Methoden
Die Projekte der AEET verbinden vier philologische Vorgehensweisen:
- philologisch-editorische Arbeit, angewendet auf Dokumente des Mittelalters und der (Frühen) Neuzeit (Sammlung, Aufnahme, Heuristik, Transkription, Übersetzung, Kommentar);
- text- und pragmalinguistische Auswertung (Aspekte: Korpusbildung, Textsortentheorie und -klassifikation);
- historische Auswertung und Kommentierung (allgemein und regionenspezifisch);
- kulturwissenschaftliche Interpretation
mit den Ansätzen der Digital Humanities, Computerlinguistik und Texttechnologie zur Annotation, Organisation und Auswertung des digitalen Bestandes.
Die Editionswissenschaft hat im Kontext von Debatten der letzten ca. 30 Jahre einen neuen Aufschwung erlebt und sich dabei methodisch neu orientiert. Bei literarischen Texten in Manuskriptform geht es nicht mehr um die Rekonstruktion des vermeintlichen ‚Originals’‚ und die Bevorzugung von Leithandschriften bei der Edition hat sich ebenfalls überlebt, sobald man davon ausgeht, dass jeder Überlieferungszeuge eines Textes unter kulturwissenschaftlicher Perspektive einen eigenen heuristischen Wert besitzt. Diese Ansicht kann ihre argumentative Position verstärken unter Einbezug poststrukturalistisch orientierter Theorien der New Philology: Der ‚Tod des Autors’ (Barthes) hat im editorischen Bereich insofern Folgen, als alle Überlieferungszeugen als gleichwertig betrachtet werden müssen und eine Hierarchisierung (wie sie z.B. ein Stemma impliziert) keinen Wert mehr besitzt. Die editionstechnische Konsequenz dieses Paradigmenwandels besteht in der Suche nach Möglichkeiten, das gesamte Material verfügbar zu machen. Das Printmedium ist damit überfordert; digitale Präsentationsformen erlauben eher, die ganze Materialfülle zu präsentieren.
Handschriftliche dokumentierende Sachtexte (wie etwa Urkunden oder Verträge), die den Hauptgegenstand der „Arbeitsstelle Edition und Editionstechnik“ darstellen, sind zwar in der Regel unikal überliefert, so dass sich das Problem einer Hierarchisierung verschiedener Überlieferungsträger oft gar nicht stellt. Dafür sind diese jedoch vielseitig verwendbar – dies entspricht dem Anspruch der ‚Nachnutzbarkeit‘ oder Reusability in der Diskussion um Forschungsdaten: dieselbe Urkunde kann als Teil eines Textkorpus, als Quellenedition oder als Bestandteil eines Archivs für die historische Forschung erscheinen – die Anforderungen an interoperable Daten und Metadaten sind unterschiedlich und müssen entsprechend umgesetzt werden. Mit etwas anderer Schwerpunktsetzung gilt dies natürlich auch für literarische Texte.
Meist ist die Erschließung über Facsimiles schneller als die über die Transkription der Texte – dieses Ungleichgewicht bedeutet, dass den Metadaten und ihrer Verwaltung besonders große Bedeutung zukommt. In der Arbeit geht es also nicht nur um die Speicherung, sondern ganz wesentlich auch um die Praktikabilität von Auswertungsmöglichkeiten, die Auffindbarkeit (Metadatenerfassung), Zugänglichkeit und Interoperabilität von Forschungsdaten (z.B. gemäß den bekannten FAIR-Prinzipien).
Während die AEET vor Ort Ihre Daten fortschreibt, sollen referenzierbare Fassungen der Daten langzeitarchiviert werden. Dazu besteht eine Vereinbarung mit dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, welches sein Langzeitarchiv auch in die Initiative Text+ innerhalb der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur in Deutschland einbringt.