Nutze deine Stimme bei der Europawahl
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Politikwissenschaftler Dr. Oliver Schwarz im Interview

Was wir ohne die EU vermissen würden

  • von Juliana Fischer
  • 07.06.2024

Natürlich gehe er zur Wahl, betont Dr. Oliver Schwarz. Wer das nicht tut, lässt zu, dass politische Entscheidungen von populistischen Kräften getroffen werden. Im Interview erklärt der Politikwissenschaftler, welche Vorteile die EU vor allem für Studierende hat.

Herr Schwarz, von welchen Errungenschaften profitieren Studierende in der EU besonders?
Dr. Oliver Schwarz: Von der Möglichkeit, dort zu leben, studieren oder zu arbeiten, wo sie möchten. Die Freizügigkeit gehört zweifellos zu den größten Errungenschaften der europäischen Integration. Und natürlich das Erasmus-Programm. Es ermöglicht Studierenden unkompliziert und finanziell unterstützt im Ausland zu studieren. An der UDE beispielsweise an über 370-Partnerunis in 29 verschiedenen Ländern. Und während des Auslandssemesters profitieren sie von Roam like at Home. Seitdem die Roaminggebühren abgeschafft wurden, telefonieren und surfen wir überall in der EU zum Heimattarif.

Und die Studienleistungen?
Die werden seit dem Bologna-Prozess europaweit anerkannt, ebenso wie Studienabschlüsse. Das erleichtert den Hochschulwechsel und die Fortsetzung des Studiums in einem anderen EU-Land. So können Studierende der UDE beispielsweise an die University of Oslo wechseln und dort ihr Studium weiter fortsetzen, ohne dabei Zeit oder Leistungspunkte zu verlieren.

Gibt es weitere Kooperationen an der UDE?
Beispielsweise koordiniert der EU-Lehrstuhl bei uns am Institut für Politikwissenschaft seit Januar das Horizon Europe Projekt InvigoratEU. Rund 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Europa gehen hier in den kommenden drei Jahren der Frage nach, wie die EU ihre Erweiterungs- und Nachbarschaftspolitik stärken kann. Das eröffnet auch unseren Studierenden hier vor Ort ganz besondere Möglichkeiten.

Was kann die EU für den Frieden in Europa tun?
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine führt uns ja gerade ganz drastisch vor Augen, wie zerbrechlich Frieden sein kann und wie wichtig es ist, dass die EU mit einer Stimme spricht. Die EU ist seit jeher ein Friedensprojekt und spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Stabilität und Sicherheit in Europa. Sie hat durch zwei Weltkriege miteinander verfeindete Länder zu friedlicher Kooperation motiviert und nach dem Ende des Ost-West-Konflikts zur Überwindung der Teilung Europas beigetragen. Es ist daher kein Zufall, dass sich mit den Staaten des westlichen Balkans, der Türkei, der Ukraine, Georgien und der Republik Moldau aktuell zehn weitere Länder um eine EU-Mitgliedschaft bemühen.

Was ist von der EU in puncto Umwelt- und Klimaschutz zu erwarten?
Mit dem „European Green Deal“ hat sich die EU das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu werden. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 sinken. Das Maßnahmenpaket „Fit for 55“ umfasst 13 überarbeitete und sechs neue Gesetze. Ab dem 3. Juli müssen PET-Einwegflaschen festsitzende Verschlüsse haben. Eine neue Richtlinie gewährt das Recht auf Reparatur. Die EU spielt auch global eine führende Rolle im Klima- und Umweltschutz, indem sie internationale Abkommen fördert und Länder unterstützt.

Warum gehen Sie zur Wahl?
Als Politikwissenschaftler sehe ich es als Privileg und Verantwortung, meine Stimme abzugeben. Wahlen sind die wichtigste Form politischer Beteiligung in einer Demokratie. Jede Stimme zählt und beeinflusst die politischen Entscheidungen und die Richtung der europäischen Integration. Wer nicht wählt, überlässt diese Entscheidungen anderen. Populistische und autokratische Kräfte sind weltweit auf dem Vormarsch. Das sollte alle mobilisieren, die die Vorteile der europäischen Integration schätzen, und auch jene, die ein handlungsfähigeres und demokratischeres Europa wollen. Nur durch die Wahl können wir die Zukunft der EU mitgestalten und sie als Projekt des Friedens, der Stabilität und des Fortschritts bewahren.

Weitere Informationen
Dr. Oliver Schwarz, Institut für Politikwissenschaft, Tel. 0203/ 379-2039, oliver.schwarz@uni-due.de

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