzunehmen.
In einem weiteren Schritt ist nach der argumentativen Bedeutung von Eiden in Konflikten zu fragen, etwa bei Vorwürfen des Eidbruchs bzw. der Verschwörung, oder bei Forderungen an einen Gegner, einen Eid zu leisten. Welcher Stellenwert wird den Eiden selbst in den Quellen jeweils eingeräumt? Dabei ist auch zu prüfen, inwiefern Eide als explizite Deklarationen einer Verpflichtung möglicherweise gegenüber anderen, weniger deklarativen Praktiken in ihrer Zentralität überschätzt werden. Dies betrifft einerseits die Darstellung und Thematisierung konkreter Eide in literarischen Quellen. Diese ist jedoch mit der Darstellung von Eiden in Inschriften zu verbinden, wobei so weit wie möglich auch der Aufstellungskontext mit zu analysieren ist.
In einem dritten Schritt wird danach gefragt, wie die bindende Wirkweise von Eiden von den Zeitgenossen grundsätzlich verstanden und bewertet wurde, wobei mit einer Pluralität von Einschätzungen sowie mit nicht-linear verlaufenden Veränderungen zu rechnen ist. Zu berücksichtigen ist dabei einerseits, inwiefern allgemeine positive wie negative Bewertungen des Eides, z.B. in dem erwähnten Diktum Lykurgs, durch ihren jeweiligen konkreten Argumentationskontext bedingt sind. Zu beachten ist andererseits hier auch die bereits in der Antike immer wieder zu beobachtende ethisch-philosophische Skepsis gegenüber Eiden oder gar ihrer grundsätzlichen Ablehnung, auch außerhalb jüdisch-christlicher Kontexte.
Mit der systematischen Erforschung von Eiden und ihrer sozio-politischen Rolle soll schließlich ein Beitrag zu mehreren aktuellen Forschungsdebatten zu leisten versucht werden. Diese kreisen zum einen um den Grad der „embeddedness“ griechischer Religion in der Polis, zum zweiten um die Frage der performativ hergestellten Zugehörigkeit von Menschen zur Polis auch jenseits politischer Partizipation sowie zum dritten um die informellen Grundlagen politischer Ordnung und Kohäsion, etwa die Rolle des Vertrauens.