Zusammenhang entdeckt
Kleinhirn und Placebo-Effekt
- von Ulrike Eichweber
- 03.03.2021
Auch Arzneien ohne Wirkstoff können Schmerzen lindern oder Schmerzmittel effektiver machen. Wie dieser Placebo-Effekt funktioniert, darüber rätselten Forschende jedoch bislang. Nun konnte in einem internationalen Verbundprojekt unter UDE-Beteiligung gezeigt werden: Das Kleinhirn ist entscheidend. Die Ergebnisse der bislang größten Metaanalyse von bildgebenden Befunden zentraler Hirnregionen ist im Fachmagazin Nature Communications erschienen.
Im Projekt analysierten Wissenschaftler*innen um UDE-Neurologin Prof. Ulrike Bingel (im Bild) und ihrem amerikanischen Kollegen Prof. Tor Wager die fMRT-Bilder von 603 Versuchsteilnehmenden aus insgesamt 20 verschiedenen Studien. Sie konnten erstmals neue Hirnstrukturen ausmachen, die zum schmerzlindernden Placebo-Effekt beitragen. Es zeigte sich, dass das Kleinhirn, eine größere Rolle spielen könnte als vermutet. Es steuert unbewusstes planerisches Handeln und erfüllt auch wichtige Funktionen bei höheren kognitiven Prozessen wie z. B. der Entscheidungsfindung. Das kann die Erwartungshaltung von Patient*innen gegenüber einer Therapie beeinflussen.
Dass das Kleinhirn überhaupt Anteil am Placebo-Effekt hat, ist ein neuer Befund für Neurowissenschaftler*innen. „Wir konnten nachweisen, dass der Placebo-Effekt nicht allein auf eine Unterdrückung von Schmerzimpulsen zurückzuführen ist, sondern durch neuronale Netzwerke der kognitiven und emotionalen Schmerzverarbeitung verstärkt werden muss“, erklärt Bingel, Sprecherin des DFG-Sonderforschungsbereiches zum Einfluss von Erwartung auf die Wirksamkeit medizinischer Behandlungen an der Medizinischen Fakultät der UDE.
Weitere Informationen:
https://www.uni-due.de/med/meldung.php?id=1156