Medizinstudium
Risikenkompetenz ohne Statistik-Angst
- von Milena Hänisch
- 23.09.2022
Risiken abzuwägen, gehört zum Alltag von Mediziner:innen. Beispielsweise, wenn eine Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Behandlung getroffen werden soll. Diese sogenannte Risikokompetenz ist jedoch oft eher schwach ausgeprägt. Ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der UDE hat deshalb untersucht, wie dieser Lernprozess gezielt unterstützt werden kann. Ihre Studie zeigt: Wenn anstelle der Statistik die Bedeutung für die Kommunikation mit Patient:innen in den Vordergrund steht, ist der Lernerfolg bei den Studierenden größer.
Die Forschenden haben dafür Erkenntnisse aus der Placeboforschung auf die medizinische Ausbildung übertragen und versucht, bei den Studierenden gezielt positive Erwartungen gegenüber einer Seminareinheit zum Thema „Risikokompetenz“ zu wecken. 192 Studierende absolvierten ein 2,5-stündiges Pflichtseminar und wurden dabei in zwei Gruppen unterteilt. Vor Seminarbeginn wurde in der einen Gruppe betont, wie wertvoll das Seminar für die ärztliche Kommunikationsfähigkeit sei und dass den Studierenden dafür auch grundlegende statistische Konzepte vermittelt werden sollen. In der anderen Gruppe wurde hervorgehoben, wie wichtig statistische Kenntnisse für das Lesen und Verstehen medizinischer Fachliteratur seien und dass vor allem Berechnungen den Schwerpunkt des Kurses bilden werden. Patientenkommunikation wurde in dieser Gruppe nur am Rande erwähnt. Das Seminar selbst wurde in beiden Gruppen identisch durchgeführt.
Beide Gruppen zeigten nach dem Seminar einen deutlichen Lernerfolg. Aber: Die Lernerfolge der Studierenden, die davon ausgingen, dass sie ein Kommunikationstraining erlernen, zeigten eine stärkere Zunahme der Risikokompetenz. Somit zeigt die Studie, dass es gelingen kann, dieselben Inhalte durch sorgfältig formulierte Lernziele besser zu vermitteln.
Weitere Informationen:
Can positive expectations help to improve the learning of risk literacy? A cluster-randomized study in undergraduate medical students
Redaktion: Dr. Milena Hänisch, Tel.: 0201/72 3-1615, milena.haenisch@uk-essen.de