Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft
Es braucht mehr
- von Jennifer Meina
- 11.02.2024
Das Problem ist bekannt: Obwohl rund 50 Prozent der Studierenden in Deutschland und auch an der UDE weiblich sind*, dominieren überwiegend Männer die höchsten wissenschaftlichen Positionen. An der UDE beträgt der Anteil der Professorinnen nur rund 33 Prozent, während immerhin etwa 45 Prozent der Juniorprofessor:innen Frauen sind. Das zeigt: Es fehlt an Frauen und somit an Vorbildern für Schüler:innen. Besonders in den MINT-Fächern wird dieser Missstand noch deutlicher. Um bereits in jungen Jahren das Interesse von Mädchen für diese Fachgebiete zu wecken, existieren verschiedene Initiativen – auch an der UDE, wie zum Beispiel die SUNI, die Sommeruni für Naturwissenschaften und Informatik. Merle van Beem ist eine ehemalige Teilnehmerin, studiert mittlerweile Medizinische Biologie an der UDE und engagierte sich im vergangenen Jahr als Tutorin. Mit uns hat sie über ihre Erfahrungen und Wünsche gesprochen.
Frau van Beem, waren Sie schon immer begeistert von Naturwissenschaften?
Ich würde definitiv sagen, dass mir MINT-Fächer schon immer lagen und viel Freude bereitet haben. Als es dann in Richtung Abi ging, war für mich deshalb schnell klar, dass ich etwas mit Biologie, Medizin oder Informatik studieren möchte. Ich habe mich schließlich für Medizinische Biologie an der UDE entschieden.
Hat SUNI dazu beigetragen? Was ist das Besondere an dem Projekt?
Ich war 15, als ich an der SUNI teilnahm. In der Woche habe ich ganz viele coole Einblicke in verschiedene Bereiche aus Natur- und Ingenieurwissenschaften bekommen sowie viele andere Jugendliche kennengelernt, die sich ebenso dafür interessierten. Als Schülerin hat mich die SUNI darin bestärkt, das zu machen, was mich begeistert – als Tutorin sehe ich jetzt die Begeisterung bei den Teilnehmenden und freue mich, mit ihnen das Gleiche zu erleben wie ich vor sieben Jahren. Herauszufinden, ob und dann auch noch was man studieren möchte, kann sehr herausfordernd sein. Dabei ein wenig zu helfen, ist ein schönes Gefühl.
Sie sind jetzt in Ihrem dritten Semester im Master. Wollen Sie nach Ihrem Studium in der Wissenschaft bleiben?
Ja, denn ich will promovieren. Danach halte ich mir noch offen, wohin es geht. Ich könnte mir zum jetzigen Zeitpunkt aber durchaus vorstellen, an der Uni zu bleiben. Allerdings gibt es auch Dinge, die einen abschrecken, z.B. die Unsicherheit, langfristig einen Job zu bekommen, und möglicherweise schlechter bezahlt zu werden als in der Industrie.
Warum ist so ein internationaler Tag für Frauen und Mädchen in der Wissenschaft wichtig – oder braucht es doch etwas anderes?
Der Tag bietet einem wichtigen Thema viel Aufmerksamkeit. Das finde ich gut. Aber für Frauen in der Wissenschaft braucht es natürlich mehr. Zumindest in der Biologie habe ich mit deutlich mehr weiblichen als männlichen Studierenden im Hörsaal gesessen, und die Verteilung unter den Lehrenden war relativ ausgeglichen. In den Zahlen, die die UDE selbst herausgibt, fällt aber eine größere Diskrepanz auf: Im Zentrum für medizinische Biotechnologie leiten beispielsweise über 50 Männer Arbeitsgruppen, aber nur 31 Frauen. Für mich zeigt das fehlende Möglichkeiten statt mangelndem Interesse.
Damit Frauen in der Wissenschaft bleiben, braucht es gesellschaftliche Akzeptanz und Anerkennung. Frauen, die hier ihren Weg machen wollen, dürften nicht durch ein veraltetes Familienbild und eine veraltete Erwartungshaltung ihnen gegenüber daran gehindert werden.
*die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2023.
Zum Weiterlesen:
Warum gibt es immer noch so wenige Professorinnen? Ein Gespräch mit IAQ-Direktorin Prof. Dr. Ute Klammer über Anreize und Bremsklötze: https://www.uni-due.de/2020-12-16-in-der-kampfarena
Der Campus:Report mit dem Schwerpunkt Gender