Forschung - Dr. Nantke Pecht
Forschungsschwerpunkte
Sprachvariation und Sprachwandel
- Mehrsprachigkeit und sprachliche Repertoires
- Sprachkontakt und Dialektkontakt
- Einstellungsforschung
- Interaktionale Linguistik
- Bergarbeitersprachen
- Ruhrdeutsch
- Morphosyntax
Dissertation
Meine Dissertation an der Universität Maastricht (betreut von Prof. Leonie Cornips & Prof. Peter Auer) verteidigte ich im Januar 2021 (mit Auszeichnung, das niederländische Cum Laude). In Language Contact in a Mining Community: A Study of Variation in Personal Pronouns and Progressive Aspect in Cité Duits lag mein Schwerpunkt auf den sprachlichen und sozialen Praktiken ehemaliger Bergleute in der belgischen Provinz Limburg. Cité Duits (wörtlich „Bergarbeiterdeutsch“) entstand in den 1930er Jahren als niederländisch-maasländisch-deutsche Kontaktvarietät unter den Söhnen eingewanderter Bergleute im Kohlerevier Eisden. Heutzutage ist diese Varietät mit weniger als ein Dutzend Sprechern moribund. Ausgehend von einem soziolinguistischen und grammatischen Ansatz analysierte ich den sprachlichen Charakter von Cité Duits mit Fokus auf Personalpronomen und der Verlaufsform.
Aktuelle Projekte
Groundbreaking language: the linguistic practices of mining communities as cultural heritage
(mit Prof. Dr. E. Ziegler), Förderung ab 05/2022, Profilschwerpunkt Wandel von Gegenwartsgesellschaften (UDE)
Das Ruhrgebiet kann auf eine lange und reiche Bergbaugeschichte zurückblicken, aus der eine Bergbaukultur, Bergbaugemeinschaften und eine Bergbausprache (als eine der ältesten Fachsprachen in Deutschland) hervorgegangen sind. Trotz ihrer Bedeutung als kollektives Identitätssymbol hat die Sprache der Bergarbeiter und ihrer Communities insbesondere in der germanistischen Linguistik noch nicht die Anerkennung gefunden, die sie in anderen Ländern wie etwa England genießt. Die Forschung hat – abgesehen von der Erstellung von Bergbauglossaren und einiger weniger exemplarischer Untersuchungen – bisher den sprachlichen Praktiken in den Bergarbeiter Communities insbesondere im Ruhrgebiet wenig Aufmerksamkeit geschenkt, weder als immaterielles Kulturerbe noch als Innovationsquelle für die umgebenden Regional- bzw. Alltagssprachen. In diesem Zusammenhang wird die Hypothese zu prüfen sein, inwieweit sich der aktuelle Gebrauch bergbauspezifischer Ausdrücke und Konstruktionen von einem Indexikal sozialer Zugehörigkeit zu einer spezifischen Berufsgruppe zu einem Indexikal regionaler Zugehörigkeit zum Ruhrgebiet gewandelt hat, d.h. seine ursprüngliche Konnotation verloren hat und damit eine neue soziolinguistische Ordnung markiert. Die Dynamik dieser sprachlichen Praktiken und soziolinguistischen Prozesse gilt es unter Beteiligung der einschlägigen Museen zu dokumentieren, zu archivieren und zu analysieren.
Aktuelle Projekte
Contemporary and Historical Approaches to Multilingualism in the Industrial Sphere
(mit D. Hovens, P. Heikkinen, I. Luxenburger, L. Kolehmainen, M. Surakka & A. Wurm, Förderung: 03/2024 - 02/2026 Research Council of Finland/DAAD)
Ziel des interdisziplinären Projekts ist die Erforschung mehrsprachiger Praktiken in industriellen Arbeitsumgebungen. Anhand der Untersuchung verschiedener Wirtschaftssektoren wie Bergbau (Kohle, Eisenerz), Holzverarbeitung und der Metallindustrie an unterschiedlichen Standorten in Europa (u.a. Finnland, die Großregion SaarLorLux und das niederländisch-deutsche Grenzgebiet) beleuchtet das Projekt die komplexe Verflechtung der sprachlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Industrie. Industriearbeitsplätze sind aus linguistischer Sicht von besonderem Interesse, da sie häufig die Hauptursache für Mobilität und Migration sind und Industrien dazu tendieren, über nationale und sprachliche Grenzen hinweg zu agieren. Durch die Kombination von theoretischen und methodologischen Ansätzen aus den Übersetzungswissenschaften, den Kulturwissenschaften/Border Studies, der Soziolinguistik und der linguistischen Ethnographie untersucht das Projekt aus kritischer Perspektive, wie mehrsprachige Ressourcen in industriellen Umgebungen in der Vergangenheit und in der Gegenwart genutzt, verwaltet und in der Interaktion verhandelt werden.