Blick von weit weg auf eine Stadt in sehr trockener Umgebung in Jordanien
© SALAM Initiative/Schär

Projekt Salam II abgeschlossen

Wasser für den Nahen Osten

  • von Ulrike Bohnsack
  • 21.11.2022

Im Nahen Osten ist Wasser knapp. Die Region gehört zu den trockensten Gebieten der Welt, die Bevölkerung wächst stetig, und politische Konflikte verstärken die Wasserkrise. Damit sie sich nicht weiter verschärft, wurden im internationalen Projekt SALAM II grenzüberschreitende Strategien entwickelt. Hieran hat der UDE-Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Produktionsmanagement mitgearbeitet.*

Die Idee von SALAM II: An der Mittelmeerküste Israels und dem Golf von Akaba in Jordanien sollen großskalige Anlagen zur Meerwasserentsalzung entstehen. Sie sollen langfristig bis zu einer Milliarde Kubikmeter jährlich an zusätzlichem Trinkwasser produzieren und damit künftig bis zu 32 Millionen Menschen in Jordanien, dem Gazastreifen sowie den palästinensischen Gebieten im Westjordanland versorgen – eine gigantische Menge. Zum Vergleich: Die Stadtwerke Duisburg geben pro Jahr etwa 33 Millionen Kubikmeter Trinkwasser ab.

Für den Bau und Betrieb der Entsalzungsanlagen und die nötige Infrastruktur, mit der Trinkwasser gefördert, gespeichert und verteilt wird, gibt es unterschiedliche Planungsvarianten. Um die jeweiligen Investitionen und Kosten zu bemessen, haben UDE-Professorin Dr. Jutta Geldermann und ihr Mitarbeiter Sebastian Schär eine techno-ökonomische Analyse vorgenommen. „Sowohl die Meerwasserentsalzung als auch die anschließende Verteilung sind äußerst energieintensive Prozesse. Bereits geringfügige Änderungen in der Planung, wie etwa bei der Auswahl von Verteilrouten, können große Auswirkungen auf den Bedarf an elektrischer Energie für Pumpwerke, aber auch auf anfallende Kosten für die Errichtung der notwendigen Infrastruktur haben“, erklärt die Wirtschaftsingenieurin. „Aufgrund der gebirgigen Region werden allein Pumpleistungen im hohen dreistelligen Megawatt-Bereich benötigt, um das Wasser dorthin zu bringen, wo die Menschen es benötigen.“

Da Jordanien und Palästina dringend auf zusätzliches Trinkwasser angewiesen sind, ist der Handlungsdruck groß. Ein weiterer Teil der Arbeit bestand daher darin, die Planungsvarianten so zu bewerten, dass neben ökonomischen Gesichtspunkten auch die Ziele der Entscheidungsträger und der Interessengruppen vor Ort sowie die umweltbezogenen und sozio-politischen Aspekte berücksichtigt sind.

SALAM II ist damit abgeschlossen. Die Erkenntnisse wurden den Entscheidungsträgern vor Ort übergeben. Möglichst zeitnah sollen nun Pilotprojekte in der Region durchgeführt werden.

 

Die Projektergebnisse haben Geldermann und Schär im Sonderheft der Zeitschrift Wasserwirtschaft publiziert: Techno-ökonomische Analyse integrierter Wasserinfrastrukturprojekte, WASSERWIRTSCHAFT, Volume 7, Wiesbaden, 2022.
https://doi.org/10.1007/s35147-022-1092-8

* Die SALAM-Initiative ist das erste Forschungsprogramm, welches auf einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Israel, Jordanien und Palästina aufbaut, um die wasserbezogenen Herausforderungen der Region zu bewältigen. Die Arbeiten dauern nunmehr seit über 25 Jahren an. Das jetzige Projekt SALAM II wird vom Bundesforschungsministerium im Rahmen der Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit“ (FONA) mit 2,3 Millionen Euro unterstützt. Die Leitung hat die Uni Göttingen. Partner kommen aus Deutschland, Israel, Jordanien und Palästina.

Im Bild: Große Trockenheit bei gleichzeitiger Abhängigkeit von der Landwirtschaft kennzeichnen die Projektregion. Hier im Bild: Das Gouvernement Kerak in Jordanien.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Jutta Geldermann, ABWL und Produktionsmanagement, jutta.geldermann@uni-due.de
Sebastian Schär (M.Sc.), ABWL und Produktionsmanagement, sebastian.schaer@uni-due.de

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