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Internationale Studie

Gesunder Lebensstart

Fördert ein Staat die Gesundheit seiner Säuglinge, prägt sie das fürs Leben. Besonders das weibliche Geschlecht profitiert – etwa in Ausbildung, Karriere und Verdienst. Das fand ein Team um Prof. Dr. Martin Karlsson von der Universität Duisburg-Essen (UDE) heraus. Mit Blick ins Schweden der 1930er-Jahre untersuchten sie, wie die Regierung die damals hohe Säuglingssterblichkeit anging und welche positiven Nebeneffekte es gab. Die Studie erscheint demnächst in der renommierten Review of Economics and Statistics.

Säuglinge entwickeln sich schnell. Nach einem Jahr ist ihr Gehirn doppelt so groß, bei Dreijährigen nähert sich das Volumen dem eines Erwachsenen. Infektionen schaden dieser Entwicklung. Davon gab’s in den 1920ern viele. Die schwedische Regierung förderte daher Neugeborene und die Mütter in den 1930ern mit Gesundheitsmaßnahmen. Angefangen mit Kampagnen zur Hygiene und Arztbesuchen. Das Programm bildet den Vorläufer für heutige Vorsorgeuntersuchungen.

Prof. Karlsson und sein Forschungsteam zeigen in der internationalen Studie*, wie wichtig der gesundheitliche Eingriff für die Denkfähigkeit der Kleinen war. Dazu haben sie in schwedischen Gemeinde-, Schul- und Steuerarchiven Akten (1930-2005) gewälzt. „Wir wollten herausfinden, wie eine einfache, kostengünstige staatliche Gesundheitsaktion das Leben der Menschen geprägt hat“, erläutert der UDE-Wissenschaftler. 

Erstes Ergebnis: Die verbesserte Gesundheitsversorgung beeinflusste die Entwicklung bis ins Rentenalter. Viele Mädchen erreichten in der Grundschule bessere Noten als vorher und kamen eher als Jungen auf eine weiterführende; das war nur etwa jedem fünften Kind vergönnt. 

Bessere Jobchancen für Frauen

Der Sekundarschulabschluss eröffnete den Schwedinnen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Kommunale Jobs im öffentlichen Sektor bekamen sie viel wahrscheinlicher, auch in Vollzeit. „Das deckt sich mit unserer Hypothese, dass das schnelle Wachstum des Wohlfahrtsstaats besonders Arbeitsplätze für Frauen schuf“, sagt Karlsson. Zugleich wurden sie vermehrt hochqualifiziert beschäftigt – etwa als Managerinnen in Unternehmen, Banken, der Verwaltung oder im Rechnungswesen. 

Wieso profitierten sie so stark? „Mit den Daten können wir ziemlich genau zeigen, wann im Lebenszyklus die Vorteile entstanden sind. Entscheidend sind die Schulleistungen am Ende der Grundschule. Mädchen hatten schon zuvor im Durchschnitt bessere Noten als Jungen – und das Programm hat ihre Chancen, im obersten Fünftel zu sein, erheblich verbessert“, so der Professor. „Unsere Studie zeigt, wie viel eine einfache, kostengünstige Intervention der Gesundheit von Säuglingen nutzt.“ Zudem böten sie Ansätze für die heutige ‚globale Lernkrise‘, bei der Millionen Kinder ihr kognitives Potenzial nicht erreichen.

* An der internationalen Studie unter Karlssons Leitung waren auch die University of Essex (Colchester, Großbritannien) und die Lund University (Lund, Schweden) beteiligt. Publikation: https://www.york.ac.uk/media/economics/documents/hedg/workingpapers/1806.pdf

Weitere Informationen:
Prof. Martin Karlsson, Ph.D., Gesundheitsökonomik, Tel. 0201/18 3-3716, martin.karlsson@uni-due.de

Redaktion: Alexandra Nießen, Tel. 0203/37 9-1487, alexandra.niessen@uni-due.de

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