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Logistik-Studie zusammen mit der Niederrheinischen IHK

Ruhende Verkehre richtig steuern

  • von Maike Rellecke
  • 13.10.2017

Wachsende Güterverkehre stellen moderne Logistikstandorte vor große Herausforderungen: Lkws, die warten, oder Fahrer, die ihre Pausen einhalten, brauchen Plätze, wo sie parken und sich ausruhen können. Zusammen mit der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve eine Bestandsaufnahme für den Niederrhein gemacht und Empfehlungen entwickelt.

Dabei stehen Aspekte wie die Sicherheit für Fahrer und Ladung, die effiziente Steuerung des Verkehrs und die Erwartungen von Fahrern, Unternehmern und Bevölkerung im Fokus. Der Logistikstandort Duisburg-Niederrhein stellt sich damit als einer der ersten dieser Herausforderung. Im Schnitt verbringt jeder Lkw mehr als die Hälfte des Tages auf Park- und Rastplätzen, um die vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten. Das stellt Kommunen ebenso auf die Probe wie die lokalen Gewerbetreibenden.

„Fehlender Parkraum belastet die Fahrer, erschwert die Planung von Lieferzeiten und kann, je nach geladener Ware, auch ein Risiko für die Sicherheit der Ladung sein“, weist IHK-Geschäftsführer Ocke Hamann auf die Probleme hin. Am Niederrhein gibt es auch deshalb besonderen Bedarf, weil in den Niederlanden Parkverstöße seit einigen Jahren massiv geahndet werden. „Das kann für die Fahrer teuer werden, deshalb suchen sie sich lieber einen Parkplatz in Deutschland“, erläutert Sabine Jürschik, Projektleiterin bei der IHK.

Bessere Beschilderung und Parkleitsysteme

Mit Anreizen und regulatorischen Maßnahmen können Kommunen kurzfristig steuernd in den ruhenden Verkehr eingreifen“, stellt Prof. Dr. Bernd Noche vom Zentrum für Logistik und Verkehr der UDE klar. „Langfristig müssen wir durch bessere Beschilderung und Parkleitsysteme auf die bestehenden Angebote hinweisen. Dafür bieten auch digitale Helfer wie Apps und Reservierungssysteme Chancen.“

Die Studie ist in enger Zusammenarbeit zwischen der Niederrheinischen IHK, dem Zentrum für Logistik und Verkehr sowie dem UDE-Lehrstuhl für Transport- und Logistiksysteme entstanden. Bei der Suche nach Lösungen in fachübergreifenden Arbeitsgruppen wurde deutlich, dass es nicht nur einen richtigen Weg gibt. Für jeden Standort muss ein individuelles Maßnahmenpaket geschnürt werden.

Ein Beispiel: Für den Logistikstandort Kaßlerfeld in Duisburg haben die Gewerbetreibenden mit der Stadt vereinbart, dass die Plätze für Lkw deutlicher gekennzeichnet werden, dass regelmäßige Kontrollen durchgeführt und auch Verweise ausgesprochen werden. Zudem steht die Frequenz der Straßenreinigung zur Diskussion.

Parkraum teilen

Den bestehenden Parkraum der Betriebe zu teilen, das sogenannte Shared Parking, kann die Speditionen und ihre Fahrer ebenfalls entlasten. Zusätzlich könnten in Spitzenzeiten Pkw-Parkplätze für Lkws freigegeben werden, so die Überlegung der Experten. Mittels einer optimierten Zuflusssteuerung lässt sich der Verkehr besser koordinieren, während die Lkw-Fahrer auf Parkplatzsuche sind.

Hierfür gibt es in der Region bereits gute Beispiele großer Unternehmen. Sie nutzen digitale Verkehrstechnik, so dass die Lkw-Fahrer an Selbstbedienungsterminals für eine automatisierte Selbstabfertigung sorgen können. Der Einlass- und Kontrollprozess wird auf diese Weise wesentlich vereinfacht und beschleunigt. „Langfristig geht es natürlich darum, neue Parkflächen zu schaffen. Durch den Investitionsrückstand lassen sich neue Investitionen schnell amortisieren“, schlussfolgert Noche.

Flyer in rumänisch und polnisch

Im Laufe des Projekts wurde ein Flyer für Lkw-Fahrer entwickelt, der auch für Reisende aus Rumänien und Polen verständlich aufbereitet ist. „Sprachbarrieren und fehlende Ortskenntnis sind ein großes Problem“, erklärt Sabine Jürschik. „Anhand gängiger Symbole können die Fahrer mit unserer Anleitung sehen, wo es Parkplätze mit Toiletten oder Imbiss gibt.“Die Studie wurde im Rahmen des Projekts „Der Niederrhein, ein sicherer Logistikstandort“ erstellt und mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes NRW gefördert.

Weitere Informationen:
http://www.ihk-niederrhein.de/ruhende-verkehre-richtig-steuern
https://www.uni-due.de/apps/rss.php?id=499&db=zlv

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