Projekte Inklusion
Forschungs- und Beratungsstelle zur Diagnostik und Intervention bei Lern- und Entwicklungsstörungen (FoBu)
Pädagogisch-Psychologische Forschungsambulanz
Theoretische Konzepte, die an der Universität entwickelt wurden, müssen in der Praxis verankert werden. Für die Universität Duisburg-Essen (UDE) als größte lehramtsausbildende Universität in NRW beginnt die Verknüpfung von theoretischen und praxisorientierten Inhalten bereits im Studium. Dazu gehört „inklusionspsychologische und -pädagogische“ Expertise, die im grundständigen Lehramtsstudium noch unzureichend verankert ist. Neben fachdidaktischem, theoretischem Wissen sind hier Kompetenzen in der Erkennung und Prävention, aber auch in Diagnose und Förderung bei Lern- und Entwicklungsstörungen von besonderer Bedeutung.
Im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung von Bund und Ländern ist das Institut für Psychologie, namentlich Frau Prof. Dr. A. Fritz Stratmann, beauftragt, eine „Lehr- und Forschungsambulanz zur Diagnostik und Intervention bei Lern- und Entwicklungsstörungen (FoBu)“ zu entwickeln.
Projektziele
Ziel ist es, zum Ende der ersten Förderlaufzeit (Juni 2019) mit der FoBu eine Anlaufstelle für hochwertige psychologische Diagnostik und daran anschließender Förderung zu bieten.
Mit der Einbettung der pädagogisch-psychologischen Forschungsambulanz in die schulpraktische Ausbildung, dient sie dem Erwerb diagnostischer Kompetenzen und der Realisation von Fördermaßnahmen als Standardelement im schulischen Alltag. Die Studierenden werden darin geschult, sich der Thematik Inklusion und Heterogenität evidenzbasiert zu nähern. Zudem wird ein Register angelegt, in welchem der Beratungsverlauf vollständig erfasst wird. Dieses Register ermöglicht die gezielte Nutzung der gesammelten Daten von Diagnostik und Förderung zu Lehr- und Forschungszwecken.
Kooperationen
Die FoBu versteht sich nicht als singuläres zusätzliches Bildungsangebot, sondern möchte über Kooperationen Bestandteil eines Netzwerkes für Bildungsbelange der Metropole Ruhr sein. Hierzu findet bereits mit der Schulberatungsstelle Essen eine Kooperation statt. Langfristiges Ziel ist es, in Kooperation mit Bildungseinrichtungen (vorrangig Schulen und Kindergärten), Kinder mit einem erhöhten Risiko für Lern- und Leistungsbeeinträchtigungen bis spätestens Ende der Schuleingangsphase zu identifizieren und Fördermöglichkeiten anzuregen. Angehende Lehrer*innen, vor allem Primarlehrkräfte, sollen über die Kooperation mit Bildungsstätten auf die spezifischen Anforderungen des inklusiven Unterrichts vorbereitet werden. Des Weiteren strebt die FoBu die Vernetzung von Bildungsstätten und klinischen Einrichtungen an. Hierzu fanden bereits Gespräche mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Essen und dem Sozialpädiatrischen Zentrum des Elisabeth-Krankenhauses in Essen statt. Ziel ist es, hier pädagogische und klinische Sichtweisen auf das Kind zu einem gesamten Bild zu bündeln. Angehende Lehrer*innen erhalten damit eine Wissenserweiterung und -schärfung für zusätzliche und/oder begleitende psychische Beeinträchtigungen des Kindes.
Mehrwert für Studierende, Lehrer*innen, Schulen
Die Lehr- und Forschungsambulanz bietet die Möglichkeit, einen hohen praktischen Bezug durch die Arbeit an realen Fällen in die grundständige Lehre zu integrieren. Lehramtsstudierenden wird es ermöglicht, Erfahrungen mit den Anforderungen inklusiven Unterrichts zunächst in der Einzel- oder Kleingruppenförderung zu sammeln. Unter Supervision werden additive Förderelemente selbstständig entwickelt und an kooperierenden Schulen umgesetzt.
Gleichzeitig versteht sich FoBu als Beratungsstelle für Schulen, Lehrkräfte, Eltern und Kinder. Sie schafft hierfür die Voraussetzung durch eine fundierte psychologische Diagnostik, die Beratung von Schülern, Eltern und Lehrkräften, sowie die Vermittlung der Schüler*innen in eine geeignete Fördermaßnahme und deren Supervision. Für Schulen und Lehrkräfte ist die FoBu ein Ansprechpartner, der langjährige Erfahrung in der Diagnostik und Förderung von Lern- und Leistungsstörungen besitzt. Bspw. steht mit dem derzeit evaluierten Förderprogramm Kalkulie ein evidenzbasiertes Instrument zur Diagnose und Förderung von rechenschwachen Schüler*innen zur Verfügung.
Mehrwert für Eltern und Kinder
Lern- und Leistungsstörungen im Grundschulalter sind keine Seltenheit. Ca. 10 % aller Kinder zeigen Auffälligkeiten einer Lese-Rechtschreibstörung und ca. 5-7 % besitzen eine Rechenstörung. Vielfach resultieren hieraus schwerwiegende und überdauernde Defizite, die das Lernen und den Schulerfolg deutlich beeinträchtigen. Eine frühzeitige Diagnostik in der Schuleingangsphase und die Vermittlung in passende Förderangebote sind daher notwendig und werden von der FoBu angeboten, um schwerwiegenden Verläufen entgegenzuwirken. Da Lern- und Leistungsstörungen das Risiko für die Entwicklung sozialer und psychischer Beeinträchtigungen erhöhen, nimmt in der FoBu die psycho-soziale Entwicklung des Kindes einen hohen Stellenwert ein. Eine Überprüfung psychischer Belastungsfaktoren und Verhaltensauffälligkeiten wird mittels anamnestischer Gespräche und testdiagnostischer Verfahren durch die FoBu-Mitarbeiter*innen garantiert.
Wissenschaftlicher Mehrwert
Durch das systematische Erfassen von Kindern mit Lern- und Leistungsproblematiken und dem engen Monitoring einer Förderung liegt sukzessive eine Datenbank vor, die es z. B. ermöglicht Trainings zu evaluieren. Zudem lassen sich Längs- sowie Querschnittsstudien verankern, die auf den Datenpool zugreifen können. Dies ermöglicht praxisnahe Forschung und die Möglichkeit, Abschlussarbeiten für Studierende mit dem Schwerpunkt Inklusion anzusiedeln.