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Starke Stimme für die Expertise

Wie Forschende in Krisen kommunizieren

  • von Astrid Bergmeister
  • 27.09.2024

Wie kommunizieren Forschende in Krisen? Wissenschaftler:innen der Universitäten Duisburg-Essen, Potsdam und Braunschweig haben erforscht, ob die Öffentlichkeit auf der Kommunikationsplattform Twitter (jetzt X) die Expertise der Wissenschaftler:innen wahrnimmt und evidenzbasierte Faktendarstellung von Meinung unterscheiden kann. Bei einer Abschlussveranstaltung des DFG-finanzierten Projekts „Wissenschaftskommunikation in Pandemien: Die Rolle der öffentlichen Beteiligung an Social Media Diskussionen“ am 1. Oktober in der Kaiserin-Friedrich-Stiftung in Berlin stellt das Team die Erkenntnisse der Untersuchung vor. U.a. Prof. Dr. Christian Drosten (Direktor des Instituts für Virologie der Charité Berlin), sowie Prof. Dr. Melanie Brinkmann (Institut für Genetik der Technischen Universität Braunschweig) werden an der Podiumsdiskussion teilnehmen.

Kommunizieren Wissenschaftler:innen in Krisen anders als zu anderen Zeiten? „Wir konnten zeigen, dass sich Wissenschaftler:innen während der Covid-19-Pandemie in der direkten Kommunikation in den sozialen Medien positionieren. Sie gehen mit ihrer Kommunikation über den Bericht wissenschaftlicher Befunde hinaus, sie rufen zu Handlungen auf und stellen ihre eigene Meinung dar“, erläutert Prof. Dr. Nicole Krämer von der Universität Duisburg-Essen die zentralen Erkenntnisse des DFG-geförderten Projekts „Wissenschaftskommunikation in Pandemien: Die Rolle der öffentlichen Beteiligung an Social Media Diskussionen“. Das Forschungsteam hat spezifische Rollen identifiziert, die die Wissenschaftler:innen als „Wachhund“ oder „Fürsprecher“ in den sozialen Medien übernommen haben. Automatisierte Analysen von über 42.000 Twitter-Beiträgen zeigen allerdings, dass Wissenschaftler:innen in der Covid-19-Krise dennoch stärker auf wissenschaftliche Evidenz in ihren Postings zurückgreifen als Laien. Bei diesen steht eher eine anekdotische Evidenz durch persönliche Erlebnisse im Vordergrund. Krämer: „Das Forschungsteam konnte nachweisen, dass die Wissenschaftlichkeit der Beiträge den Wissenschaftler:innen auch helfen kann, eine größere Reichweite zu erzielen.“ Experimentalpsychologische Studien zeigen, dass Wissenschaftler:innen ihre Vertrauenswürdigkeit steigern können, indem sie ihre akademischen Titel darstellen und indem sie sich auf wissenschaftliche Studien statt persönliche Beispiele beziehen. Unverständliche wissenschaftliche Fachbegriffe reduzierten hingegen die Glaubwürdigkeit. Gleichzeitig konnte das Forschungsteam analysieren, dass die Öffentlichkeit recht gut in der Lage ist, zwischen "echten" und "falschen" Expert:innen zu unterscheiden.

Am 1. Oktober stellt das Forschungsteam der drei Universitäten in einer Abschlussveranstaltung in der Kaiserin-Friedrich-Stiftung die Ekenntnisse des Forschungsprojekts vor.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Nicole Krämer, Sozialpsychologie: Medien und Kommunikation, Tel. 0203/37 9-2482, nicole.kraemer@uni-due.de
https://www.tu-braunschweig.de/ifkw/scan/abschlussveranstaltung

Redaktion: Astrid Bergmeister, Pressesprecherin und Leiterin Ressort Presse, Tel. 0203-37 9-2430, astrid.bergmeister@uni-due.de

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