Projekte Sprachförderung
Integration von Seiteneinsteiger*innen in das Berufskolleg
Derzeit werden in das deutsche Schulsystem viele neu zugewanderte Schüler*innen aufgenommen, die aufgrund von Flucht und Migration zumeist ohne Kenntnisse und Kompetenzen in der deutschen Sprache in die Schulen eintreten und i. d. R. in sog. internationalen Förderklassen beschult werden. Diese Situation stellt insbesondere für die Berufskollegs (BK) des Bundeslands NRW eine besondere Herausforderung dar; so erwarteten beispielsweise allein die Dortmunder Berufskollegs zum Schuljahr 2014/2015 ca. 400 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die dort beschult werden sollten.
Projektziele
Da an Berufskollegs – wie auch an anderen Schulformen – bisher für das Unterrichten von neu zugewanderten Schüler*innen nur sehr eingeschränkt wissenschaftlich fundierte Konzepte und kaum entsprechend qualifizierte Lehrer*innen zur Verfügung stehen, wird aktuell insbesondere von den Berufskollegs verstärkt Unterstützung bei dem Institut Deutsch als Zweit- und Fremdsprache der Universität Duisburg-Essen (UDE) angefragt. Ein wichtiges Anliegen der Lehrerbildung muss somit darin bestehen, Studierende für das Unterrichten in sog. internationalen Förderklassen zu qualifizieren (Phase 1), diese Qualifizierung im Vorbereitungsdienst fortzusetzen (Phase 2) und auch für die Fort- und Weiterbildung in der Lehrerbildung passgenaue Angebote zu schaffen (Phase 3). Der Fokus liegt in diesem Projekt auf der ersten und zweiten Phase: Angestrebt ist eine Verknüpfung der Ausbildung Studierender des Lehramts für BKs im Praxissemester über Studien- und Unterrichtsprojekte zum Unterrichten von Seiteneinsteiger*innen mit der Qualifizierung von Referendar*innen für das Unterrichten von Seiteneinsteiger*innen an BKs. Außerdem soll ein Curriculum zur Fortbildung für Fach- und Seminarleiter*innen an den ZfsL erstellt werden.
Arbeitsschritte
Im ersten Schritt ist die Erforschung des Qualifizierungsbedarfs von Referendar*innen für das Unterrichten von neu zugewanderten Schüler*innen an BK geplant. Hierzu sind zunächst Interviews mit ZfsL-Leitern vorgesehen. Anschließend folgt eine Fragebogenstudie mit Referendar*innen zu diesem Thema. Diesem Qualifizierungsbedarf soll anschließend über spezifische Angebote in der universitären Lehre Rechnung getragen werden, z. B. auch über die Konzeption von Studienprojekten für das Praxissemester. In einem weiteren Schritt werden Fortbildungen an ausgewählten ZfsL durchgeführt und evaluiert.
Kooperationen
Innerhalb des an der UDE bereits bestehenden BISS-Projekts Integration von Seiteneinsteiger*innen in die Sekundarstufe II – ein Entwicklungsprojekt zur Erst- und Anschlussförderung im Berufskolleg besteht eine Kooperation mit zwölf Berufskollegs in NRW. Alle Schulen nehmen an der bundesweiten Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ teil. Diese Kooperationen und Netzwerke können genutzt werden, um Bedarfserhebungen durch Interviews und Fragebögen durchzuführen.
Außerdem werden auch die Kontakte und Ergebnisse anderer bestehender Projekte, wie v. a. ProDaZ - Deutsch als Zweitsprache in allen Fächern und Förderunterricht für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund genutzt. Ferner werden im Rahmen des Projekts die Lehr-Angebote des Zusatzzertifikats Sprachbildung in mehrsprachiger Gesellschaft (ZuS) unterstützt, das als weiteres Teilprojekt Koordination Mehrsprachigkeit/Sprachförderung und Inklusion im Gesamtprojekt ProViel verortet ist.
Nachhaltigkeit
Das Projekt ist in die Aktivitäten der UDEeingebunden, indem es zur Stärkung der Profillinie Diversity beiträgt, der Verzahnung der ersten und zweiten Phase der Lehrerbildung dient und hierbei die Forschungsaktivitäten im Bereich Schul- und Unterrichtsforschung verstärkt. Die Qualifizierung zukünftiger Referendar*innen für das Unterrichten von neu Zugewanderten und damit sehr heterogenen Klassen liefert einen wichtigen Baustein in diesem Kontext, der innovativ und nachhaltig angelegt ist.
Zudem sollen die Projektergebnisse in andere Bundesländer transferiert werden.