Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen
Mit Reformen gegen die Flaute
- 13.11.2024
Die Wirtschaftsweisen haben ihr Jahresgutachten an Bundeskanzler Olaf Scholz übergeben. Für die Konjunktur in Deutschland geben die fünf Expert:innen, darunter UDE-Professor Achim Truger, keine optimistische Prognose ab. Nachdem die Wirtschaft in diesem Jahr leicht schrumpft, rechnen sie für 2025 nur mit einem kleinen Wachstum von 0,4 Prozent. Daher fordern die Fünf schon im Titel ihres über 400 Seiten umfassenden Gutachtens: „Versäumnisse angehen, entschlossen modernisieren“.
Die anhaltende Wachstumsschwäche legt laut Gutachten nahe, dass die deutsche Wirtschaft sowohl von konjunkturellen als auch von strukturellen Problemen ausgebremst wird. Deutschland müsse nicht nur die aktuellen Schwierigkeiten vor allem in der Industrie angehen, sagen die Wirtschaftsweisen, sondern in folgenden Bereichen „einen entschlossenen Modernisierungspfad“ einschlagen und dafür verlässlich investieren:
- Zukunftsorientierte öffentliche Ausgaben müssen besser priorisiert und verbindlicher festgeschrieben werden. Die Ausgaben für Infrastruktur, Bildung und Verteidigung sind im internationalen Vergleich gering. In diesen Bereichen sind in den vergangenen Jahren deutliche Mängel aufgetreten.
- Im Verkehrsbereich sind eine Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur und darüber hinaus die Dekarbonisierung des Güterverkehrs erforderlich.
- Deutschland hinkt bei der Digitalisierung im Finanzsystem hinterher und verschenkt dadurch Potenziale für Innovationen und Effizienzsteigerungen.
- Der Wohnungsmarkt besonders in Ballungsräumen ist angespannt. Das erschwert einerseits den Zuzug von Arbeitskräften in diese produktiven Regionen, andererseits ist die Mietbelastung dort sehr hoch, insbesondere für sozial schwächere Haushalte.
Die Wirtschaftsweisen
So heißen sie nur umgangssprachlich. Offizieller Titel ist „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“. Es ist das wichtigste Beratungsgremium der deutschen Politik, besteht aus fünf Mitgliedern, ist unabhängig und soll zur Meinungsbildung von Politik und Öffentlichkeit beitragen. Achim Truger ist seit Frühjahr 2019 einer der Fünf. Er hat an der UDE eine Professur für Sozioökonomie mit Schwerpunkt Staatstätigkeit und Staatsfinanzen inne.
Im Bild:
Die Wirtschaftsweisen – das sind diese fünf Professor:innen (v.l.): Ulrike Malmendier (University of California), Martin Werding (RUB), Monika Schnitzer (LMU), Achim Truger (UDE) und Veronika Grimm (FAU).
Mehr zum Jahresgutachten:
https://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/jahresgutachten-2024.html?returnUrl=%2Findex.html&cHash=af5fb31555b912b428cc3dbb784d1191