EU-Projekt zum Marsstaub
Alles auf Rot
- von Ulrike Bohnsack
- 21.12.2020
Der Mars ist der direkte Nachbar zur Erde – karg und faszinierend zugleich. Vieles auf dem roten Planeten ist rätselhaft, etwa die großen Staub- und Eiswolken. Ein internationales Team, zu dem auch UDE-Physiker gehören, will einige dieser Wissenslücken schließen. Das Projekt RoadMap* wird von der EU über das Programm Horizon 2020 für drei Jahre mit rund 1,5 Mio. Euro gefördert.
Kaum ein anderer Planet unseres Sonnensystems ist der Erde so ähnlich wie der Mars, weshalb die Weltraumforschung sich besonders für ihn interessiert. Seit über 50 Jahren kundschaften Raumsonden und Lander den Mars aus. Richtig einladend ist er nicht: von Vulkanen und Kratern zerfurcht; auf dem Boden und in der Atmosphäre rostiger Staub. Es ist Eisenoxid, das die Oberfläche rot färbt.
„Die Vorstellung ist schon witzig, dass der Mensch nach dem Mond in absehbarer Zeit auch diesen Planeten betreten wird“, sagt Astrophysiker und Marsforscher Professor Gerhard Wurm. „Der Mars ist noch nah genug, um hinzukommen, und technisch machbar ist es auch, obwohl es in Sachen Atmosphäre und Temperatur hier und da etwas extrem ist. Kalt und sehr trocken ist es, und immer und überall ist Staub. Fürs Klima auf dem roten Planeten ist der viel wichtiger, als es der Staub für die Erde ist.“
Denn der Staub wird von atmosphärischen Winden um den Planeten verteilt und heizt in Form von Stürmen und Wolken das Marswetter auf oder kühlt es ab – je nach Jahreszeit. Zu wenig weiß man noch über diesen Kreislauf und auch über die Eigenschaften der Staubpartikel selbst. Wie beginnen, wachsen und enden Staubstürme, die manchmal den gesamten Planeten auf einmal einhüllen können? Wie beeinflussen die Verwirbelungen die Atmosphäre? Das sind zwei der Fragen, die im Projekt geklärt werden sollen.
Die Astrophysiker um Professor Wurm haben bereits zu marsianischen Staubteufeln geforscht – das sind besonders heftige Stürme, die bei gutem Wetter entstehen. „Wir werden untersuchen, wie sich kleine Einschläge auf der Marsoberfläche auswirken, wie Staub in die Atmosphäre gelangt und ob elektrische Aufladung auch auf dem Mars eine Rolle spielt. Denn diese kann auf der Erde in Staubstürmen imposante Blitze auslösen.“
Das UDE-Team wird dafür in Windkanälen, im irdischen Labor und wohl auch im Parabelflug unter echter Marsschwerkraft experimentiert. Die Gravitation ist nur ein Drittel so groß wie die der Erde. „Der Mars“, freut sich Prof. Wurm, „ist ein krasser Planet und für uns einfach ein supercooles Forschungsfeld.“
* RoadMap steht für „ROle and impAct of Dust and clouds in the Martian AtmosPhere“. Physiker und Ingenieure aus vier Nationen arbeiten zusammen. Sie kommen von der UDE, dem Königlich-Belgischen Institut für Weltraum-Aeronomie (BIRA-IASB), das auch die Projektleitung hat, von der dänischen Universität Aarhus sowie von zwei spanischen Instituten.
Im BIld:
Der NASA-Rover Curiosity auf dem Mars. Der Rover verfügt über Kameras und verschiedene Instrumente, um Gestein, Atmosphäre und Strahlung untersuchen zu können. Das Selfie stammt von Mitte November 2020.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Gerhard Wurm, Experimentelle Astrophysik, Tel. 0203/37 9-1641, gerhard.wurm@uni-due.de
Redaktion: Ulrike Bohnsack, Tel.0203/37 9-2429, ulrike.bohnsack@uni-due.de