Unterrichtsprojekt zur Mehrsprachigkeit
Jede weitere Sprache lohnt
- von Cathrin Becker
- 15.07.2020
Türkisch, Polnisch, Russisch, Arabisch oder Italienisch: Viele Kinder sprechen neben Deutsch auch die Sprachen ihrer Herkunftsländer oder der ihrer Eltern. Hat ihre Sprachkompetenz in der Schule Vorteile? Lässt sich Mehrsprachigkeit im Französisch-Unterricht fördern? Das untersuchten Unterrichtsforscher der UDE gemeinsam mit Kollegen aus Wuppertal. Die ersten Ergebnisse des DFG-geförderten Forschungsprojekts „Franzimo“ (kurz für Französischunterricht interkulturell und mehrsprachigkeitsorientiert) sind vielversprechend.
„Französisch ist nicht gerade die einfachste Fremdsprache. Mit unseren Aufgaben wollen wir zeigen, dass weitere Sprachen Schüler*innen beim Französischlernen helfen können“, so Pädagogin und Projektleiterin Prof. Dr. Kerstin Göbel. „In einer Aufgabe geht es beispielweise darum, authentische Stundenpläne aus Frankreich, Polen, den USA und der Türkei zu vergleichen und die deutsche Entsprechung zu finden. So entwickeln die Schüler*innen ihr interkulturelles Wissen, indem sie Unterschiede zwischen verschiedenen Schulsystemen wahrnehmen und reflektieren.“
Mit Kollegen der Bergischen Universität Wuppertal befragten sie und ihr Team rund 400 Siebtklässler an 12 Gymnasien im Ruhrgebiet und Bergischen Land, von denen etwa die Hälfte andere Familiensprache als Deutsch spricht, zu ihren Erfahrungen mit „Franzimo“.
Lern-Ressource Sprache
Das Ergebnis: Motivierend, gut verständlich, abwechslungsreich und spaßig fanden die Schüler die Aufgaben – und wer mehrsprachig ist, fand sie besonders gut. Das Aufgreifen der verschiedenen Herkunftssprachen wurde positiv wahrgenommen und macht deutlich, dass all diese Sprachen als (Lern-)Ressource im Sprachenunterricht eingesetzt werden können.
„Außerdem gaben die Schüler*innen an, dass die Aufgaben ihren Wortschatz in Französisch erweitert haben. Über die Hälfte von ihnen sagte, dass es ihnen bei der Bearbeitung geholfen hat, Englisch zu können – wobei die mehrsprachigen Siebtklässler von ihren weiteren Sprachkompetenzen profitiert haben“, so Göbel.
„Mehr als die Hälfte der Schüler*innen sagten uns, dass sie Ähnlichkeiten zwischen den Sprachen neu bzw. stärker wahrgenommen haben, ein Großteil der Lernenden wollte anschließend mehr über die andere Sprache erfahren, weil ihnen der Vergleich Spaß macht. Das bestätigt, wie wichtig es ist, Lehrkräfte für die Mehrsprachigkeit in ihren Klassen zu sensibilisieren.“
Weitere Informationen:
https://www.uni-due.de/unterrichtsentwicklung/sprachtransferunterstuetzung.php
Prof. Dr. Kerstin Göbel, Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Unterrichtsentwicklung, Tel. 0201/18 3-6337, kerstin.goebel@uni-due.de
Redaktion: Cathrin Becker, Tel. 0203/37 9-1488, cathrin.becker@uni-due.de