Kontinuierlicher Anstieg des Renteneintrittsalters
Erfolg der „Rente mit 67“
- von Katja Goepel
- 01.08.2023
Sie ist nach wie vor umstritten: Die „Rente mit 67“. In Kraft seit 2012, werden nun zunehmend die Auswirkungen der Reform sichtbar. Das durchschnittliche Rentenzugangsalter steigt mit jedem nachrückenden Jahrgang. Und es könnte noch höher liegen, wenn nicht weiterhin viele Menschen die Möglichkeit eines früheren Renteneintritts nutzen würden. Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der UDE legt neue Erkenntnisse aus dem aktuellen Altersübergangs-Report vor.
Anders als in der Öffentlichkeit vielfach debattiert, ist beim Renteneintrittsalter keine Stagnation, sondern ein kontinuierlicher Anstieg zu beobachten. Dies zeigt der aktuelle Altersübergangs-Report. Die jährlichen Daten der Deutschen Rentenversicherung wurden für die Analyse nach Geburtsjahr zu sog. Kohorten zusammenfasst. Dieser Ansatz zeigt, dass sich insbesondere zwei Faktoren auf das Renteneintrittsalter auswirken: einerseits die Anhebung der Regelaltersrente sowie andererseits die Beendigung von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten wie der Altersrente wegen Arbeitslosigkeit oder der Altersrente für Frauen. Auch durch den Wegfall dieser Regelungen steigt das Renteneintrittsalter deutlich an.
IAQ-Forscher Prof. Dr. Martin Brussig analysiert die Rentenzugänge im Vergleich von Geburtskohor-ten der Jahre 1943 bis 1954: „Das durchschnittliche Alter beim Renteneintritt ist bei den Männern über die Jahre hinweg gestiegen: gingen die 1943 geborenen Männer noch durchschnittlich mit 63,3 Jahren in Rente, so stieg der Renteneintritt bei den Männern des Jahrgangs 1954 bereits auf 64,5 Jahre. Dies bedeutet einen Anstieg um ein Jahr über den Zeitraum von rund zehn Jahren. Bei den Frauen stieg das durchschnittliche Renteneintrittsalter im selben Zeitraum von 62,9 auf 64,5 Jahre, ein Anstieg über 1,5 Jahre. Zugleich haben bei Männern und Frauen die Renteneintritte nach Vollendung des 65. Lebensjahres deutlich zugenommen. Von ca. fünf Prozent im Geburtsjahrgang 1944 stieg dieser Anteil auf etwa ein Drittel im Geburtsjahrgang 1954. Hier schlägt sich der Anstieg der Regelaltersgrenze nieder.“
Die Entwicklung verläuft in zwei getrennten Linien: Trotz der Anhebung der Regelaltersgrenze besteht zeitgleich weiterhin ein anhaltendes Interesse an einem frühzeitigen Rentenbeginn. Allerdings steht die Option, bereits mit 60 Jahren in Altersrente zu gehen, den Geburtsjahrgängen ab 1952 nicht mehr zur Verfügung. Das Altersspektrum, in dem die Mehrheit der Renteneintritte stattfindet, hat sich somit deutlich eingeengt und liegt nun zwischen 63 und 66 Jahren. Innerhalb dieses Spektrums bleibt das Verhältnis zwischen frühen und späten Renteneintritten nahezu konstant.
Die verbliebenen Möglichkeiten, den Rentenzugang vorzuziehen oder aufzuschieben, werden vor allem für einen frühen Rentenbeginn genutzt, anstatt den Rentenbeginn zu verzögern. „Soll die Bereitschaft der Bevölkerung für einen flexiblen, späteren Rentenbeginn erhöht werden, müssen sich die Arbeitsbedingungen für ältere Menschen ganz erheblich verbessern“, so Arbeitsmarktexperte Prof. Dr. Martin Brussig. Gerade im Hinblick auf den zunehmenden Fachkräftemangel sind kreative Lösungen vor allem von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Betriebsräten gefragt, wie es gelingt, ältere Menschen länger im Arbeitsmarkt zu halten.
Weitere Informationen:
Altersübergangs-Report 2023-02
Prof. Dr. Martin Brussig, IAQ, Tel. 0203/37 9-3931, martin.brussig@uni-due.de
Redaktion: Katja Goepel, IAQ Presse, Tel. 0203/37 9-1836, katja.goepel@uni-due.de