Portrait von Bernice Walter
© privat

Gründerin Bernice Walter

Medizinisches Wissen kindgerecht vermitteln

  • 13.06.2024

Die Plattform HippoCare von Bernice Walter klärt Kinder und Eltern interaktiv und spielerisch über Krankheiten und Behandlungen auf. Die UDE-Alumna wurde unter anderem vom Zentrum für Gründungen und Innopreneurship der Universität Duisburg-Essen – GUIDE unterstützt.

Wie erklärt man einem Kind die Diagnose Krebs? Und wie bereitet man es kindgerecht auf eine Chemotherapie vor? Mit diesen herausfordernden Aufgaben sah sich auch die angehende Kinderchirurgin Bernice Walter im klinischen Alltag konfrontiert. Gemeinsam mit Freunden entwickelte sie kurzerhand die Idee für eine App, die künftig anschauliche Erklärvideos und interaktive Spiele zu unterschiedlichen Krankheitsbildern bereitstellen soll. „Wir möchten den Kindern und ihren Eltern die Angst vor Eingriffen nehmen und sie noch besser unterstützen. Dafür fehlt leider im Klinikalltag zu häufig die Zeit“, so die Gründerin im Interview.

Bernice Walter, Sie haben 2023 das Start-up HippoCare gegründet. Was verbirgt sich dahinter?
HippoCare ist eine App, die Kindern und ihren Eltern spielerisch komplexes medizinisches Wissen vermittelt. Sie bietet interaktive Spiele, Videos und Quizfragen in verschiedenen Sprachen, die das Lernen über Krankheiten und Behandlungen kindgerecht und unterhaltsam machen. Wir wollen so die Lebensqualität kranker und gesunder Kinder verbessern und Krankenhäusern und Arztpraxen helfen, Zeit und Geld zu sparen.

Unsere Mission ist es, Kindern die Angst vor medizinischen Eingriffen zu nehmen.

Unsere Mission ist es, Kindern die Angst vor medizinischen Eingriffen zu nehmen und gleichzeitig medizinischem Personal die Arbeit zu erleichtern. In diesem Jahr arbeitet unser Team an einem Prototyp und einer Proof-of-Concept-Studie, um die Marke zu stärken. Außerdem suchen wir noch finanzielle Unterstützer.

Wie sind Sie auf Ihre Gründungsidee gekommen?
Ich habe im Rahmen meiner klinischen Tätigkeit bemerkt, wie viel Zeit es kostet, Kinder und ihre Eltern angemessen über Krankheiten, Operationen, Therapien und diagnostische Maßnahmen aufzuklären. Und wer schon einmal im Krankenhaus war, weiß, dass Zeit bekanntlich Mangelware ist.

Jeder hat das Recht, angemessen aufgeklärt zu werden.

Gleichzeitig hat jeder, egal welchen Alters, das Recht, angemessen aufgeklärt zu werden, um zu verstehen, was in und mit seinem Körper passiert. Ursprünglich war der Gedanke, mit dieser App ausschließlich Kinder aufklären zu wollen. Bis uns aufgefallen ist, dass es genauso wichtig ist, Eltern verständlich zu erklären, was passiert. Denn die Mitarbeit der Eltern während des Krankenhausaufenthaltes und bei der medizinischen Nachsorge ist sehr wichtig für den Heilungsprozess.

Wollten Sie schon immer gründen?
Seit ich denken kann, habe ich das Bedürfnis, Dinge zu verbessern, die in meinen Augen verbesserungswürdig erscheinen. Ob daraus am Ende eine Geschäftsidee entsteht oder nicht, war mir bisher ehrlicherweise immer egal. Natürlich ist der Gedanke cool, irgendwann mal sein eigener Boss zu sein und mit meinen Mitgründer*innen was eigenes aufzubauen, aber das war niemals das Ziel dieses Projektes. Im Fokus stand eher, eine Lösung für ein offensichtliches Problem zu finden.

HippoCare ist unser Passion-Project.

