2,5 Millionen Euro für Forschungsverbund
Lebensraum aus dem Bioreaktor
- von Jennifer Meina
- 03.08.2021
Mikroorganismen und ihre natürlichen Lebensgemeinschaften im Labor wachsen lassen – dieses Ziel verfolgt das neue Forschungsvorhaben „MultiKulti“ an der Universität Oldenburg. Das Team aus ganz Deutschland – unter anderem von der UDE – entwickelt hierfür einen Bioreaktor, der natürliche Lebensbedingungen von Mikroben simuliert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Vorhaben mit 2,5 Millionen Euro über drei Jahre.
Mikroorganismen gibt es überall, sie erfüllen wichtige Funktionen in allen Ökosystemen. Dennoch ist der Großteil aller freilebenden Mikroorganismen bisher so gut wie unbekannt. Das Problem: Nur sehr wenige Mikroben lassen sich im Labor über längere Zeit am Leben erhalten. Forschende können deshalb kaum gezielte Experimente mit Organismen durchführen, die in schwer zugänglichen Regionen leben – etwa in der Tiefsee oder dem Grundwasser. Das Team aus Mikrobiologen und Bioverfahrenstechnikern will nun einen Bioreaktor entwickeln, mit dem sich selbst solche Mikroben kultivieren und fast natürliche Umweltbedingungen vorfinden lassen. Nachdem im ersten Schritt die natürlichen Gemeinschaften der Mikroorganismen erhalten werden, sollen im zweiten Schritt einzelne isoliert und angereichert werden, um mehr Wissen über die Gemeinschaften, einzelne Arten und ihre ökologischen Ansprüche zu bekommen.
Die Forschenden der UDE werden Verfahren der Bioinformatik anwenden, die es möglich machen den Stoffwechsel der Zielmikroben vorherzusagen. Dies ist besonders wichtig, damit die Reaktorbedingungen möglichst präzise an die Ansprüche der Mikroben angepasst werden können. Außerdem werden die Wissenschaftler:innen eine Methode basierend auf DNA- Sequenzierungstechnik zur Reaktorüberwachung entwickeln, um die Kultivierung kontrollieren und steuern zu können.
Das Forschungsvorhaben konzentriert sich auf drei Gruppen von Mikroben: Aus dem Trink- und Grundwasser, die etwa due technischen Anlagen zum Aufbereiten von Trinkwasser beeinflussen; aus Kaltwassergeysiren, die für biotechnische Anwendungen wichtig sein könnten; und eine Mikroben-Gemeinschaft, die eine wichtige ökologische Rolle im Meer spielt. Außerdem wird untersucht, wie sich extraterrestrische Bedingungen – etwa wie auf dem Mars – auf bestimmte Mikroorganismen auswirken.
Weitere Informationen:
www.multikultivierung.de
Prof. Dr. Alexander Probst, Tel. 0201/183-7080, Umweltmikrobiologie und Biotechnologie, alexander.probst@uni-due.de