DFG fördert deutsch-chinesisches Projekt
Virenabwehr stärken
- von Christine Harrell
- 04.12.2020
Mit dem angeborenen Immunsystem wehrt sich der Körper als erstes gegen eindringende Krankheitserreger. Bei einer Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus reagiert es jedoch nicht oder nur schwach. Warum dies so ist, erforscht PD Dr. Ruth Bröring an der Medizinischen Fakultät der UDE mit Wissenschaftlern der chinesischen Wuhan University. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ihre Forschung jetzt mit 270.000 Euro.
Die Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) ist eine der weltweit häufigsten viralen Infektionen. Es wird geschätzt, dass rund 350 Millionen Menschen das HBV in sich tragen. Ungeachtet großer Fortschritte in Bezug auf die Heilung von Infektionen mit anderen Hepatitis-Viren, bremst die Behandlung der chronischen Hepatitis B zwar den Krankheitsverlauf, führt in der Regel aber nicht zu einer Heilung.
Virusinfektionen werden durch die Produktion spezialisierter Eingreiftrupps angegangen – von sogenannten Interferonen und inflammatorischen Zytokinen. Klinische Untersuchungen an Erkrankten mit einer HBV-Infektion haben jedoch gezeigt, dass die Induktion einer angeborenen Immunantwort fast nicht nachweisbar ist. Deshalb wird das Virus in Fachkreisen auch als „stealth virus“ bezeichnet, also „heimlicher Virus“. Wie das HB-Virus dies erreicht, ist nicht abschließend geklärt. Unter Verdacht stehen die Virusproteine HBeAg (HBV exkretorisches Antigen) und HBsAg (HBV surface Antigen).
Das jetzt durch die DFG geförderte Forschungsprojekt mit dem Titel „Bedeutung der HBe- und HBs-Antigene bei der Blockade endogener Immunantworten im Rahmen der Hepatitis-B-Virus-Infektion" nimmt die Mechanismen in den Blick, die durch die beiden Virusproteine kontrolliert werden. Das Forschungsteam hofft, durch ihre Entschlüsselung zur Entwicklung neuer Behandlungsstrategien für die chronische Hepatitis B-Virusinfektion beitragen zu können.
Basis der Zusammenarbeit bildet die enge Kooperation zwischen dem Institut für Virologie am Universitätsklinikum Essen und Forschern der Wuhan University, die neben der Huazhong University und dem Wuhan Institute of Virology eine weiteres wichtiges Standbein in Wuhan für die gemeinsame Infektionsforschung darstellt. Forscher dieser drei Institutionen haben sich (in der Nachfolge des ausgelaufenen SFB TRR60) im Sino German Virtual Institute of Viral Immunology SGVIVI zu einem Forschungsnetzwerk zusammengeschlossen. Ein aktuell von der DFG gefördertes Mobilitätsprogramm ermöglicht den für das Netzwerk und das genehmigte Forschungsprojekt wichtigen internationalen Austausch.
Redaktion: Christine Harrell, Medizinische Fakultät, Tel. 0201/723-1615, christine.harrell@uk-essen.