Friedensgutachten vorgestellt

Wettrüsten verhindern

  • von Ulrike Bohnsack
  • 04.06.2019

Krisen, wohin man schaut: Weltweit haben die Gewaltkonflikte zugenommen, internationale Verträge werden aufgekündigt, Menschenrechte missachtet. Und dann sind noch die Vereinten Nationen geschwächt. „Vorwärts in die Vergangenheit“ bringt das diesjährige Friedensgutachten die aktuelle Politik auf den Punkt. Die führenden deutschen Friedensforschungsinstitute, darunter das INEF, haben es jetzt auf der Bundespressekonferenz in Berlin vorgestellt. Sie fordern von der Bundesregierung, mehr Initiative zu ergreifen – gegen nukleare Aufrüstung und militärische Eskalation.

Im 164 Seiten starken Werk müssen die Autor*innen, wie schon so oft in den Vorjahren, eine traurige Bilanz ziehen: Die Zahl der Gewaltkonflikte ist unverändert hoch. Vor allem Auseinandersetzungen im Nahen Osten und in Afrika weiten sich aus. Rund 68,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht, weil ihr Leben von Krieg bzw. Repression bedroht ist oder Staaten auseinanderzufallen drohen. 

Vor diesem Hintergrund analysieren die Forscher*innen im Friedensgutachten „Vorwärts in die Vergangenheit? Frieden braucht Partner“ die weltweite Lage. Sie bilanzieren und bewerten, was sich gegenwärtig in der internationalen Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik tut, und geben Empfehlungen. Ein besonderer Fokus liegt diesmal auf der nuklearen Abrüstung und der Rüstungskontrolle.

Die internationale Ordnung zerfällt

„Vereinbarungen wie der Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme oder das Nuklearabkommen mit dem Iran wurden aufgekündigt. Die Großmächte, allen voran die USA, entziehen den Vereinten Nationen zunehmend die politische und finanzielle Unterstützung für ihre zentralen Aufgaben in der Friedenssicherung“, kritisieren die Herausgeber. Wie bedrohlich der Zerfall der internationalen Ordnung sei, zeigen die Kriege in Jemen und Syrien. Deshalb müsse gegen alle Kriegsparteien im Jemen – und nicht nur dort – ein unbegrenztes Waffenembargo verhängt werden.

Das Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) war diesmal federführend zuständig für das Kapitel „Nachhaltiger Frieden: Flucht und Gewalt“. Mitgewirkt hat es auch am Kapitel, das sich mit der geschwächten Position der Vereinten Nationen und einem stärkeren deutschen Engagement auseinandersetzt.

Schon seit 1987 bringen die vier führenden Friedensforschungsinstitute ein gemeinsames Jahrbuch heraus. Die deutschsprachige Publikation ist kostenlos abrufbar unter www.friedensgutachten.de/2019.

Weitere Informationen:
Pressemitteilung der Herausgeber
friedensgutachten.de
inef.uni-due.de

Redaktion: Ulrike Bohnsack, Tel. 0203/37-9 2429, ulrike.bohnsack@uni-due.de

 

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