Studie zu sozial benachteiligten Vierteln
Deutlich weniger Haus- und Kinderärzt:innen
- von Dr. Milena Hänisch
- 15.01.2024
In vielen Großstädten gibt es Stadtteile, die sozial schlechter gestellt sind. Das wirkt sich auch auf die medizinische Versorgung aus: Forschende der Medizinischen Fakultät der UDE und des Universitätsklinikums Essen haben das am Beispiel der Stadt Essen nachgewiesen. Im sozial schwächeren Norden gibt es im Vergleich zum bessergestellten Süden etwa ein Viertel weniger Hausärzt:innen und nur halb so viele Kinderärzt:innen.
„Mit einer stärkeren sozialen Benachteiligung geht ein schlechterer wohnortnaher Zugang zur Primärversorgung einher, insbesondere für Kinder und Jugendliche“, so das Fazit der Autor:innen. Sie sind besorgt darüber, dass diese ungleiche Verteilung eine gesundheitliche Ungleichheit verfestigt und am tatsächlichen Bedarf der Bevölkerung vorbeigeht.
„Üblicherweise wird die Verteilung der hausärztlich tätigen Ärzt:innen durch die Kassenärztlichen Vereinigungen per Bedarfsplanung gesteuert“, erklärt der Politologe Philip Schillen, Erstautor der Studie und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeinmedizin. „Diese Bedarfsplanung lässt aber starke soziale Gefälle innerhalb einer Planungseinheit häufig unberücksichtigt. Das sehen wir in dieser Form als ungeeignet an, die drohende bzw. schon bestehende Unterversorgung der Bevölkerung in benachteiligten Stadtteilen einzudämmen.“
Soziale und gesundheitliche Herausforderungen innerhalb von Stadtvierteln müssen dringend stärker berücksichtigt werden, fordern die Autor:innen. Dazu gehören unter anderem finanzielle Anreize für dort praktizierende Ärzt:innen. Entsprechende Ansätze in Form von Stipendien, finanzieller und organisatorischer Unterstützung für Hausärzt:innen auf dem Land gibt es bereits. „Aber das Problembewusstsein für die lokale Unterversorgung in der Stadt ist anscheinend sowohl in der Politik als auch in der Selbstverwaltung geringer“, so Schillen.
Die jüngst auf den Weg gebrachten Gesundheitskioske sowie Primärversorgungszentren können ein wichtiger Baustein sein, um den Zugang zu hausärztlicher Versorgung auch in sozial benachteiligten Stadtteilen künftig sicherzustellen.
Originalveröffentlichung:
Primary Care Inequalities to the Disadvantage of the Population of Socially Deprived Urban Areas: A Case Study of Essen, Germany Thieme E-Journals - Das Gesundheitswesen / Abstract (thieme-connect.com)
Redaktion: Dr. Milena Hänisch, Tel. 0201/723-1615,milena.haenisch@uk-essen.de