Logo SFB Extinktionslernen
© UDE

Förderperiode für SFB verlängert

Forschung zum zweiten Gedächtnis geht in die nächste Runde

  • 25.05.2021

Was passiert im Gehirn mit erworbenem Wissen, das nicht mehr wirklich wichtig ist? Antworten auf diese spannende Frage suchen und finden Forschende der Medizinischen Fakultäten der UDE und der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Seit 2017 beschäftigen sie sich damit im Rahmen des Sonderforschungsbereiches „Extinktionslernen“. Aufgrund der bereits erzielten Erfolge hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft jetzt eine Förderung von rund 10 Millionen Euro für die nächsten 4 Jahre bewilligt.

Der SFB 1280 „Extinktionslernen“ hat sich für die zweite Förderperiode große Ziele gesetzt: „Wir wollen in unserer Forschung von den Genen über das Gehirn bis zum Verhalten umfassend die Wirkmechanismen des Extinktionslernens verstehen“, erklärt Sprecher Prof. Dr. Dr. h. c. Onur Güntürkün, Inhaber des Lehrstuhls Biopsychologie der RUB. „Dabei wollen wir neue Methoden einsetzen beziehungsweise entwickeln, mit denen es möglich ist, die Geschehnisse im Gehirn während des Lernens von der einzelnen Zelle bis zum gesamten System zu verfolgen, experimentell zu manipulieren und mit computationalen Modellen zu simulieren.“ Aufgrund dieser Erkenntnisse will das Team neue therapeutische Möglichkeiten für Patient:innen entwickeln, die unter Angststörungen oder chronischen Schmerzen leiden.

In den ersten vier Jahren der Förderung konnten die Forschenden in mehreren Bereichen mehr erreichen als sie anfangs erwartet hatten. So konnten sie ihre These belegen, dass Gelerntes häufig nicht aus dem Gehirn ausradiert wird, das heißt, wir vergessen viel weniger als wir glauben. Stattdessen wird ein zweites Gedächtnis ausgebildet, das die Erinnerungen des ersten hemmt. Der SFB hat die bisherige Karte, wo im Hirn Extinktionslernen stattfindet, erweitert und verändert. „Besonders überrascht hat uns das Kleinhirn“, sagt Co-Sprecherin Prof. Dr. Dagmar Timmann-Braun, Neurologin am Universitätsklinikum Essen. „Dessen Beteiligung beim Extinktionslernen war vorher wenig beachtet worden und soll innerhalb der zweiten Förderperiode noch besser verstanden werden.“

Die Erfolge während der ersten Förderperiode resultieren aus den komplementären Expertisen eines Forschungsprogramms, in dem Expert:innen aus Psychologie, Neurologie, Biologie und theoretischer Neurowissenschaft ihr jeweiliges Fachwissen synergistisch einbringen. „Mit dieser Erfolgsformel können wir nun vier weitere Jahre forschen, um die Mechanismen des Extinktionslernens tiefer zu entschlüsseln und diese Erkenntnisse für klinische Interventionen zu nutzen“, freuen sich Güntürkün und Timmann-Braun.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dagmar Timmann-Braun, Professur für Experimentelle Neurologie, Tel. 0201/72 3-2180,
dagmar.timmann-braun@uk-essen.de

Redaktion: Martin Rolshoven, Medizinische Fakultät, Tel. 0201/723-6274, martin.rolshoven@uk-essen.de

Zurück