Eine Frau ist im Profil-Anschnitt zu erkennen. Sie beugt sich über einen Laptop, auf dem ein aufgeschlagenes historisches Buch zu sehen ist, über das sich Comicfiguren im Stil des Mittelalters bewegen.
© UDE/Janina Balzer, Birte Vierjahn

Online-Vortrag zur digitalen Ausstellung

Die Goldene Bulle und die Europawahl

  • von Birte Vierjahn
  • 28.05.2024

Entstanden im 14. Jahrhundert, geschrieben von Hand auf Pergament, das namensgebende goldene Siegel legitimierte den Inhalt: Die „Goldene Bulle“ regelte bis ins frühe 19. Jahrhundert die Wahl des römisch-deutschen Königs und späteren Kaisers. PD Dr. Mathias Kluge von der UDE entwickelte gemeinsam mit dem Historischen Museum der Pfalz Speyer eine digitale Ausstellung rund um die kaiserliche Urkunde. In seinem Online-Vortrag kurz vor der Europawahl, am 3. Juni um 17 Uhr, präsentiert er neue Forschungsergebnisse zum Dokument und erklärt, wie spätmittelalterliche Prinzipien die Grundlagen unserer heutigen Demokratie beeinflusst haben. Die Anmeldung zur Teilnahme ist kostenfrei.

Die im Zentrum der Ausstellung und des Vortrags stehende Goldene Bulle Kaiser Karls IV. ist ein Gesetzbuch in lateinischer Sprache. Es regelte vor allem die Wahl des römisch-deutschen Königs und späteren Kaisers durch die Kurfürsten bis zum Ende des alten Reiches im Jahr 1806: Die einfache Mehrheit entschied, und die Bulle mahnte direkt in Richtung der Kurfürsten: „Nachdem sie an diesem Ort gewählt haben, muss eine solche Wahl anerkannt werden, als wäre sie einmütig und ohne Gegenstimme vollzogen worden.“

Namensgebend für das frühe Verfassungsdokument ist das Siegel (die Bulle) aus Goldblech, das auf der Vorderseite den Kaiser mit Zepter und Reichsapfel zeigt, auf der Rückseite stilisiert die Stadt Rom abbildet. Seit 2013 gehört die Goldene Bulle, von der sieben Originalausfertigungen erhalten sind, zum Weltdokumentenerbe der UNESCO wie die Bibel, der Koran und Goethes Werke.

PD Dr. Mathias Kluge, Historiker und derzeit Vertretungsprofessor für Europäische Regionalgeschichte an der UDE, betont die Bedeutung, die das Dokument auch aktuell noch hat: „Die Goldene Bulle regelte schon früh ein Wahlverfahren mit Mehrheitsentscheidung. Für die Geschichte Europas hat es bis heute Bedeutung: Diejenigen, die wählen, müssen die Entscheidung der Mehrheit akzeptieren, um politische Stabilität zu gewährleisten.“

Die Ausstellung, die Kluge zusammen mit Kollegen aus der Forschung, der Filmbranche sowie Studierenden der Universität Augsburg geplant und umgesetzt hat, richtet sich an ein breites Publikum und vermittelt die Prinzipien der mittelalterlichen Königswahl auf unterhaltsame Weise per Video, Bild und mithilfe zahlreicher weiterführender Links für alle, die tiefer einsteigen möchten.

Kluge hält seinen Vortrag zur Ausstellung im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Für die Teilnahme ist eine kostenfreie Anmeldung nötig.

 

Weitere Informationen:
Online-Vortrag: https://s.rlp.de/dOrmO
Digitale Ausstellung: https://www.die-goldene-bulle.de/

PD Dr. Mathias Kluge, Historisches Institut, Tel. 0203/18 3-2540, mathias.kluge@uni-due.de

Redaktion: Birte Vierjahn, Tel. 0203/37 9-2427, birte.vierjahn@uni-due.de

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