Das Projekt
Ausgangssituation
In den letzten Jahren ist eine deutliche Zunahme von arbeitsbedingten psychischen Belastungen und von psychischen Erkrankungen zu beobachten. Psychische Erkrankungen führen oft zu besonders langen Krankschreibungen und Frühverrentungen (vgl. SuGA 2012). Diese Entwicklung verursacht neben dem persönlichen Leid des einzelnen erhebliche volkswirtschaftliche Kosten, entzieht Unternehmen wichtige Knowhow-Träger und widerspricht dem arbeitspolitischen Gedanken der Teilhabe am Arbeitsleben. Stress und psychische Erschöpfung wird oftmals eher im Bereich der Humandienstleistungen oder der Wissensarbeit verortet. Diese Phänomene betreffen in zunehmendem Maß auch produzierende Sektoren wie die Metall- und Elektroindustrie. Hier ist seit Jahren eine steigende Anzahl psychischer Belastungen und Erkrankungen festzustellen, die zu hohen Arbeitsunfähigkeitszeiten und Frühverrentung führen. Es ist zu erwarten, dass durch die Einführung neuer Technik-und Produktionskonzepte (Industrie 4.0) die psychischen Anforderungen an die Beschäftigten weiter steigen werden. Ein hoher internationaler Konkurrenzdruck in der stark exportorientierten Branche sowie die zunehmende Alterung der Belegschaften in den nächsten Jahren werden den betrieblichen Problemdruck weiter verschärfen. Im Widerspruch dazu steht die Entwicklung, dass Konzepte innovativer Arbeitsgestaltung, die die psycho-sozialen Gesundheitsressourcen, Innovationskraft und Leistungsfähigkeit von Beschäftigten stärken könnten, in immer weniger Unternehmen zum Einsatz kommen. Die Ursachen hierfür sind in einer gesunkenen organisationalen Gestaltungskompetenz zu sehen, die sowohl die Erkennung psycho-sozialer Risikofaktoren, das Wissen um arbeitswissenschaftliche Gestaltungsansätze und die Handlungskompetenz umfasst, und auf allen Ebenen der Organisation erforderlich wäre.
Ziele des Vorhabens
Das Verbundvorhaben InGeMo verfolgt das Ziel, Konzepte und Methoden zur Stärkung der Organisationalen Gestaltungskompetenz zu entwickeln erproben und verbreiten, die geeignet sind, die psycho-sozialen Gesundheitsressourcen von Beschäftigten in der Metall- und Elektrobranche zu verbessern. Hierbei sollen für drei zukunftskritische Tätigkeitsfelder und für unterschiedliche Betriebsgrößen gemeinsam mit den betrieblichen Kooperationspartnern integrative Konzepte zur Förderung der organisationalen Arbeitsgestaltung entwickelt und erprobt werden.
Das Projekt verfolgt dazu diese Teilziele:
- Sensibilisierung von Unternehmen, Beschäftigten und Branchenvertretern hinsichtlich der psycho-sozialen Präventionskraft von innovativer Arbeitsgestaltung
- Analyse von tätigkeitsspezifischen Arbeitsgestaltungspotenzialen auf organisationaler und individueller Ebene
- Entwicklung und Erprobung von Konzepten zur Stärkung der Gestaltungskompetenz von Führungskräften beschäftigten und Interessenvertretungen
- Entwicklung und Erprobung eines Konzeptes psycho-sozialer Präventionsketten in den betrieblichen Teilvorhaben
- Organisation des Ergebnistransfers für betriebliche und überbetriebliche Akteure in einer Branchenallianz
Insgesamt ergeben sich folgende Forschungsfragen:
- Welche Risikowahrnehmung im Hinblick auf psycho-soziale Gesundheitsressourcen ist bei Führungskräften, Beschäftigten und betrieblichen Präventionsakteuren vorzufinden?
- Welche Arbeitsgestaltungspotenziale im Bereich der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention besitzen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie heute zur Stärkung der psycho-sozialen Gesundheit? Wo liegen ungenutzte Potenziale bzw. Präventionshemmnisse?
- Über welche Gestaltungskompetenzen verfügen Führungskräfte, um die psycho-soziale Gesundheit von Beschäftigten zu stärken? Wo liegen spezifische Qualifizierungsbedarfe?
- Welche Vernetzungs- und Supportstrukturen im Betrieb gibt es im Zusammenhang mit psycho-sozialer Gesundheitsförderung? Welche guten Praxisbeispiele lassen sich identifizieren?
- Inwieweit sind die Instrumente eines integrierten gestaltungsorientierten Präventionsmodells wirkungsvoll, die psychische Gesundheit von Beschäftigten zu stärken?
Das Forschungsprojekt InGeMo wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut. Der Förderschwerpunkt wird durch das Projekt „Maßnahmen und Empfehlungen für die gesunde Arbeit von morgen“ (MEgA) wissenschaftlich begleitet.
Projektpartner und Förderer