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UDE-Studie zu G8/G9

Doppeljahrgang – Quo vadis?

  • 03.04.2017

Wo sind sie geblieben, die Abiturienten von 2013? Damals haben die letzten Absolventen des neunjährigen Gymnasiums „G9“ zeitgleich mit den ersten „G8“-Schülern das Abitur gemacht. Vor- und Nachteile einer kürzeren oder längeren Schulzeit werden immer noch heftig diskutiert. Was die Betroffenen selbst davon halten und was aus ihnen geworden ist, hat das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) in einem Lehrforschungsprojekt untersucht.

Ein Ergebnis der qualitativen – nicht repräsentativen – Befragung drei Jahre nach dem Abschluss: Ob junge Menschen ihr Reifezeugnis nach acht- oder neun Jahren erworben haben wirkt sich nicht auf ihre Chancen aus. Es lassen sich auch keine Unterschiede bei den Übergangsverläufen erkennen – die befragten G8er und G9er haben sich etwa gleich häufig für eine Zwischenstation – also ein Jahr im Ausland oder im Freiwilligendienst – oder aber für den direkten Weg in Studium oder Ausbildung entschieden.

2013 von Betroffenen geäußerte Befürchtungen, dass der Doppeljahrgang wegen der hohen Absolventenzahlen schlechte bis sehr schlechte Perspektiven habe, bestätigten sich in der Befragung 2016 nicht. Die kürzere Schulzeit hat nach Einschätzung der Mehrheit keine besonderen Nachteile gebracht; die meisten litten weder unter höherem Leistungsdruck, noch fühlten sie sich überfordert. Kritisiert werden – vor allem von den G9-Prüflingen – fehlende Freizeit und zu wenig Zeit zum Lernen im G8-Bildungsgang. „Wer G8 durchlaufen hat, betrachtet seinen Bildungsgang selbst wesentlich weniger problematisch“, stellten die IAQ-Forscherinnen Dr. Brigitte Micheel und Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey fest.

Unabhängig von G8 oder G9 ist die Entscheidung für den weiteren Bildungsweg sehr komplex und stellt an junge Erwachsene hohe Anforderungen, wie die Befragung zeigt. Die Eltern spielen im Orientierungsprozess eine große Rolle. Die grundsätzliche Entscheidung „Studium ja oder nein“ ist dabei nur selten eine Frage des Geldes. Aber die hohen Wohnkosten in teuren Uni-Städten und Studiengebühren im Ausland beeinflussen durchaus, wo und was man studiert, und beschränken die Wahlfreiheit.

Die Berufs- und Studienorientierung in der Oberstufe ist nach Einschätzung der IAQ-Forscherinnen ausbaufähig. Die Mehrheit der ehemaligen Schüler ist damit eher unzufrieden; bei anderen zeigt sich, dass sie wichtig für ihre Entscheidung war. Die Angebote von Schulen, Berufsberatung und Hochschulen müssten weiterentwickelt werden und den individuell sehr unterschiedlichen Bedarf berücksichtigen. Das Fazit der IAQ-Forscherinnen: „Es ist dringender, sich um die Anschlussperspektiven und um geeignete Konzepte zu kümmern, wie der Übergang von der Schule begleitet werden kann, als über G8 oder G9 zu debattieren!“

Weitere Informationen: http://www.iaq.uni-due.de/iaq-report/
Dr. Brigitte Micheel, 0203 379 1817, brigitte.micheel@uni-due.de; Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey, 0203 379 1805; sybille.stoebe-blossey@uni-due.de

Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0157/7128 3308, claudia.braczko@uni-due.de

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