Vortrag bei der GIP-Tagung am 1. Juli 2019

Familienunähnlichkeiten

Der Vortrag wird einige Projekte vorstellen, die wir in der GIP-Zeit mehr oder minder gemeinsam durchgeführt haben. Sie haben gemeinsam, dass sie sich mit den westgermanischen Sprachen Deutsch, Afrikaans und Niederländisch befassen, von denen ein Paar im Kulturraum der Uni Duisburg-Essen schon sehr lange interagiert, ein anderes seit einiger Zeit in Namibia.

Partikeln

Alle drei Sprachen weisen viele, insbesondere modale Partikeln auf, die auch regelmäßig genutzt werden. Während es einige Untersuchungen zum Deutschen und Niederländischen einerseits und zum Afrikaans und Niederländischen andererseits gibt, ist zum Vergleich von Afrikaans und Deutsch diesbezüglich wenig bekannt. Herman Beyer und Bernhard Fisseni haben anhand von Beispielen aus der Forschungsliteratur und gemeinsamer introspektiver Arbeit zwei Interpretationsansätze entwickelt, die die Verwendung der eher epistemischen Partikeln, insbesondere tog, doch, mos, ja, modellieren. Diese müssten in einem zweiten Schritt empirisch weiter validiert werden.

Verbalkonversion

Während man auf Niederländisch voetballen oder appen kann, muss man im Deutschen ganz unökonomisch Fußball spielen oder eine App (Nachricht) schreiben, und auch das Afrikaans muss paraphrasieren. Ute Bonnen präsentiert Vorüberlegungen und Fragen, wie die Konversion sich in den drei Sprachen unterscheidet. 

Afrikaans und Deutsch als gute Freunde

Der Vortrag liefert zwei Blitzlichter zum Afrikaans und zum Deutschen, die wir in der GIP-Zeit mehr oder minder gemeinsam erarbeitet haben. Sie haben gemeinsam, dass sie sich mit den westgermanischen Sprachen Deutsch, Afrikaans und Niederländisch befassen, von denen ein Paar im Kulturraum der Uni Duisburg-Essen schon sehr lange interagiert, ein anderes seit einiger Zeit in Namibia.

Deutscher Einfluss auf das Afrikaans

Historisch gesehen hat sich die Sprachgeschichte des Afrikaans oft gefragt, wieso der Einfluss der Deutschsprachigen, die zeitweise die Mehrheit des Personals der Niederländischen Ostindien-Kompanie darstellten, so klein ist. In der Festschrift für Heinz Eickmans haben Ute Boonen und Bernhard Fisseni, unterstützt von Herman Beyer, versucht herauszuarbeiten, dass dies daran liegen kann, dass man eindeutigen deutschen Einfluss suchte, der nicht aus niederländischen Dialekten stammen konnte. Stattdessen schlagen wir vor, nach Aspekten zu suchen, wo Afrikaans und Deutsch einander näher sind als Afrikaans und Niederländisch. Derartige gibt es insbesondere im lexikalischen Bereich, etwa die Trennung von für (vir) und vor (voor), aber auch auf anderen linguistischen Ebenen, so unterscheiden Afrikaans und Deutsch nur zwei stimmhafte labiodentale/labiale Approximanten/Frikative, Niederländisch aber drei.

Derartige Unterschiede könnten – unabhängig vom Vorkommen in niederländischen Dialekten – durch die Mitwirkung der Deutschsprachigen verstärkt selektiert worden sein.

Materialien zum Afrikaans für Deutsche

Im Rahmen der GIP gab es in Essen die Möglichkeit für vornehmlich deutschsprachige Studierende, Afrikaans zu lernen. Viele der teilnehmenden Studierenden haben auch Niederländisch gelernt bzw. studiert. Da es gar nicht so viele deutschsprachige Lerner*innen des Afrikaans gibt, dass kommerzielle Anbieter Interesse an diesem Markt hätten, ist die Menge an Lernmaterialien für diese Zielgruppe begrenzt.

Im Rahmen dieser somerskool (aus namibischer Sicht eigentlich: winterskool) sind nun einige Materialien entstanden. Zum Beispiel gibt es eine Wortliste, die lexikalischen Differenzen nachspürt, in denen die drei Sprachen anders zusammengehen als erwartet, wo also entweder Afrikaans und Deutsch näher beieinander sind als Niederländisch (hoender und Huhn vs. kip, venster und Fenster statt raam) oder Niederländisch und Deutsch einander näher sind als Afrikaans (so ist die Konnotation von fett/dick bzw. vet/dik bezogen auf Menschen genau umgekehrt).

