Tagung und Vortragsreihe

Eine Region und ihre Hochschulen

  • von Beate Kostka
  • 04.10.2018

Großer Bahnhof: Mit einer Tagung im Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg und einer Vortragsreihe an wechselnden Veranstaltungsorten macht die Universität Duisburg-Essen (UDE) auf ihre lange Hochschultradition aufmerksam.

Beide Veranstaltungen richten sich ausdrücklich auch an die interessierte Öffentlichkeit. Ab sofort kann man sich online Plätze sichern unter:

Bereits 1655 wurde die Alte Universität Duisburg gegründet. Sie musste allerdings vor genau 200 Jahren ihre Pforten schließen zugunsten der Bonner Neugründung. Erst 1972 blühte der Hochschulstandort wieder auf mit der Gründung der Gesamthochschulen in Duisburg und Essen, die sich 2003 zur heutigen Universität Duisburg-Essen zusammenschlossen.

Das Universitätsarchiv und das Institut für niederrheinische Kulturgeschichte und Regionalentwicklung (InKuR) der UDE nehmen dieses Jubiläum zum Anlass, am 12. Oktober eine Tagung („Eine Region und ihre Hochschulen: Duisburg und Essen 1655 – 1818 - 2018“) im Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg auszurichten sowie eine begleitende Vortragsreihe vorzubereiten, die im Wintersemester jeweils donnerstags an wechselnden Orten stattfindet.

Von einer hochschularmen zu einer überaus hochschulreichen Region

Im Fokus stehen die institutionellen Umbrüche im 19. und 20. Jahrhundert sowie ihre Wirkungen: Wie veränderten sich die Strukturen und Aufgaben der regionalen (Hoch-)Schuleinrichtungen, und was haben diese Funktionswandlungen zu bedeuten?

Deshalb blicken die beiden Veranstaltungen weit über die Schließung der alten Duisburger Universität hinaus und wie sich dies in der Zeit des deutschen „Universitätssterbens“ um 1800 hinaus auswirkte. Der Historiker und Tagungsleiter Prof. Dr. Ralf-Peter Fuchs: „Wir beleuchten auch die Gedenk- und Erinnerungsgeschichte zur einstigen Alma Mater in der ‚hochschullosen Zeit‘“.

Anschließend geht es um das Wiedererwachen des Hochschulstandorts im 20. Jahrhundert. Die Entwicklung der Gesamthochschulen und ihrer Vorgängereinrichtungen bis zur jetzigen Universität werden eingehend behandelt. Thematisiert werden auch universitätsnahe Institutionen, etwa die Folkwang Universität der Künste oder das Universitätsklinikum Essen. UDE-Archivleiter Dr. Hendrik Friggemann: „Der Wandel von einer hochschularmen zu einer überaus hochschulreichen Region ist in der Tat charakteristisch für unsere Region. Er erstreckt sich vom 19. bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.“

Die Vorträge finden im Wintersemester 2018/19 jeweils donnerstags von 18.15 bis 19.30 Uhr statt. Veranstaltungsorte sind:

  • die Stadtarchive in Duisburg und Essen
  • das Kulturwissenschaftliche Institut (KWI) in Essen
  • das Universitätsklinikum in Essen

Spiegel für das Zusammenwachsen der Region

Zweck und Aufgaben der Hochschulen sowie die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umstände beeinflussen sich gegenseitig. Veränderten sich die Umstände, wirkte sich dies unmittelbar auf die Hochschullandschaft aus, führte zu Neuorganisation oder Auflösung.

  • Die Alte Universität Duisburg diente beispielsweise vorwiegend der Ausbildung der calvinistischen Geistlichkeit für die Region. Die Landesuniversität stand allerdings bald in Konkurrenz zu den nahgelegenen und besser ausgerüsteten niederländischen Universitäten: die Studierendenzahlen sanken. Im Zuge der landessweiten Hochschulreform wurde die alte Universität Duisburg am 18. Oktober 1818 geschlossen.
  • Die 1891 in Duisburg angesiedelte Hüttenschule (ab 1894 „Königliche Maschinenbau- und Hüttenschule“) sollte insbesondere das mittlere Management für die lokale Industrie liefern. In den 1960er Jahren erfolgte die Anerkennung als Fachhochschule, einem der drei Gründungskerne für die 1972 gegründete Gesamthochschule Duisburg.
  • Die wechselnde Hochschulzuordnung spiegelt sich auch an den 1905 gegründeten Städtischen Krankenanstalten Essen wider: Sie erlangten 1963 erstmals Universitätsstatus und waren bis zur Gründung der Ruhr-Universität Bochum 1967 zunächst der Universität Münster angeschlossen. Als die Essener Gesamthochschule 1972 ins Leben gerufen wurde, wurden die Kliniken dort als Medizinische Fakultät eingegliedert.
  • Wechselvoll war auch Zuordnung von Teilen der heutigen Folkwang Universität der Künste in Essen: 1972 wurde „Folkwangschule für Gestaltung“ als eigener Fachbereich in die Gesamthochschule Essen eingegliedert, kehrte aber 2007 wieder zurück zur Folkwang Hochschule.

In der Hochschulentwicklung spiegelt sich das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenwachsen der Region Duisburg und Essen: Seit dem 19. Jahrhundert wurden Einrichtungen mit ähnlicher oder gleicher Funktion in beiden Städten gegründet, z.B. Maschinenbauschulen, Pädagogische Akademien, Gesamthochschulen. Höhepunkt dieses Entwicklungsprozesses ist die Gründung der Universität Duisburg-Essen 2003.

zum Bild:
Feierliche Eröffnung der alten Universität Duisburg in der Salvatorkirche am 14. Oktober 1655. Das um 1900 entstandene Gemälde, das heute im Ratssaal der Stadt hängt, stammt von Prof. Willy Spatz (Quelle: Gernot Born/Frank Kopatschek, Die alte Universität Duisburg 1655-1818, Mercator-Verlag Duisburg 1992, Seite 25).

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Ralf-Peter Fuchs, Historisches Institut, ralf-peter.fuchs@uni-due.de, Tel. 0201/18 3-2540
Dr. Hendrik Friggemann, Uni-Archiv, hendrik.friggemann@uni-due.de, Tel. 0203/37 9-4492

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