Symbolbild Grundschule
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„IAQ debattiert“ und IAQ Report

Schule im Brennpunkt

  • von Katja Goepel
  • 15.11.2024

Das am 1. August 2024 gestartete Bund-Länder-Programm „Startchancen“ hat das Ziel, die Bildungs- und Teilhabechancen sozial benachteiligter Schüler:innen zu verbessern. Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey und Philipp Hackstein vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen sind Experten zu den Themen Bildung, Entwicklung und Soziale Teilhabe. Am 25. November sprechen sie in der Reihe IAQ debattiert mit Dr. Franziska Krumwiede-Steiner, Mitglied des Bundestags für Bündnis 90/Die Grünen, sowie mit Vertreterinnen aus der kommunalen Praxis aus Gladbeck und Mönchengladbach.

Ein zentraler Punkt der Diskussion ist, wie es gelingen kann, Präventions- und Bildungsketten an Grundschulen erfolgreich und langfristig zu etablieren und wie der Bund die Kommunen bei der Umsetzung weiter unterstützen kann. Die Veranstaltung ist kostenfrei und findet digital über Zoom statt.

Im soeben erschienenen IAQ-Report sind die zentralen Gesprächsthemen zusammengefasst. Dabei steht die Bedeutung der Grundschule für die Bildungs- und Präventionskette ganz besonders im Fokus: Hier werden die Basiskompetenzen für den späteren Erwerb von Schul- und Berufsabschlüssen vermittelt. Und sie ist ein Ort, an dem (fast) alle Kinder in einem Quartier erreicht werden können. Entsprechend werden etwa 60% der im Rahmen des Startchancen-Programms geförderten Schüler:innen im Grundschulalter sein. Auf Basis von Interviews, die 2022 und 2023 an insgesamt 16 Grundschulen durchgeführt wurden (davon elf mit Familiengrundschulzentrum), stellt Sybille Stöbe-Blossey fest: „Multiprofessionelle Organisationsentwicklung an Schulen ist eine der zentralen Gelingensbedingungen für die Umsetzung des Bund-Länder-Programms ‚Startchancen‘“.

Ein wichtige Funktion hat dabei die Verknüpfung von Schule und Jugendhilfe über die Schulsozialarbeit. An Grundschulen ist diese bislang weniger präsent als an Schulen der Sekundarstufe, und die Ausgestaltung in den Bundesländern sowie auf kommunaler Ebene ist sehr unterschiedlich. Chancen für Verbesserungen bietet auch der ab 2026/27 geltende Rechtsanspruch auf Ganztagsförderung für Grundschulkinder, der in Kooperation von Schule und Jugendhilfe umgesetzt wird. Philipp Hackstein zu den Herausforderungen: „Alle Erfahrungen aus unseren Projekten zeigen, dass der notwendige Schritt von einem multiprofessionell zusammengesetzten zu einem multiprofessionell arbeitenden Team keineswegs selbstverständlich ist.“ Damit die Beteiligten miteinander und nicht nebeneinander arbeiten, muss die Verknüpfung von Prävention und Bildung in Schulen und Kommunen erarbeitet und aktiv gestaltet werden.

Ein Beispiel, wie dies gelingen kann, sind Familiengrundschulzentren. Diese bilden eine Brücke zwischen Schule und Familie, sodass die Eltern sozial benachteiligter Kinder mit niedrigschwelligen Angeboten, z. B. einem wöchentlichen Elterncafé, erreicht werden können. Daran anknüpfend können Kinder und Familien durch Mitarbeiter:innen der Schulsozialarbeit gezielt unterstützt werden. Sind darüber hinaus weitere Maßnahmen erforderlich, werden die Familien in Absprache an externe Partner weitervermittelt. So entsteht eine Präventionskette aus sich ergänzenden Angeboten, in der sozialpädagogische Fachkräfte an der Schule eine Lotsenfunktion übernehmen.

Sybille Stöbe-Blossey, die mit ihrem Team auch an der wissenschaftlichen Begleitung des Startchancen-Programms mitwirkt, betont die Bedeutung der Organisationsentwicklung für den Erfolg des Programms: „Das neue Personal, das über das Startchancen-Programm in die multiprofessionellen Teams an Schulen in benachteiligten Sozialräumen kommen wird, muss von Anfang an in den Organisationentwicklungsprozess integriert werden, damit es eine produktive Funktion im schulischen Gesamtkonzept finden und ausfüllen kann – im Idealfall verknüpft mit kommunalen Präventionsstrategien.“   

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey, IAQ, sybille.stoebe-blossey@uni-due.de

Redaktion: Katja Goepel, Pressereferentin IAQ, Tel. 0203/37-9 1836, katja.goepel@uni-due.de

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