© pngwave.com

DFG verlängert Förderperiode

Ungewisse Zeiten deuten

  • von Jennifer Meina
  • 16.12.2021

Die Uneindeutigkeit von Phänomenen, Situationen und Eindrücken vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart – und wie Menschen vom Orient über Europa und Afrika bis nach Amerika damit umgegangen sind. Damit befasst sich die Forschungsgruppe „Ambiguität und Unterscheidung: Historisch-kulturelle Dynamiken“ an der UDE. Für die sieben Teilprojekte geht es nun in die zweite Runde: Für weitere drei Jahre wird die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ihre Forschung fördern – mit 2,98 Millionen Euro.

Die Epochenschwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit, die Zeitalter der Konfessionalisierung oder der Revolutionen oder der Übergang von der Moderne zur Postmoderne: Es sind Situationen der Veränderungen, die seit 2018 im Fokus der Teilprojekte stehen. Nicht nur Werte und Traditionen wandeln sich, auch politische Loyalität und Geschlechterrollen. Doch wie sind Menschen in verschiedenen Epochen und Kulturen mit solch ungewissen Verhältnissen umgegangen? Wie konnten die Beobachter:innen ihre Welt noch strukturieren, wenn sich alles wandelt?

Ambiguität oder auch Mehrdeutigkeit tritt dort auf, wo die Unterscheidungen, die die soziale Welt zu ordnen helfen, nicht mehr greifen. „Aus der Irritation durch Ambiguität entstehen neue Ordnungsformen, die dann wieder neue Ambiguität hervorbringen“, erklärt der Sprecher des Projektes, der Historiker Benjamin Scheller, auf den auch die Initiative zu dem Verbundprojekt zurückgeht.

Ambiguität sei derzeit ein so gern genutzter Begriff in den deutschen Geistes- und Sozialwissenschaften, dass er nicht zu Unrecht als „Modewort" kritisiert wurde. Die Forschungsgruppe versuche deshalb, so Scheller, diesem Begriff durch die Untersuchung historischer Konstellationen und der Frage, wie in diesen Settings mit Ambiguität umgegangen wurde, mehr Tiefenschärfe und Genauigkeit zu geben.

Ein Beispiel: Die Berichterstattung über Transgender und Prozesse der Geschlechtsanpassung in den deutschen Massenmedien der Bundesrepublik. Diese Ambiguität wurde zunächst benutzt, um Aufmerksamkeit zu erhalten und die „Ordnung“ von zwei Geschlechtern zu irritieren. Mittlerweile sind die Menschen daran gewöhnt, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt – die Ambiguitätsbeobachtung führte hier dazu, dass an der Unterscheidung ‚nachjustiert‘ werden musste. Nun wurden auch trans* Menschen adressierbar.

Weitere Informationen:

https://www.uni-due.de/forschungsgruppe_2600/ueberfor2600.php

Prof. Dr. Benjamin Scheller, benjamin.scheller@uni-due.de

Redaktion: Jennifer Meina, Tel. Tel. 0203/379-1205; jennifer.meina@uni-due.de

Zurück