Gastvortrag Prof. Dr. Wannie Carstens

​​Am 23.4.2019 fand im Rahmen des Kolloquiums zur Geschichte, Sprache und Kultur der Rhein-Maas-Region ein Gastvortrag von Prof. Dr. Wannie Carstens von der Noordwes-Universiteit in Südafrika statt. In seinem Vortrag mit dem Titel „The sociolonguistic landscape of Afrikaans: one language amongst many“ erläuterte Carstens die komplexe Verteilung der Sprachen in Südafrika.

Interview im deutschsprachigen Programm des namibischen Rundfunks

Im Rahmen seines Gastaufenthalts im Sommer 2018 war Prof. Heinz Eickmans (UDE) gemeinsam mit seiner Windhoeker Kollegin Prof. Marianne Zappen-Thomsen am 20. August 2018 Interviewgast des Moderators Ralf Boll in der täglichen Sendung „Funkhaus Namibia“ im deutschsprachigen Programm der Namibian Broadcasting Corporation.

Andere Länder, andere Titel – Buchtitel und Buchumschläge im interkulturellen Transfer

Ich wart auf dich in Afrika“ ist der deutsche Titel eines Romans der populären südafrikanischen Autorin Marita Van der Vyver, dessen afrikaanser Originaltitel „Griet kom weer“ lautet und der auf Englisch unter dem Titel „Travelling Light“ erschienen ist. Das Beispiel lässt die Bedeutung und Problematik der Übersetzung von Buchtiteln für den interkulturellen Austausch erahnen. Titel und Umschläge gehören zu den Elementen eines Buches, die gezielt Interesse und Aufmerksamkeit wecken sollen. Dies gilt gerade auch für Bücher, die aus anderen Sprachen und Kulturen importiert werden und damit Teil des internationalen Kulturtransfers sind. Dabei kommt der Übersetzung der Buchtitel und der Gestaltung der Buchumschläge eine besondere Bedeutung zu. Der Vortrag beschreibt die unterschiedlichen Formen der
Titelübersetzung von der analogen („wörtlichen“) Übersetzung bis zur Titelinnovation, d.h. dem Ersatz durch einen völlig neuen, vom Original abweichenden Titel. Dies soll insbesondere auch an Beispielen von Übersetzungen afrikaanser Literatur verdeutlicht werden. Nicht weniger bedeutsam als die Titelübersetzung ist die Umschlaggestaltung der Bücher, die im interkulturellen Transfer bisher kaum vergleichend untersucht worden ist. Hierzu möchte der Vortrags in seinem zweiten Teil erste Ergebnisse und Forschungsperspektiven bieten. 

Partikeln sind halt schwierig. – Ja, daaroor moet ons mos nog praat. Towards a unified description of Afrikaans and German particles

Herman Beyer & Bernhard Fisseni: Partikeln sind halt schwierig. - Ja, daaroor moet ons mos nog praat. Towards a unified description of Afrikaans and German particles. Linguistisches Kolloquium, Universität Essen, 10. Juli 2018, Universität Münster.

Herman Beyer & Bernhard Fisseni: Partikeln sind halt schwierig. - Ja, daaroor moet ons nog praat. Towards a unified description of Afrikaans and German particles. Forschungsforum Promotionskolleg "Empirische und Angewandte Sprachwissenschaften", 9. Juli 2018, Universität Münster.

Adjektiewe in Afrikaans

Am 13. Juli 2018 hielten Jun.-Prof. Dr. Ute K. Boonen, Dr. Bernhard Fisseni und Prof. Dr. Herman L. Beyer einen Vortrag zum Thema "Adjektiewe in Afrikaans". Die Präsentation zu diesem Vortrag finden Sie hier.

Liefdesbriewe / Liefdesbrieven

​Am 14. Juli 2016 fand im Bibliothekssaal der Universität Duisburg-Essen die Vorstellung von A.R. Gurneys „Love letters“ als afrikaans-niederländische Adaption „Liefdesbriewe / Liefdesbrieven“ statt, gespielt von Chrisna Beuke-Muir aus Windhoek in Namibia und Schauspieler Jo Decaluwe aus Gent in Belgien.

Das Stück besteht aus einem Briefwechsel zwischen einer Frau und einem Mann, die seit Kindheitstagen befreundet und verliebt sind, jedoch nie zueinander finden. Nach der Schule trennen sich die Wege der beiden und sie führen völlig unterschiedliche Leben, doch durch ihre Briefe bleiben sie stets in Kontakt. Die Briefe der beiden, die in dieser Adaption auf Afrikaans respektive Niederländisch verfasst sind, spiegeln die unerfüllt Liebe der beiden Personen zueinander wider, die ihr Leben lang besteht.

Chrisna Beuke-Muir und Jo Decaluwe zogen das Publikum durch ihre emotionale Vorstellung von „Liefdesbriewe / Liefdesbrieven“ in den Bann. Die Zuschauer konnten sich lebhaft in die aussichtslose Situation der beiden Liebenden hineinversetzen und waren am Schluss der Lesung zu Tränen gerührt.