Georg Forster-Stipendiatin in den Geisteswissenschaften
Spurensuche in der Kunst
- von Dr. Alexandra Nießen
- 28.04.2022
Migration ist wichtig: „Ohne sie zu berücksichtigen, ist eine weltweit nachhaltige Entwicklung nicht möglich“, sagt Raika Khorshidian. Wie sich ein sich verändernder Alltag in verschiedenen Ländern und Auswanderungstrends beeinflussen, erkennt die studierte Kunsthistorikerin etwa in Gemälden oder Skulpturen. Die gebürtige Iranerin forscht derzeit bei Prof. Dr. Birgit Mersmann an der UDE-Fakultät für Geisteswissenschaften. Gefördert wird ihr Aufenthalt durch ein Georg Forster-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung.
„Kunstwerke sind wunderbare Daten, um die Einstellungen von Menschen und Künstlern zur interkulturellen Kommunikation zu interpretieren und zu verstehen, wie sich gesellschaftliche Veränderungen vollziehen“, sagt Khorshidian. Wie sie das herausgefunden hat? „Ich habe etwa kulturübergreifende und kunstbasierte Studien in Brasilien, China, Japan und verschiedenen Provinzen des Iran durchgeführt. Und außerdem im Iran ein Projekt mit Kindern und Frauen, um ihre Kreativität und Aktivität zu fördern“, erklärt sie.
Bei ihrer Forschung stieß Dr. Khorshidian auf ein Handbuch *, das UDE-Prof. Mersmann mit Prof. Burcu Dogramaci (München) herausgegeben hat. „Es ist eine wertvolle Quelle“, so die gebürtige Iranierin. Auch Mersmanns Arbeit zur transkulturellen zeitgenössischen Kunst und zu Migration und Diaspora spricht sie an. Bis 2023 möchte Khorshidian an der UDE iranische Werke in einer interkulturellen, transnationalen Perspektive erforschen. „Ich schaue, wo die Künstler:innen sie verorten bzw. ob sie sich mehreren Orten zuordnen und wie sie ihre Identität auffassen“, erklärt die 35-Jährige. „Meine Forschung möchte den Aufbau kultureller Brücken und interkultureller Dialoge durch Kunst zwischen dem Iran und Ländern wie Deutschland, den USA und Australien analysieren. Es gibt dort iranische Gemeinschaften.“ Dazu plant sie zwei Publikationen zum Thema „Displacement, Identity, and Belonging in Contemporary Iranian Art“ sowie die Organisation eines internationalen Symposiums und einer weiteren Ausstellung.
Das Gefühl der Zugehörigkeit (Belonging) hält Raika Khorshidian nicht nur in der Kunst für zentral. „Mit Entfremdung in der Kunst können wir auch die Ent-heimatung im Iran analysieren. Kunst als soziale Praxis kann eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit fördern. Vielleicht können die Mehrfachzugehörigkeit in der Kunst und der interkulturelle Dialog auch die globale Bürgerschaft fördern“, hofft sie.
Weitere Informationen:
* Handbook of Art and Global Migration. Theories, Practices, and Challenges, hg. v. B. Dogramaci, B. Mersmann. Berlin/Boston 2019.
Institut für Kunst und Kunstwissenschaft:
Prof. Dr. Birgit Mersmann, Tel. 0201/18 3-3341, birgit.mersmann@uni-due.de
Raika Khorshidian, Ph.D., raika.khorshidian@uni-due.de
Redaktion: Alexandra Nießen, Tel. 0203/37 9-1487, alexandra.niessen@uni-due.de