© Michael Reimer/Stadtwerke Lemgo

Klimaschutzprojekt InSekt startet

Tonnenweise CO2 einsparen

  • von Ulrike Bohnsack
  • 13.07.2018

Immer noch stößt Deutschland zu viele Treibhausgase aus. Ein Projekt der Universität Duisburg Essen (UDE), der Bergischen Universität Wuppertal sowie der Stadtwerke Lemgo könnte den Klimaschutz voranbringen. Ihre Idee: Eine umweltfreundliche Abwasser-Wärmepumpe wird durch eine neuartige Automatisierung so gesteuert, dass jährlich etwa 3.200 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. ‚InSekt‘, so der Name des vielversprechenden Vorhabens, wird aus EU- und Landesmitteln gefördert.*

Aus Abwasser lässt sich sehr gut Wärme gewinnen – genau das möchten die Stadtwerke Lemgo tun: Sie beginnen demnächst mit dem Aufbau einer großen Wärmepumpe an ihrer zentralen Kläranlage. Dort soll mithilfe von Wind- und Solarenergie Wärme aus dem Abwasser gewonnen und ins örtliche Netz eingespeist werden. Etwa 1.600 Haushalte und Betriebe ließen sich dadurch beheizen und mit warmem Wasser versorgen.

Softwareagenten steuern die Anlage
Zwar haben Fernwärmenetze einen hohen Wirkungsgrad, es geht aber auch immer Energie verloren, sei es bei der Einspeisung oder dem Transport durchs Leitungssystem. Um die Verluste möglichst gering zu halten, entwickeln die Wissenschaftler beider Universitäten eine neue Betriebsstrategie. So genannte Softwareagenten steuern und regeln die Anlagen automatisch. Diese eigenständig arbeitenden Computerprogramme kennt man etwa aus der industriellen Fertigung; sie in Wärmeversorgungsystemen zu installieren, ist hingegen neu.

Die Energietechniker der UDE, die das Projekt leiten, sind Experten für Wärmenetze. Sie sorgen im Projekt dafür, dass Messwerte und Faktoren – etwa Netztemperaturen – korrekt berücksichtigt werden und die Anlagen stabil Wärme liefern. Die Wirtschaftsinformatiker der UDE entwickeln die Software weiter und integrieren beispielsweise Netzdaten der Stadtwerke oder aktuelle Wettervorhersagen in das Programm.

intelligenten Kopplung von Strom und Wärme
Die Wuppertaler Fachleute für Elektrische Energieversorgungstechnik bringen ihr Wissen zu den Stromnetzen ein. Da die Wärmepumpe mit einer hohen Leistung (etwa 1,1 Megawatt) versorgt werden muss, wirkt sich das auf die Stabilität des Lemgoer Stromnetzes aus. Dies muss bei der Regelung der Wärmepumpe berücksichtigt werden.

Die drei Projektpartner sind überzeugt, dass sich mit dieser intelligenten Kopplung von Strom und Wärme jährlich um die 3.200 Tonnen Kohlendioxid einsparen lassen. Spätestens im Frühjahr 2021 werden sie wissen, ob sie damit richtigliegen. Anschließend möchten sie die Steuerung mittels Softwareagenten auf andere Anlagen, beispielsweise Solaranlagen übertragen. So ließe sich künftig überschüssige Solarenergie in das Wärmenetz einspeisen.

Weitere Informationen:
Universität Duisburg-Essen: Christian Thommessen, Energietechnik, Tel. 0203/37-9-2745, christian.thommessen@uni-due.de
Nils Loose, Wirtschaftsinformatik und Softwaretechnik, Tel. 0201/18-32467, nils.loose@icb.uni-due.de

Bergische Universität Wuppertal: Marcel Ludwig, Elektrische Energieversorgungstechnik, Tel. 0202/439-1978, marcel.ludwig@uni-wuppertal.de

Stadtwerke Lemgo: Ralf Settertobulte, Bereichsleiter Netze, Tel. 05261/255-107, settertobulte@stadtwerke-lemgo.de

Im Bild (oben)
An dieser Abwasser-Kläranlage wird die Wärmepumpe gebaut. Foto: Michael Reimer/Stadtwerke Lemgo

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