Nachruf auf Prof. Uta Ranke-Heinemann
„Klug und streitbar – ein Vorbild“
- von Ulrike Bohnsack
- 26.03.2021
Sie war unbequem, rebellisch und politisch aktiv: Uta Ranke-Heinemann, die bekannte Theologin und Kirchenkritikerin, ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Von 1970 bis Anfang der 1990er Jahre war sie Professorin an den Universitäten Duisburg und Essen. Auf ihr Wirken schaut die UDE mit großer Anerkennung.
„Der Tod von Professorin Ranke-Heinemann trifft uns tief. Als weltweit erste habilitierte katholische Theologin hat sie stets für ihre Überzeugungen gekämpft und auch Auseinandersetzungen mit der Kirche nicht gescheut“, erklärt UDE-Rektor Prof. Dr. Ulrich Radtke. „Mit ihrer klugen und streitbaren Art war sie ein Vorbild für zahlreiche Studierende, bestehende Verhältnisse kritisch zu hinterfragen.“
Uta Ranke-Heinemann ist die Tochter des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Geboren wird sie am 2. Oktober 1927 in Essen. Nach dem Abitur (1947) studiert sie zunächst evangelische, später dann katholische Theologie. Nach der Promotion (1954) und Habilitation in diesem Fach (1969) geht sie von München an die Pädagogische Hochschule Neuss (1970). Sie ist die erste Frau weltweit mit einer Professur für katholische Theologie; 1980 wechselt sie an die Universität Duisburg, 1985 an die Universität Essen, wo sie Neues Testament und Alte Kirchengeschichte lehrt. Als sie 1987 öffentlich das Dogma von der Jungfrauengeburt Jesu anzweifelt, wird ihr von der Kirche der Lehrstuhl entzogen; ab da lehrt sie Religionsgeschichte.
Im Konflikt mit der Kirche ist sie schon vorher. Sie stellt deren Dogmen und Moral infrage: Sie zweifelt an der Dreifaltigkeit Gottes und der Erlösung Christi am Kreuz, beklagt den „Sexualpessimisus“ und das päpstliche Pillen- und Kondomverbot, kritisiert scharf das teure „Frömmigkeitsspektakel“ zum Besuch von Papst Johannes Paul II. Das Kirchenrecht sieht sie als „ein Kompendium maskuliner, hierarchischer Arroganz“, den Vatikan als „ein frauenloses Terrarium“.
Auch politisch aktiv ist die streitbare Professorin, lange engagiert sie sich in der Friedensbewegung. 1999 wird Uta Ranke-Heinemann vom PDS-Bundesvorstand als parteilose Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin vorgeschlagen – gewählt wird schließlich Johannes Rau.
Einige ihrer Bücher werden Bestseller: „Eunuchen für das Himmelreich" (1988) dreht sich um die Sexualmoral der katholischen Kirche und wird in zwölf Sprachen übersetzt. Auch „Nein und Amen. Anleitung zum Glaubenszweifel“ (1992) wird mehrfach neu aufgelegt.
„Von allen meinen Kindern hat Uta mein Rebellenblut am meisten geerbt", zitiert sie einmal ihren Vater. Am 25. März ist die Kirchenrebellin Uta Ranke-Heinemann in ihrer Heimatstadt Essen gestorben.
im Bild:
Uta-Ranke Heinemann 1990. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Uta_Ranke-Heinemann_by_Stuart_Mentiply.jpg
Prof. Uta Ranke-Heinemann im Interview mit dem DLF (2013):
https://www.deutschlandfunk.de/zum-tod-von-uta-ranke-heinemann-im-vatikan-kommst-du-als.886.de.html?dram:article_id=494767