Studierende untersuchen Stadtteil
Marxloh: Besser als sein Ruf?
- von Ulrike Eichweber
- 09.10.2019
Brautmodenmeile oder Schrottimmobilien, lebendiges, buntes Quartier oder No-Go-Area: Die Sicht auf Duisburg-Marxloh kann recht unterschiedlich ausfallen. Einen genaueren Blick auf das Stadtteilimage warfen Soziologie-Studierende der UDE im Lehrforschungsprojekt „Die Herstellung eines Problemviertels“. Sie werteten Zeitungsberichte aus und führten Interviews. Am 16. Oktober stellen sie ihre Ergebnisse öffentlich vor (18-20 Uhr, Gerhard-Mercator-Haus).
Um herauszufinden, wie über Marxloh in den Medien berichtet wird, verglichen die Masterstudierenden die nationale, lokale und Boulevard-Berichterstattung seit 2015. Sie werteten über 500 Artikel der FAZ, SZ, Bild, WAZ und Duisburger Stadt-Panorama aus. In die überregionale Presse schaffte es der Stadtteil erwartungsgemäß fast nur, wenn es um Kriminalität und Konflikte ging. Die lokalen Medien hätten umfassender und ausgewogener berichtet, zieht Laurens Lauer, einer der Projektleiter, eine erste Bilanz. Doch nicht nur das: „Es wird auch unterschiedlich mit Schuldzuweisungen und konkreten Forderungen umgegangen, was zu recht unterschiedlichen Problemvorstellungen führen kann“, so der Soziologe.
Vom Schultenhof zum Montanstandort und dann?
Außerdem interessierte die Studierenden, was im Viertel engagierte Menschen über die Entwicklungen denken. Dazu interviewten sie vor Ort Mitglieder von Vereinen, in Religionsgemeinschaften, Parteien oder Initiativen.
Dabei zeigt sich: Die Befragten bewerten die geschichtliche Entwicklung Marxlohs bis Ende der 1970er meist übereinstimmend: von einem Schultenhof zu einem Montanstandort. Verschiedene Sichtweisen tauchen erst für die Jahre danach auf. „Genau diese Zeit ist historisch kaum erforscht. Die wenigen Studien die es gibt, enthalten sehr widersprüchliche Informationen“, meint Dr. Glaucia Peres da Silva, Ko-Leiterin des Projekts. Und das spiegele sich auch in den Aussagen der Befragten wider. „Wir hatten den Eindruck, dass die Interviewten gezielt Informationen auswählten, die ihre Argumente untermauerten.“
Eins lasse sich aber feststellen: Je mehr sich die Interviewten in Marxloh einbringen und selbst Erfahrungen sammeln, desto positiver ist die Sicht auf ihren Stadtteil.
Weitere Informationen:
https://www.uni-due.de/soziologie/
Institut für Soziologie: Dr. Glaucia Peres da Silva, Tel. 0203/37 9-4798, glaucia.peres@uni-due.de, Laurens Lauer, Tel. 0203/37 9-3745, laurens.lauer@uni-due.de
Redaktion: Ulrike Eichweber, Tel. 0203/37 9-2461, ulrike.eichweber@uni-due.de