Beschäftigung im Dachdeckerhandwerk
Alternde Branche auf Nachwuchssuche
- von Claudia Braczko
- 17.09.2019
Die Belegschaften im Dachdeckerhandwerk sind in den letzten dreißig Jahren massiv gealtert. Der Anteil der jüngeren Dachdecker unter 30 Jahren hat sich nahezu halbiert, der Anteil der über 50-Jährigen verdoppelt – beide Gruppen stellen heute je etwa ein Viertel der knapp 80 000 Beschäftigten dieser Zunft. Nach wie vor ist nur eine Minderheit der Dachdecker bis zur Rente im Beruf tätig. Das zeigt der aktuelle Altersübergangsreport des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der UDE.
Eine hohe Fluktuation kennzeichnet die Branche: Bereits in jungen Jahren wandern Fachkräfte ab, vielfach direkt nach der Ausbildung, stellen die Autoren der IAQ-Studie, Prof. Dr. Martin Brussig und Dr. Andreas Jansen, fest. Nur ein kleiner Teil der Dachdecker ist über Jahre hinweg kontinuierlich in diesem Beruf tätig. Von denen, die zwischen 1954 und 1958 geboren wurden und mit 30 Jahren in Westdeutschland in diesem Handwerk tätig waren, arbeitet nur etwa jeder Siebte bis zur Rente auf dem Dach.
Gesundheitliche Einschränkungen spielen dabei eine wesentliche Rolle, wie der vergleichsweise hohe Krankenstand von über sechs Prozent zeigt. Ältere Beschäftigte fallen nicht nur häufiger, sondern auch länger aus – jeder zweite Krankheitsfall bei Dachdeckern über 60 umfasst sechs Monate und mehr. „Die vermutlich unfreiwilligen vorzeitigen Abgänge aus dem Beruf wiegen besonders schwer“ meinen die Autoren. Denn die älteren Dachdecker mit ihren langen Arbeitszeiten und relativ hohen Stundenentgelten stellen einen zwar zahlenmäßig kleinen, aber wegen ihrer Erfahrung wichtigen Teil des Fachkräftereservoirs im Dachdeckerhandwerk.
Eine langfristige Fachkräftestrategie sollte deshalb zunächst darauf zielen, Beschäftigte durch Prävention und Arbeits- und Gesundheitsschutz länger zu halten. Wer aus gesundheitlichen Gründen den Beruf nicht mehr voll ausüben kann, sollte mit anderen Aufgaben betraut werden, bei denen die Erfahrungen und Kompetenzen eingebracht werden können, um einen Altersübergang in Würde zu ermöglichen.
Mit dem Altersübergangs-Kurzarbeitergeld liegen erste Vorschläge vor, um Einkommensrückgänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit abzufedern; auch andere Vorschläge wurden von den Gewerkschaften in die rentenpolitische Diskussion eingebracht. „Dies könnte dazu beitragen, eine seit langem bestehende Sicherungslücke für ein berufstypisches Risiko zu schließen und die Attraktivität des Dachdeckerhandwerks zu steigern“, hoffen die Autoren.
Weitere Informationen:
https://www.iaq.uni-due.de/auem-report/
IAQ: Prof. Dr. Martin Brussig, Tel. 0203/37 9-3931, martin.brussig@uni-due.de; Dr. Andreas Jansen, Tel. 0203/37 9-1391, andreas.jansen@uni-due.de
Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0157/71283308, presse-iaq@uni-due.de