"Gesellschaftsbild und Weiterbildung"

Leitung: Prof. Dr. Helmut Bremer (Universität Duisburg-Essen), Prof. Dr. Peter Faulstich (Universität Hamburg)
Projektbearbeitung: Dipl. Sozialwiss. Christel Teiwes-Kügler (Universität Duisburg-Essen), Dipl. Päd. Jessica Vehse (Universität Hamburg)
Zeitraum: 01.04.2012 – 30.09.2015

Hintergrund zur Studie:

Die Studie fragt nach dem Zusammenhang von Weiterbildung und gesellschaftlich-politischen Orientierungen. Sie wird gemeinsam vom Lehrstuhl für Erwachsenenbildung/Weiterbildung der Universität Hamburg sowie vom Fachgebiet Erwachsenenbildung/Politische Bildung der Universität Duisburg-Essen durchgeführt.

Divergierende Prozesse gesellschaftlichen Wandels haben verstärkte Anstöße zu biographischen und beruflichen Umorientierungen gegeben und führen dazu, dass Weiterbildung  erheblich an Bedeutung gewinnt.

Der Studie liegt die Annahme zu Grunde, dass die Teilnahme an Weiterbildung mit Vorstellungen zusammen hängt, die eigene soziale Lage und gesellschaftliche Stellung durch Bildung und Weiterbildung verbessern bzw. absichern zu können. Sie ist demnach an ein bestimmtes Bild der Gesellschaft gebunden.

Die These ist, dass Weiterbildungssituationen eine Moratoriums-Phase darstellen, in der bisherige soziale und gesellschaftlich-politische Ordnungsvorstellungen sowie eigene Handlungsoptionen überprüft und durch mit Weiterbildung verbundene Lernprozesse neu organisiert werden.

Forschungsfragen:

Phasen gesellschaftlicher und beruflicher Umorientierung können als Chance oder als Zumutung erfahren werden. Welche Veränderungen des Gesellschaftsbildes Weiterbildungsprogramme genauer mit sich bringen, ist bisher kaum erforscht. Die Annahme ist, dass diese Umbruchsituationen biographisch, nach situativem Kontext, milieu- und geschlechtsbezogen, unterschiedlich verarbeitet werden.

Das Projekt rekonstruiert die vorhandenen Gesellschaftsbilder von Teilnehmenden unterschiedlicher Weiterbildungsprogramme. Gemeint sind mit Gesellschaftsbildern die über den Habitus vermittelten Dispositionen, (impliziten) Vorstellungen und Klassifizierungen, auf deren Grundlage die gesellschaftliche Ordnung und die eigene soziale Lage gedeutet und bewertet werden. Durch das Projekt soll zudem ermittelt werden, welche biographisch und/oder gesellschaftlich bedingten Faktoren die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen veranlassen und wie die Weiterbildungssituation wahrgenommen und bewältigt wird. Untersucht wird die Wechselbeziehung von Lernprozessen und Orientierungs- bzw. Handlungsmustern, die durch Weiterbildung angestoßen wird.

Theoretischer Ansatz und Methoden:

Die Studie verbindet das Habitus-Konzept Pierre Bourdieus mit dem Lern- und Interesseansatz Klaus Holzkamps. Angeknüpft wird dabei zum einen an die Autoritarismus-Studien des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und zum anderen  an die typologische Differenzierung, die Popitz/Bahrdt u.a. in „Das Gesellschaftsbild des Arbeiters“ entwickelt haben.

Untersucht werden Teilnehmende längerfristiger Weiterbildung. Die Studie ist als qualitativ-explorative Längsschnittstudie angelegt und arbeitet mit der Methode der Gruppen- bzw. Lernwerkstatt. Das mehrstufige Verfahren kombiniert Gruppendiskussionen mit visuellen und assoziativ-projektiven Verfahren. Die Gruppen- bzw. Lernwerkstätten werden jeweils zu Beginn und gegen Ende der Weiterbildungsprogramme durchgeführt. Lebensgeschichtlich angelegte Interviews ergänzen die Gruppenverfahren. Das empirische Material wird hermeneutisch-interpretativ ausgewertet und typologisch aufgearbeitet.

Projektpartner:

Lehrstuhl für Erwachsenenbildung/ Weiterbildung

Förderung:

Weitere Informationen:

Link zum Flyer