UA Ruhr: Überkapazitäten sinnvoll speichern
Strom speichern unter der Erde
- von Meike Drießen (RUB)
- 13.09.2017
Strom aus erneuerbaren Quellen hat einen Haken: Er entsteht nicht dann, wenn er gebraucht wird, sondern dann, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht. Um ihn effizient zu speichern, untersuchen Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der Universität Duisburg-Essen (UDE) die Machbarkeit eines unterirdischen Pumpspeicherkraftwerks auf dem Gelände der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop.
Im Wissenschaftsmagazin Rubin der RUB erläutern die Ingenieure den aktuellen Stand des Projekts. Normalerweise befinden sich solche Kraftwerke an Orten, die es erlauben, zwei Seen auf verschiedenen Höhen zu verbinden, zum Beispiel einen gestauten Fluss und einen künstlichen See auf einem Berg. Wird Strom erzeugt, der gerade nicht benötigt wird, treibt man damit Pumpen an, die das Wasser in den oberen See befördern. Bei Strombedarf lässt man das Wasser wieder herunterfließen, wobei es Turbinen antreibt, die wiederum Strom erzeugen. Ein unterirdisches Pumpspeicherkraftwerk in Bottrop wäre das erste weltweit. Dabei befindet sich über Tage ein künstlicher See. Anstelle eines weiteren Sees liegt der untere Wasserspeicher tief unter der Erde.
Vorhandene Strukturen nutzen
„Der Reiz an Zechenstandorten liegt darin, dass man vorhandene Infrastrukturen nutzen könnte“, so Prof. Dr. Hermann-Josef Wagner vom Lehrstuhl für Energiesysteme und Energiewirtschaft der RUB. „Man könnte zum Beispiel die Zugänge und Schächte für das Pumpspeicherwerk umfunktionieren“, ergänzt Prof. Dr. André Niemann vom Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der UDE. Als sie in der ersten Projektphase diesen Charakteristika der Zeche auf den Zahn fühlten, mussten die Forscher zu ihrer eigenen Überraschung allerdings feststellen, dass es unter wirtschaftlichen Aspekten teilweise sinnvoller wäre, die vorhandenen Strukturen nicht zu nutzen, sondern neue zu bauen. „Es wäre zum Beispiel aufwendiger, wie ursprünglich geplant alte Stollen wasserdicht zu isolieren und als unterirdischen Wasserspeicher zu nutzen, als einen neuen Stollen anzulegen“, erklärt Wagner.
Die Forscher prüften auch, ob man einen vorhanden Schrägschacht zum Transport der Turbinen in ihre unterirdische Kaverne nutzen kann. Zurzeit beschäftigen sie sich mit der Frage, wie man ein unterirdisches Pumpspeicherkraftwerk auslegen müsste, um es wirtschaftlich betreiben zu können. Rund 40 Kubikmeter Wasser müssten pro Sekunde durch die Turbinen fließen, damit das Kraftwerk Strom zu einem konkurrenzfähigen Marktpreis erzeugen kann. Welche Art von Turbine ist am besten geeignet?
Da die Anforderungen an den Stromspeicher noch unklar sind, rechnet das Forscherteam mit verschiedensten möglichen Szenarien, damit die Entscheidung für oder gegen den Bau später auf einer soliden Grundlage getroffen werden kann. Ein wichtiges Vorhaben der laufenden zweiten Projektphase ist es daher auch, mögliche Betreiber für das Pumpspeicherkraftwerk zu finden und anzusprechen. Wagner und Niemann hoffen, dass das unterirdische Pumpspeicherkraftwerk auf dem Gelände der Zeche Prosper-Haniel gebaut wird. Schon alleine, weil es das erste weltweit wäre – „eine Riesenattraktion“, schwärmen sie. Interessenbekundungen gibt es schon reichlich, unter anderem aus China.
Die Universitätsallianz Ruhr (UA Ruhr)
Seit 2007 arbeiten die drei Ruhrgebietsuniversitäten unter dem Dach der UA Ruhr strategisch eng zusammen. Durch Bündelung der Kräfte werden die Leistungen der Partneruniversitäten systematisch ausgebaut. Unter dem Motto „gemeinsam besser“ gibt es inzwischen über 100 Kooperationen in Forschung, Lehre und Verwaltung. Mit mehr als 120.000 Studierenden und nahezu 1.300 Professorinnen und Professoren gehört die UA Ruhr zu den größten und leistungsstärksten Wissenschaftsstandorten Deutschlands.
Weitere Informationen:
Beitrag im Wissenschaftsmagazin Rubin der RUB
Prof. Dr. Hermann-Josef Wagner, Lehrstuhl für Energiesysteme und Energiewirtschaft, Ruhr-Universität Bochum, Tel.: 0234/32-26046, lee@lee.rub.de