Fachtagung zum Landesprojekt „Weiterbildungsberatung im sozialräumlichen Umfeld“ (WisU)
Fachtagung zum Landesprojekt „Weiterbildungsberatung im sozialräumlichen Umfeld“ (WisU)
Am 13.2.2014 fand in Düsseldorf im Tanzhaus NRW die Abschlusstagung zum Projekt „Weiterbildungsberatung im sozialräumlichen Umfeld“ (WisU) statt. Ein kooperativer Arbeitszusammenhang der vier geförderten Landesorganisationen (Landesarbeitsgemeinschaft für eine andere Weiterbildung NRW e.V., Landesverband der Volkshochschulen von NRW e.V., Landesarbeitsgemeinschaft für katholische Erwachsenen- und Familienbildung in NRW e.V., Landesorganisation für evangelische Erwachsenenbildung NRW) und der Universität Duisburg-Essen (Fachgebiet Politische Erwachsenenbildung) haben 17 Monate intensiv an Konzepten der Weiterbildungsberatung für „bildungsferne Zielgruppen“ gearbeitet. Ein breites Spektrum von Vertreter_innen aus der Weiterbildungslandschaft, der Politik und der Wissenschaft fanden sich nun zusammen, um Ergebnisse, Erfahrungen und Konsequenzen des Projektes zu diskutieren.
In Ihrem Grußwort stellte die Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes NRW, Sylvia Löhrmann, die Bedeutung von Beratung für die Erhöhung der Weiterbildungsteilnahme heraus und würdigte die nun schon fünfjährige Zusammenarbeit der Projektbeteiligten zur Weiterbildung von schwer erreichbaren Zielgruppen. Die Ministerin unterstrich, dass es ein wichtiges Anliegen der Koalition sei, die Weiterbildungsbeteiligung von Bildungsbenachteiligten zu erhöhen. Auch im neuen Landesbeirat für die gemeinwohlorientierte Weiterbildung werde dieses Thema besondere Aufmerksamkeit erhalten.
Prof. Dr. Helmut Bremer und Farina Wagner (Universität Duisburg-Essen) stellten die zentralen Ergebnisse des Projektes vor. Dabei verdeutlichten sie die Bedeutung des Sozialraums und aufsuchender Strategien für die Erreichung benachteiligter Zielgruppen. Auch wiesen sie auf vielfältige, bislang selten sichtbare Prozesse situativer Beratung „en passent“ bzw. „ad hoc“ hin. Damit geht die zentrale Rolle von Vertrauens- und Brückenmenschen einher, die durch ihre Nähe zur Zielgruppe Vertrauen herstellen und Distanzen überbrücken können. Diese können in ganz unterschiedlichen Bereichen agieren (neben der Weiterbildung etwa auch im Sozial- und Kulturbereich oder in der Arbeitsvermittlung). Auch Kursleitende in der Weiterbildung nehmen häufig eine beratende Rolle ein. Die Ergebnisse machen somit die Relevanz von oft ungewöhnlichen Vernetzungen und Kooperationen für die Weiterbildungslandschaft im Hinblick auf die Erreichbarkeit „bildungsferner“ Zielgruppen deutlich und zeigen darüber hinaus, dass an verschiedenen Stellen Support- und Qualifizierungsbedarf entsteht.
Diese Aspekte wurden auch praxisnah mit den Akteur_innen der Modellstandorte Karin Blankenagel (Zentrum für Familien, Aachen), Adile Gündogdu (VHS im Kreis Herford), Rainer Rißmayer (Nell-Breuning-Haus, Herzogenrath), Monika Schwidde (VHS im Kreis Herford), Frank Wittemeier (AKE Bildungswerk, Vlotho), Anahid Younessi (Zentrum für Familien, Aachen) in einem interaktiven Gespräch wieder aufgegriffen. Den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, die Beziehungsarbeit, um Vertrauen herzustellen, auch bei existenziellen Problemlagen an Ansprech_partnerinnen verweisen zu können – das alles bildet Grundlagen, um (Weiter-)Bildungsinteressen bei den Menschen zu wecken, aufzudecken und entsprechende Angebote zu entwickeln.
Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde zunächst ein Blick „über den eigenen Tellerrand hinaus“ gewagt, um sich einen Eindruck von bereits angewandten Konzepten und Praxisprojekten im Bereich der Weiterbildungsberatung mit „bildungsfernen“ Zielgruppen zu verschaffen. In parallelen Arbeitsforen stellten Nina-Sybil Klüppel (Projektleitung LernLaden Pankow, zukunft im zentrum GmbH, Berlin) und Herbert Schweiger (Direktor der VHS Donaustadt, Wien) Beratungsansätze des Berliner LernLadens Pankow und Ansätze des Netzwerks „Bildungsberatung in Wien“ vor, um zentrale Gesichtspunkte auch mit Blick auf die Projektergebnisse zu diskutieren. Niedrigschwellige Angebote und die erste Kontaktaufnahme im öffentlichen Raum (am Bahnhof, vor dem Einkaufszentrum, beim Bezirksamt oder beim Kiezfest) haben sich hier u.a. als „Gelingensfaktoren“ für die Erreichbarkeit „Bildungsferner“ gezeigt.
Abschließend diskutierte Dr. Helle Becker, die durch die Abschlussveranstaltung geführt hatte, mit Dr. Ulrich Heinemann (MSW NRW), Dr. Katrin Kaufmann (MFKJKS NRW), Maria Springenberg-Eich (LZpB NRW), Rainhard Völzke (MAIS NRW), Friedhelm Jostmeier (LAAW) und Prof. Dr. Helmut Bremer (Universität Duisburg-Essen) die Ergebnisse und mögliche Schlussfolgerungen. Als zentrale Aspekte wurden die interministerielle Zusammenarbeit, die Notwendigkeit von Support (u.a. Netzwerkarbeit und Qualifizierungen betreffend), aber auch die finanzielle Anerkennung der Mehrarbeit, die sich aus den vorgestellten Strategien ergibt, benannt.