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IAQ-Empfehlungen für zielgenaue Rente

Erwerbsminderung besser absichern

  • von Claudia Braczko
  • 24.09.2018

Wer krank oder schwerbehindert ist, kann vorzeitig in Rente gehen – theoretisch. Denn das Bewilligungsverfahren bei Erwerbsminderung ist langwierig, die Zugangshürden sind hoch und die Rente oft niedrig. In einer aktuellen Studie für die Hans-Böckler-Stiftung zeigt das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE), wo es Verbesserungsmöglichkeiten gibt.

IAQ-Rentenexperte Prof. Dr. Martin Brussig und seine Forscherkolleginnen Dr. Patrizia Aurich-Beerheide und Manuela Schwarzkopf haben dafür rund 75 Vertreter von Rentenversicherung, Arbeitsagenturen, ärztlicher Begutachtung und anderen Experten in verschiedenen Regionen interviewt.

Die Bedeutung von Erwerbsminderungsrenten wird nach Einschätzung des IAQ-Forschungsteams weiter zunehmen, weil die Regelaltersgrenze steigt, viele nicht mehr bis dahin arbeiten können und Frühverrentungsmöglichkeiten „verschlossen“ sind, auch Verrentungen wegen psychischer Erkrankungen nehmen zu.

Das IAQ-Team schlägt deshalb vor, mehr Transparenz für die Versicherten zu schaffen, indem sie besser beraten werden und grundsätzlich ein Anrecht darauf haben sollten, ihren Fall der zuständigen Stelle persönlich vorzutragen. Kommunikationsbarrieren zwischen den Fachdisziplinen könnten durch Fortbildung, Wissensdatenbanken, Expertenpools und „professionsübergreifende Fallkonferenzen“ abgebaut werden.

Aber auch grundsätzlich müsste die Absicherung bei Erwerbsminderung überdacht werden: Versichert ist lediglich die Arbeitsfähigkeit – die Qualifikation zur Erwerbsfähigkeit und der vorherige Verdienst werden nicht berücksichtigt. „Um die vorzeitige Verrentung möglichst zu vermeiden, brauchen gesundheitlich eingeschränkte Menschen ernsthafte Unterstützung bei der Arbeitsmarktintegration“, fordert das IAQ-Team. „Anzustreben ist eine Erwerbsminderungsrente, die zielgenau ist, als gerecht akzeptiert wird, bei Erwerbsminderung sichert und bei der Rückkehr in Beschäftigung unterstützt!“

Weitere Informationen und Studie:
https://www.boeckler.de/6299.htm?produkt=HBS-006969&chunk=1
Prof. Dr. Martin Brussig, Tel. 0203.37.93931, martin.brussig@uni-due.de

Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0157/71283308, presse-iaq@uni-due.de

 

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