War es eine schwierige Entscheidung?
Ehrlicherweise nein. Wir sind als Team zu viert super aufgestellt, haben Spaß an der Sache und alle eine bereits etablierte Karriere. HippoCare ist unser Passion-Project, wenn man so will. Wir gehen tatsächlich sehr mit dem Motto „We’ll cross that bridge when we come to it“ an die ganze Sache heran. Ich bin eher der optimistisch-naive Typ: „Das wird schon alles werden“. Es ist gut, auch ein paar Realisten im Team zu haben. Wir ergänzen uns alle sehr gut, menschlich sowie fachlich.

Wie reagiert Ihr Umfeld, wenn Sie ihnen erzählen, dass Sie ein Start-up gründen?
Also in meinem persönlichen Umfeld fragen alle immer: Wann zur Hölle machst du das denn noch? Und ansonsten findet jeder die Idee gut, manch einer kann sich aber noch nichts darunter vorstellen.

Wie haben Sie den Gründungsprozess bisher erlebt? Auf welche Vorurteile sind Sie gestoßen?
Wir wurden häufig gefragt, wie wir Emotionen monetarisieren wollen. Dass man aus so einer App kein Geld machen könne, die Idee zwar niedlich sei, aber in der Realität keine Chance habe. Irgendwann lächelt man dann nur noch freundlich und bedankt sich für den Denkansatz. Zumal ich oft das Gefühl hatte, dass viele einfach nur ihren Senf dazugeben wollten. In einigen Augen bleiben meine Mitgründerin Maike und ich, trotz unseres sehr erfolgreichen akademischen Werdegangs, eben doch nur die lieben Blondchen. Darf man das überhaupt so sagen? Naja … Ich hab’s jetzt gesagt. Ansonsten ist die deutsche Bürokratie erstmal schwierig zu durchblicken, aber für Maike ist das alles kein Problem.

Wir können uns aufeinander verlassen.

Was haben Sie daraus gelernt?
Jeder in unserem Team hat Stärken und Schwächen. Und wir lernen einander in dem Kontext immer besser kennen, haben gegenseitiges Vertrauen aufgebaut und können uns aufeinander verlassen.

Wo haben Sie Unterstützung gefunden?
Unsere erste Unterstützerin war Helga Herden aus dem GUIDE-Programm der Universität Duisburg-Essen. Sie wiederum hat uns auf das FACE Accelerator-Programm der Ruhr-Universität aufmerksam gemacht und den Kontakt zu Janwillem Huda von FACE hergestellt. Und dann hat sich ein immer größeres Netzwerk voller toller Menschen und Unterstützer*innen aufgebaut.

Man hat das Gefühl, jeder möchte für den anderen wirklich nur das Beste.

Was macht das Angebot der Ruhr-Universität so besonders?
Besonders sind vor allem die Menschen: Sowohl die anderen Gründer*innen, als auch alle Coaches. Man hat das Gefühl, jeder möchte für den anderen wirklich nur das Beste.

Welchen Tipp haben Sie für Gründungsinteressierte?
Es wird viele Menschen geben, die einem sagen, dass daraus eh nichts wird. Die einen einfach ignorieren. Solange man selbst an die Idee glaubt, hat diese auch eine Daseinsberechtigung. Zudem kann ich nur empfehlen, von vornherein im Team zu arbeiten. Denn in Momenten, in denen man selbst keine Energie mehr hat und das Ganze in Frage stellt, ist nichts motivierender, als das eigene Team.

Zur Person

Bernice Walter (28) begann nach dem Abitur zunächst ein duales Studium im Bereich International Management, bevor sie das Studium der Humanmedizin an der Universität Duisburg-Essen aufnahm und dort erfolgreich abschloss. Aktuell absolviert Walter ihre Facharztausbildung zur Kinderchirurgin am Universitätsklinikum Düsseldorf.

Ihre Freude an der Arbeit mit Kindern entdeckte sie während des Studiums und ihrer Arbeit in der unfallchirurgischen Notaufnahme. Die Idee zur App HippoCare kam ihr im Klinikalltag.

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