Erwan Bertin mag Berge. Die aus Papier machen ihm jedoch zu schaffen.

„Ein Alptraum“

  • von Ulrike Bohnsack
  • 15.12.2017

Irgendwie hatte Erwan Bertin sich das anders vorgestellt: Der Geburtstagskuchen für den Kollegen war flach wie ein Brett. Denn der Franco-Kanadier hatte beim Einkaufen schlicht die deutschen Worte für Backpulver und Hefe verwechselt. Und wie das Backwerk will auch die Begeisterung des 30-Jährigen nicht richtig aufgehen, wenn er über seine Zeit an der UDE erzählt.

Seit Januar forscht der Postdoc als Humboldt­Stipendiat in der Technischen Chemie. Er ist auf die Elektrokatalyse spezialisiert, arbeitet viel im NanoEnergieTechnikZentrum, dessen Ausstattung ihn beeindruckt.

Ansonsten sei fast alles hier im Ruhrgebiet anders als zuhause, „Mentalität, Essen, Autofahren, Landschaft...“. Das hat Erwan Bertin, der gerne berg- und skiwandert, auch erwartet. Nicht hingegen, dass er in seiner Arbeitsgruppe der einzige Ausländer ist. Die Tage im Labor sind lang, das macht ihm wenig aus – „so ist Wissenschaft“. Was ihn jedoch schier verzweifeln lässt, ist „der ganze Papierkram. Ein Alptraum!“

Und dann das viele Deutsch. Seine Kenntnisse reichen nicht, um Formulare auszufüllen, Sicherheitsvorschriften oder Brandschutzübungen zu verstehen. Warum geht das nicht auf Englisch?, fragt er. „Die Uni möchte attraktiv sein für Wissenschaftler aus aller Welt. Dann muss es auch möglich sein, sich in einer Weltsprache zu verständigen.“

In Alltagsdingen kommt er mittlerweile klar. Dass man beim Bäcker auf die Frage „Geschnitten oder am Stück?“ nicht mit „Nein, danke“ antwortet, hat er schnell gelernt. Ebenso, was Berliner Brot und Stuten unterscheidet und dass sonntags nicht der beste Tag zum Einkaufen ist.

Ein Jahr früher als geplant kehrt Erwan Bertin jetzt nach Kanada zurück. Er hat eine Stelle angeboten bekommen: in einem Exzellenzprojekt an der Uni Calgary. „Das konnte ich einfach nicht ausschlagen.“ 

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