Prof. Dr. Alexandra Pontzen
Institut für Germanistik, UDE
Berliner Platz 6-8, 45127 Essen, Germany
E-Mail: alexandra.pontzen@uni-due.de
Geschwindigkeit gilt als Signum der Moderne. Sie bestimmt, wie schnell Ereignisse, die in der Zukunft liegen, zur Vergangenheit werden. Das Jetzt – jener flüchtige Übergang der Erwartungen in Erinnerungen – verliert mit jeder Beschleunigung an Bleiberecht. Das technische Substrat dieses Verlusts an Gegenwärtigkeit sind die seit der Industrialisierung ständig ausgebauten, zunehmend beschleunigten Medien für Transport, Kommunikation und Information. Überlagert wird der Prozess durch die ökonomische Beschleunigung von Produktzyklen, die neue Güter veralten lassen, bevor sie in Gebrauch genommen werden. Auf dem Hintergrund dieser Marginalisierung des Jetzt ist es bemerkenswert, dass sich in Literatur, Kunst und Medien ein gesteigertes Interesse am Erleben von Gegenwärtigkeit als bewusst werdender Präsenz erkennen lässt. Ihr wollen die Vortragenden aus den je unterschiedlichen Perspektiven ihrer Fächer nachgehen; die Ringvorlesung vereint so verschiedene Disziplinen wie Literatur-, Sprach-, Medien und Kulturwissenschaft, Psychologie, Theologie, Soziologie und Medizin. In all diesen von der beschleunigten Zeiterfahrung der Gegenwart markierten Kontexten spielt die gegenläufige Beobachtung eines ,Jetzt‘-Erlebens eine wesentliche, wenn auch bisweilen übersehene Rolle. Ihre systematische Erkundung steht im Mittelpunkt der Ringvorlesung, die vom Profilschwerpunkt "Wandel von Gegenwartsgesellschaften" gefördert wird. Bewusste Präsenz-Erfahrung, die sich zunächst als Protest gegen Beschleunigung artikuliert, hat ihrerseits unterschiedlichste Gestalt, und es geht in der Ringvorlesung darum, die Qualität des Jetzt als Momente des Stillstands und der Intensität, der Begegnung und Entscheidung, der Konzentration und Versenkung, aber auch als Einbruchs des Unvorhergesehenen, des Schmerzes und der Verletzung zu beobachten. Der momenthaften Präsenz unterliegt als Folie u.a. das ursprünglich religiös instruierte Motiv göttlicher Erscheinung in der ‚Epiphanie‘. In ihrer säkularisierten Form wird sie nicht nur als Augenblick außerordentlicher ästhetischer Erfahrung künstlerisch gestaltet und evoziert, sondern umfasst heute auch alltags- und popkulturelle Phänomene. Im Rahmen von Eventkulturen und emotionaler Manipulation wird das Konzept der (gesteuerten) Epiphanie auch in ökonomischer und politischer Hinsicht bedeutsam.
Geschwindigkeit gilt als Signum der Moderne. Sie bestimmt, wie schnell Ereignisse, die in der Zukunft liegen, zur Vergangenheit werden. Das Jetzt – jener flüchtige Übergang der Erwartungen in Erinnerungen – verliert mit jeder Beschleunigung an Bleiberecht. Das technische Substrat dieses Verlusts an Gegenwärtigkeit sind die seit der Industrialisierung ständig ausgebauten, zunehmend beschleunigten Medien für Transport, Kommunikation und Information. Überlagert wird der Prozess durch die ökonomische Beschleunigung von Produktzyklen, die neue Güter veralten lassen, bevor sie in Gebrauch genommen werden. Auf dem Hintergrund dieser Marginalisierung des Jetzt ist es bemerkenswert, dass sich in Literatur und Kunst ein gesteigertes Interesse am Erleben von Gegenwärtigkeit als bewusst werdender Präsenz erkennen lässt.
Bewusste Präsenz-Erfahrung, die sich zunächst als Protest gegen Beschleunigung artikuliert, hat ihrerseits unterschiedlichste Gestalt, und es geht im Workshop darum, die Qualität des Jetzt als Momente des Stillstands und der Intensität, der Begegnung und Entscheidung, der Konzentration und Versenkung, aber auch als Einbruchs des Unvorhergesehenen, des Schmerzes und der Verletzung zu beobachten. Der momenthaften Präsenz unterliegt als Folie das ursprünglich religiös instruierte Motiv göttlicher Erscheinung in der ‚Epiphanie‘. In ihrer säkularisierten Form wird sie nicht nur als Augenblick außerordentlicher ästhetischer Erfahrung künstlerisch gestaltet und evoziert, sondern umfasst heute auch alltags- und popkulturelle Phänomene. Im Rahmen von Eventkulturen und emotionaler Manipulation wird das Konzept der (gesteuerten) Epiphanie auch in ökonomischer und politischer Hinsicht bedeutsam.
Eines ist all diesen Kontexten gemein: In der allseits beschleunigten Zeiterfahrung der Gegenwart spielt die gegenläufige Beobachtung eines ,Jetzt‘-Erlebens eine wesentliche, wenn auch bisweilen übersehene Rolle. Ihre systematische Erkundung steht im Mittelpunkt des Workshops.
Vorgestellt werden: Modi der Konstruktion von Gegenwärtigkeit in Sprache und interkultureller Kommunikation (Beißwenger/Ziegler), in Religion (Wittekind), in bildender Kunst (Genge) und Gegenwartsliteratur (Pontzen/Mattern), in Handlungstheorie (Mertens) und Biographik (Wagner-Egelhaaf), im öffentlichen Raum massenmedialer Kommunikation und Politik, etwa in politischer Echtzeitkommunikation (Bieber), in den Enthüllungsinszenierungen der Whistleblower (Rocks), bei medialer Inszenierung von politischem Handeln als ‚Moment des Innehaltens‘ (Parr), beim Verständnis von Handwerk als ‚erfüllter‘ Arbeit (Schaaf) und bei der Versenkung in soziotechnische Umwelten, die als Transgression im Alltag erlebt wird (Seyfert). Gefragt wird nach der Paradoxie von Gleichzeitigkeit und Sequenz in der interaktiven Konstruktion von Kommunikation (Loenhoff); nach der bildungswissenschaftlichen Relevanz von Konzepten der Achtsamkeit als psychologischem Konzept des Gegenwartserlebens (von Stockhausen/Bellingrath) und nach der Bedeutung lustvoller Augenblickshaftigkeit in Verhaltens- und anderen Süchten (Herpertz/te Wildt).
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