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Dr. Mohamed Kari
© Sameer A.Khan/Fotobuddy Princeton

Vorgestellt: Mohamed Kari

Von der UDE nach Princeton

800 Postdocs forschen in Princeton. 12 von ihnen fördert die amerikanische Elite-Universität alljährlich mit einem Presidential Postdoctoral Research Fellowship. Denn sie gelten als so talentiert, dass von ihnen wichtige Beiträge in ihrem jeweiligen Fach zu erwarten sind. Zu den aktuellen Fellows gehört Dr. Mohamed Kari. Der 30-Jährige hat an der UDE Wirtschaftsinformatik studiert und in Informatik promoviert. Seit letztem Oktober forscht er in Princeton zu Augmented Reality.

Herr Kari, wie wird man Princeton Presidential Postdoctoral Research Fellow?
Man muss bereits als Postdoc in Princeton angenommen sein und kann sich dann für das interne Fellowship bewerben. Das ist die formale Seite. Inhaltlich konnte ich vermutlich damit punkten, dass ich schon als Doktorand einige Forschungsergebnisse in einschlägigen Publikationskanälen veröffentlicht habe, dass ich gute Referenzen hatte – mit Professor Reinhard Schütte als meinem Doktorvater, durch Forschungsaufenthalte bei anderen Professoren und bei innovativen Unternehmen.

Erzählen Sie ein wenig von sich.
Ich bin in Essen großgeworden, habe am Alfred-Krupp-Gymnasium Abitur gemacht, anschließend an der UDE Wirtschaftsinformatik studiert, Bachelor und Master. Während des Masterstudiums war ich für verschiedene Praktika bei einem MediaTech Startup in Potsdam, bei Accenture in der Strategieberatung, sowie bei Porsche in Stuttgart im Data-Science-Bereich. Außerdem habe ich ein Semester in Los Angeles als Fulbright-Stipendiat verbracht. Meine Masterarbeit habe ich bei Porsche zum Connected Fleet Learning geschrieben, also dem angewandten Machine Learning auf Fahrzeugdaten.

In dieser Zeit fragte Professor Schütte mich irgendwann, in welchem Büro ich nach dem Masterabschluss meinen Schreibtisch stehen haben möchte, und so habe ich, ohne allzu viel nachzudenken, die Promotion begonnen – zur Hälfte an der UDE, zur Hälfte bei Porsche. Das war eine sehr spannende Zeit. Wegen Corona war der interne Fahrzeugpool immer gut gefüllt mit den tollsten Modellen, mein engster Kollege und Freund dort und ich haben uns gegenseitig inspiriert, wir haben Paper geschrieben, Erfindungen patentiert, Werkstudenten eingestellt, regelmäßig einen Doktorandenpodcast aufgenommen und intern veröffentlicht und Führungskräfte mit unseren Ideen und ersten Prototypen von der digitalen Fahrzeug-Experience der Zukunft gebrieft.

Die zweite Hälfte meiner Promotion habe ich viel im Ausland gearbeitet. Zunächst war ich Teil einer jungen und ambitionierten Forschungsgruppe an der ETH Zürich, anschließend bei Apple in Zürich sowie bei Meta im Großraum Seattle. Diese Zeit prägt meine Forschung von heute besonders.

Woran forschen Sie derzeit?
Ich fasse meine Forschung gerne unter dem Motto zusammen: getting closer to computer systems that seamlessly blend with a user’s space and mind. Konkreter gesagt erfinde, implementiere, und studiere ich Techniken für Augmented-Reality-Systeme. Diese Techniken erlauben es uns, die Umgebung des Nutzers mithilfe von Kameras zu erfassen und virtuelle Objekte darin zu integrieren. Der Fokus meiner Forschung liegt auf der semantischen Integration, sodass virtuelle Inhalte aus Nutzerperspektive sinnvoll und passend integriert werden.  Damit kann man z. B. anstelle eines Video Calls einen 3D Augmented Call führen, bei dem der digitale 3D-Zwilling des Gesprächspartners auf der physischen Couch im Raum Platz nimmt.

Wie finden Sie es in Princeton?
Ich fühle mich hier sehr wohl. Forschung hat in den USA einen sehr hohen Stellenwert. In den Top 10 der Unis mit den meisten Nobelpreisträgern sind acht amerikanische Unis, darunter Princeton. So etwas zieht natürlich die Talente der Welt an. Auf 6.000 Studierende, die alle im On-Campus Housing wohnen, kommen ca. 2.800 Doktorand:innen, 800 PostDocs und 900 Professor:innen.

So haben wir auch im Computer Science Department häufig Besuch von VIPs führender Unis und innovativer Unternehmen. Vor kurzem hat einer der beiden Snapchat-Gründer und Silicon-Valley-Ikone unser Team besucht und hat zwei meiner Forschungs-Prototypen mit viel Begeisterung ausprobiert.

Was, glauben Sie, war in Ihrem Leben entscheidend?
Für jeden Erfolg müssen wahrscheinlich Wille, Talent, und etwas Glück zusammentreffen.

Zum Glück: Man unterschätzt, wie wichtig die Kindheit und die Eltern sind. Meine Eltern haben mich immer unterstützt und meine Neugier gefördert. Ich hatte auch das Glück, schon im Bachelorstudium auf Professor Schütte zu treffen, er hat mich nachhaltig geprägt und maßgeblich dazu beigetragen, wie ich heute bin.

Dann habe ich sicher den Willen, mit den besten des Feldes an zukunftweisenden, technisch herausfordernden Problemen zu arbeiten und Lösungen zu finden.

Und zum Talent: Ich habe gemerkt, dass ich gut darin bin, mich gleichzeitig in formale Konstrukte und die reale Welt einzudenken – und beides zusammenzubringen.

Wohin wird Sie Ihr Weg führen?
Meine Stärke ist: Ich bin universell begeisterungsfähig. So gönne ich mir fast immer die Freiheit, an dem Thema zu arbeiten, das ich gerade am spannendsten finde. Ich erfinde mich gerne neu, entscheide mich gerne um und wage Neues, wenn meine aktuelle Aufgabe abgeschlossen ist.

Daher kann ich es noch nicht sagen. Einerseits gefällt mir die tiefgehende Mentor-Mentee-Beziehung, die es zwischen Professor und Doktorand gibt. Andererseits reizt mich der Impact, den ein Produkt in der Wirtschaft erreichen kann.

Zu den Optionen für meine Zukunft gehören also die Professur, die verantwortungsreiche oder technische Arbeit in einem innovativen Unternehmen, oder die Unternehmensgründung. Aus der Vergangenheit weiß ich aber: Es ist das Fruchtbarste, im Hier und Jetzt sein Bestes zu geben und darauf zu vertrauen, dass sich alles andere auf manchmal ungeahnten Wegen fügen wird.
 

Wer mehr erfahren möchte:
https://mkari.de/

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