Fellow: Urs Lindner
FellowUrs Lindner
Kontakt: Urs LINDNER
Projekt am Centre:
Erinnerungsmaterialismus: Affekte, Artefakte und Assemblagen
Anders als in vielen geisteswissenschaftlichen Fächern und Feldern ist in den memory studies bisher kein „material turn“ ausgerufen worden. Teil dessen, was als ihre „vierte Welle“ bezeichnet wird, ist ein „environmental turn“, der angeregt durch „posthumanistische“ Ansätze die Aufmerksamkeit auf Naturzerstörung, „Ökozide“ und die (antizipierende) Erinnerung an sie lenkt. Und spätestens in der dritten Welle, die sich mit Transnationalisierungsprozessen beschäftigt hat, gab es bereits einen „spatial turn“, der sowohl auf die räumliche Ausdehnung von Erinnerungskulturen als auch auf die Rolle räumlicher Objekterfahrung in Erinnerungsprozessen fokussiert. Doch haben sich diese Bewegungen, in denen die materielle Seite von Erinnerung und die nicht-menschliche Natur als ihr sujet behandelt wird, nicht zu einem entsprechenden „turn“ verbunden. Resultat davon ist, dass bisher keine systematischen und synthetisierenden Forschungsprojekte zur Materialität von Erinnerung existieren.
Ziel des Projekts ist es, anhand des Begriffs des Erinnerungsmaterialismus den Weg für eine solche Untersuchung zu erkunden. Entsprechend lautet seine zentrale Frage: Was heißt Erinnerungsmaterialismus? Was sind relevante materielle Dimensionen von Erinnerungsprozessen und wie lassen sie sich am besten verstehen? Bearbeitet werden soll diese Frage, indem analysiert wird, welchen Eingang Einsichten aus den „new materialisms“ wie auch dem älteren sozio-historischen Materialismus (post)marxistischer Provenienz in die memory studies gefunden haben bzw. wo diese ignoriert wurden, und ob es in den memory studies so etwas wie einen „spontanen Materialismus“ (Althusser) gibt bzw. wie dieser aussieht. Die Hypothese lautet dabei, dass sich Fragen der Materialität von Erinnerung am besten anhand von drei „Achsen“ untersuchen lassen: Affekten, Artefakten und Assemblagen, die die Subjekte, Objekte und Ganzheiten von Erinnerungsprozessen betreffen.
Forschungsinteresse:
- Egalitarismus
- Affirmative Action
- Materialismus/Realismus
- Marx und Marxismus
- Rassismus
- Erinnerungspolitik