2. Vortrag der Mercator-Professur 2018
Staat der Bürger
- von Beate Kostka
- 28.11.2018
Mehr als tausend Zuhörer folgten dem zweiten Vortrag von Altbundespräsident Joachim Gauck als Mercator-Professor der Universität Duisburg-Essen (UDE) am 27. November am Essener Campus. Im Mittelpunkt stand der Staat der Bürger in Zeiten neuer Verunsicherungen.
Gauck beleuchtete zunächst den tiefgreifenden Wandel in Wirtschaft („Globalisierung“) und Gesellschaft („Digitalisierung“), aber auch die Zuwanderung. All dies habe vielfältige Ängste – vor Überforderung, drohendem Abstieg oder Orientierungslosigkeit – geweckt, die Populisten auszunützen verstünden.
„Doch statt diese Zukunftsvision als ein gefahrvolles Tal der Tränen auszumalen, sollten wir uns auf Veränderungen positiv einstellen und alle Menschen möglichst gut für sie wappnen, um jedenfalls einen Teil der Ängste zu verringern“, so Gauck. Es komme darauf an, das seelische Gleichgewicht zu behalten und das Vertrauen auf sich selbst: „Wir können das schaffen, auch weil wir ermächtigende Erfahrungen gesammelt haben, als wir Not und Krisen überwunden haben und das Land zu einem lebens- und liebenswerten Raum gemacht haben.“
Er warnte aber auch vor den Gefahren der Ungeduld: „Respektieren wir, dass Menschen, um sich mit dem Wandel anzufreunden, Zeit brauchen und Möglichkeiten der Einübung, ihn in ihr Leben zu integrieren. Leisten wir uns als Demokraten tatsächliche Debatten mit Andersdenkenden und vor allem Anderslebenden.“
Gauck appellierte an das Publikum, sensibel zu werden für die Perspektiven, Nöte und Sorgen der anderen und sie mit ihren Sorgen nicht den Populisten mit ihren einfachen Weltbildern zu überlassen. Die Last der Veränderung müsse gemeinsam getragen werden, sei es durch verstärkte (Weiter-)Bildung oder mehr bürgerschaftliches Engagement, etwa im Ehrenamt, „hier treffen ganz unterschiedliche Menschen aufeinander und setzen ihre Leben in gemeinsame Beziehung zueinander.“
Die Dokumentation der beiden Vorträge sind unter https://www.uni-due.de/de/mercatorprofessur abrufbar.
Redaktion: Beate Kostka, Tel. 0203/379-2430