HIV- und STI-Epidemien verstehen und bekämpfen
EU-weites Präventionsnetzwerk
- von Beate Kostka
- 21.12.2018
Die größte systematische epidemiologische Studie für sexuell übertragbare Infektionskrankheiten, die jemals europaweit durchgeführt worden ist, wird derzeit am Institut für HIV-Forschung der Universität Duisburg-Essen (UDE) vorbereitet. Projektleiter Prof. Dr. Hendrik Streeck: „Wir werden im Verbund untersuchen, wie solche weit verbreiteten Krankheiten entstehen und wie man die Verlässlichkeit von Vorbeugemaßnahmen, z.B. Impfen, überprüfen kann.“
Die Studie startet Anfang 2019 in mehreren europäischen Städten, darunter Barcelona, Bordeaux, Breslau, Budapest, Danzig, Madrid, Mailand, Paris, Rom, Stettin und Warschau. Eine ähnliche Studie läuft bereits in Berlin, Essen, Bochum, München, Hamburg, Köln und Frankfurt/M. Insgesamt sollen 5.500 Personen mit erhöhtem Risiko für eine sexuell übertragbare Infektion in beide Studien eingeschlossen werden.
Gefragt wird u.a. danach, wie es zu HIV- und Hepatitis (A, B und C)-Epidemien kommt und wie sich die häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) in Risikogruppen verbreiten. Projektpartner sind das Institut für HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der UDE, die Janssen Vaccines & Prevention B.V. als Teil der Janssen Pharmaceutical Companies von Johnson & Johnson sowie weitere renommierte Organisationen.
Europäisches Präventionsnetzwerk
Parallel zu dieser Studie wird ein europäisches Präventionsnetzwerk für HIV und STIs aufgebaut, in dem Institute, Universitäten, Kliniken und Privatpraxen zusammenarbeiten. Streeck: „Ziel ist, die Ausbreitung der sexuell übertragbaren Infektionskrankheiten zu verstehen, um Methoden für das Management dieser Infektionen zu entwickeln.“
STIs sind ein bedeutendes globales Gesundheitsproblem und gehören zu den häufigsten Infektionen weltweit. "Leider wurden bislang nur für wenige dieser Erkrankungen Präventionsmethoden entwickelt", so Prof. Streeck und weiter: "Wir werden uns in unserem Netzwerk auf alle sexuell-übertragbaren Erkrankungen konzentrieren, so dass auch ein gemeinsames Auftreten verstanden werden kann."
400 Millionen neu Erkrankte
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) treten weltweit jedes Jahr mehr als 400 Millionen neuer Fälle der vier häufigsten STIs auf (Chlamydia trachomatis, Neisseria gonorrhoeae, Syphilis und Trichomonas vaginalis). Die zunehmende Resistenz gegenüber Antibiotika, etwa bei der Gonorrhö (Tripper), macht allerdings Sorgen und begrenzt die Behandlungsmöglichkeiten. Wenn man mehr über die Verbreitung von STIs einschließlich HIV versteht, lassen sich solche Infektionen in Zukunft möglicherweise besser verhindern.
Das Netzwerk erforscht auch die HIV-Infektion, die mittlerweile zwar behandelt und kontrolliert, aber noch nicht geheilt werden kann. Gerade in Osteuropa zeigt sich derzeit ein starker Anstieg der HIV-Infektionen. Prof. Streeck: „Dies macht deutlich, dass die weltweite HIV-Epidemie noch nicht unter Kontrolle ist.“ Das Netzwerk soll Aufschluss darüber geben, wer ein Risiko hat, sich mit HIV zu infizieren und wie neue Präventionsmethoden dazu beitragen können, die HIV Epidemie einzudämmen.
Eine neu eingeführte HIV-Präventionsmaßnahme, die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP), kann effektiv vor einer HIV-Infektion schützen, wird aber noch nicht flächendeckend in der EU eingesetzt. Die Forschergruppe wird untersuchen, wie sich die PrEP-Einführung auswirkt und das Auftreten von HIV und STIs im Laufe der Zeit verändert.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Hendrik Streeck, Institut für HIV-Forschung, Tel. 0201/723-4225, hendrik.streeck@uk-essen.de
Redaktion: Beate Kostka, Tel. 0203/379-2430, beate.kostka@uni-due.de