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Online-Umfrage der Medizinischen Fakultät der UDE

Hausärztliche Versorgung: Kommunen befürchten Engpässe

  • von Milena Hänisch
  • 06.08.2024

Die Kommunen in NRW betrachten den Mangel an Hausärzt:innen mit großer Sorge. Rund 86 Prozent schätzen die Versorgung vor Ort in den kommenden zehn Jahren als (eher) nicht sichergestellt ein, zeigt eine Online-Umfrage der Medizinischen Fakultät der UDE aus dem Jahr 2023.

Ein Drittel der Hausärzt:innen ist bereits über 60 Jahre alt und steht damit kurz vor dem Ruhestand. Konträr dazu verläuft die demographische Entwicklung der Bevölkerung: Der Anteil älterer Menschen nimmt zu. Das wird in den nächsten Jahr(zehnt)en einen stark steigenden hausärztlichen Versorgungsbedarf zur Folge haben. Zugleich sind infolge der laufenden Stadt-Land-Verschiebungen in ländlichen, insbesondere infrastrukturschwachen Räumen schon heute die Folgen der hausärztlichen Unterversorgung spürbar.

Diese Situation haben Forscher:innen am Institut für Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät der UDE zum Anlass genommen, in einer Online-Erhebung insgesamt 192 Kommunen in NRW zu befragen. Fast 80 Prozent der befragten kommunalen Vertreter:innen äußerten den Wunsch nach mehr eigenen Einflussmöglichkeiten. Über 85% der Kommunen wünschen sich ein stärkeres Engagement der kassenärztlichen Vereinigung und eine Intensivierung der landespolitischen Verantwortungsübernahme. „Es gibt ein großes Problembewusstsein seitens der Kommunen“, so Philip Schillen, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeinmedizin und Erstautor der Studie.

„Die kommunale Perspektive ist ein wesentlicher Baustein bei den Überlegungen, wie in Zukunft die hausärztliche Versorgung sichergestellt werden kann. Die Kommunen sollten daher von den verantwortlichen Akteuren stärker als bislang in die Planungen und Maßnahmen zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung einbezogen werden“, so Prof. Dr. Jürgen in der Schmitten, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Essen.

Derzeit wird durch den Gesetzgeber die Einführung von Gesundheitskiosken, Gesundheitsregionen und Primärversorgungszentren diskutiert. In den drei genannten Reformansätzen spielt die kommunale Ebene jeweils eine zentrale Rolle. Um diesen möglicherweise sehr weitreichenden Reformprozess der Primärversorgung in Deutschland erfolgreich zu gestalten und damit zu einer langfristigen und nachhaltigen Sicherstellung der Versorgung in Deutschland beizutragen, bedarf es einen frühestmöglichen Einbezug der Kommunen sowie weitere wissenschaftliche Beforschung der neuen Versorgungsformen.

Zur Originalveröffentlichung:
Die zukünftige Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung aus kommunaler Perspektive

Redaktion: Dr. Milena Hänisch, Medizinische Fakultät, Tel. 0201/723-6274, milena.haenisch@uk-essen.de

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