IAQ zu chronischen Erkrankungen
Ein Karrierekiller
- von Claudia Braczko
- 05.08.2022
Wer chronisch krank wird, muss oft mit deutlichen Einkommenseinbußen rechnen. Zum einen wird die Karriere abgebremst oder kommt gar zum Stillstand. Zum anderen steigt das Risiko, arbeitslos oder erwerbsunfähig zu werden. „Chronische Erkrankungen stellen ein ernstes Problem dar, weil sie auf lange Sicht auch das Alterseinkommen negativ beeinflussen und das Risiko von Altersarmut erhöhen“, zeigt der aktuelle Report aus dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der UDE.
Für die Analyse wurden Befragungsdaten des Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE) mit Daten der Deutschen Rentenversicherung verknüpft. IAQ-Wissenschaftler Dr. Andreas Jansen hat damit einen messbaren Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer chronischen Erkrankung und dem daran anschließenden Einkommensverlauf entlang der jährlich realisierten Entgeltpunkte festgestellt. Bei einem guten Teil der Betroffenen identifizierte er Einkommensverluste – von gering bis hin zum Totalverlust. Diese Effekte stellen sich allerdings in der Regel nicht unmittelbar ein, sondern erst im (längeren) Krankheitsverlauf. Sie sind somit ein Bremsklotz der beruflichen Laufbahn.
Nach der Diagnose zeigt sich aber auch ein höheres Risiko, dass Betroffene arbeitslos werden, einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen oder Erwerbsminderungsrente beantragen müssen. „Häufig wirkt sich das chronische Leiden auf die Leistungsfähigkeit aus, was Betroffene versuchen zu kompensieren: Oft reduzieren sie die wöchentliche Arbeitszeit oder wechseln auf eine weniger fordernde, in der Regel dann aber auch geringer entlohnte Stelle, sagt Dr. Andreas Jansen. „So wird die Krankheit zum ‚Karrierekiller‘.“
Beim Einkommensverlauf hat der IAQ-Forscher festgestellt, „dass Hochqualifizierte deutlich seltener durch eine chronische Erkrankung ausgebremst werden als jemand mit geringer und mittlerer Qualifikation. Außerdem werden die Einkommensungleichheiten zwischen diesen Gruppen nicht abschwächt, sondern tendenziell sogar verstärkt.“.
Jansen fordert: Die Arbeitsbedingungen müssten so angepasst werden, dass Beschäftigte trotz einer gesundheitlichen Einschränkung in ihrem Job arbeiten können, bis sie die Regelaltersrente erreichen. Auch die Prävention spiele hier eine wichtige Rolle. Der Fokus der Politik sollte in diesem Kontext verstärkt auf der Schaffung von Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung liegen.
Weitere Informationen:
https://www.uni-due.de/iaq/iaq-report.php
Dr. Andreas Jansen, Tel. 0203/37 9-1391, andreas.jansen@uni-due.de
Redaktion: Claudia Braczko, IAQ, Tel. 0157/71283308, claudia.braczko@uni-due.de