Projekte
Interdisziplinäres Projekt "Körper. Bilder. Diskurse"
Gefördert durch das IZfB (2022), Funktion: Antragstellerin (zusammen mit Prof. Dr. David Wiesche, Sportwissenschaften)
Im Projekt "Körper.Bilder.Diskurse" wird aus interdisziplinärer Perspektive der Umgang von Schüler:innen mit Darstellungen, Kommentierung und Konstruktionen von Körperlichkeit in physischen, digitalen und hybriden Räumen analysiert. Fragen nach der Konstruktion von körperlichen Normvorstellungen in hybriden Diskursen und die Entwicklung körperbezogenen Wissens von Schüler:innen stehen im Zentrum der interdisziplinären Betrachtung im Rahmen der Forschungsplattform Bildung in der Digitalen Welt (ForBild).
Diskurse über Körper finden nicht nur in digitalen Räumen, sondern auch durch den (gestaltenden oder konsumierenden) Umgang mit sozialen Netzwerken in den physischen Räumen Heranwachsender statt. Es ist davon auszugehen, dass sich Peergruppen von Schüler:innen zu körperbezogenen Diskursen auch in der (physischen) Schule verhalten und damit einen hybriden Diskurs erzeugen. Über eine Rekonstruktion des Erlebens von hybriden, körperbezogenen Diskursen werden in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. David Wiesche (Sport- und Bewegungswissenschaften) potenziell relevante Wirkmechanismen der Entwicklung selbstbezogenen Wissens adressiert.
Arbeitsgemeinschaft "Korpora als digitale Bildungstechnologien"
Gefördert durch das CAIS NRW (2022-2023), Funktion: Antragstellerin (zusammen mit Prof. Dr. Michael Beißwenger)
Das Center for Advanced Internet Studies (CAIS NRW) hat Michael Beißwenger und Eva Gredel eine Arbeitsgemeinschaft zum Thema "Korpora als digitale Bildungstechnologien" bewilligt. Im Zeitalter digitaler Transformation ist der reflektierte Umgang mit digitalen Daten ein Kompetenzbereich, der zunehmend Eingang in Bildungsstandards, universitäre Curricula sowie schulische Lehrpläne findet und mit Data Literacy in Verbindung gebracht wird. In den letzten Jahren hat sich die Einsicht verbreitet, dass nicht nur Forscher*innen die gut ausgebauten Korpusinfrastrukturen der Linguistik für wissenschaftliche Zwecke nutzen können, sondern dass auch Lehrende und Lernende bei der Reflexion über Sprache und für Zwecke der datengestützten Sprachanalyse in Schule und Hochschule oder beim Erlernen von Sprache(n) in der Fremdsprachendidaktik vom Zugriff auf Korpora profitieren können. Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist es, Ansätze und Konzepte zur Nutzung langfristig verfügbarer Korpusinfrastrukturen in Lehre und Unterricht zu systematisieren, um für verschiedene Vermittlungskontexte je adäquate Nutzungsszenarien zu entwickeln und Lehr- und Lernmaterialien zu erarbeiten. Insgesamt umfasst die Arbeitsgemeinschaft 12 Wissenschaftler:innen aus fünf verschiedenen Ländern, die 2022 und 2023 zu gemeinsamen Arbeitstreffen an das CAIS in Bochum anreisen. Seit April 2021 wird das CAIS als Institut für Digitalisierungsforschung in NRW ausgebaut, um die faszinierenden Dynamiken des digitalen Zeitalters verstehen und an seiner Gestaltung mitwirken zu können.
Dynamiken der Wissenskommunikation in der Wikipedia – Eine linguistische Diskursnetzwerkanalyse im Kontext der Covid-19-Pandemie
Dissertationsprojekt von Lena Josianne Rebhan (in Arbeit seit 06/2022)
Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit dem Wandel von Wissen, dessen Gegenstand zugleich seinen zeitlich-situativen Kontext darstellt: die Covid-19-Pandemie. Es handelt sich dabei um ein aktuelles und gesamtgesellschaftlich relevantes Thema mit hoher diskursiver Dynamik, die besonders digitale Informationsangebote wie etwa die nutzergenerierte Online-Enzyklopädie Wikipedia eindrucksvoll abbilden. Die Wikipedia rangiert nicht nur seit Jahren mindestens unter den Top Ten der meistbesuchten Seiten im World Wide Web (vgl. z.B. Clement 2021; Gredel 2018, S. 17; Okoli et al. 2014, S. 2831), sondern zeichnet sich auch dadurch aus, dass dort gerade aktuelle Themen und Ereignisse in kürzester Zeit enzyklopädisch erfasst werden. Ausgehend von der Annahme, dass Wissen ein kommunikatives Produkt und als solches veränder- respektive verhandelbar ist, erweist sich die Wikipedia für die Erforschung von Wissensdynamiken als besonders ergiebig, da Inhalte auf ihren Seiten jederzeit aktualisiert, revidiert oder zur Diskussion gestellt werden können. Dabei sind alle Änderungen und Aushandlungsprozesse archiviert und vollständig rekonstruierbar, was die Wikipedia zu einem ‚Laborfall‘ für die Analyse von Diskursen insgesamt und für die Untersuchung „des Netzes von Menschen und ihrer kommunikativen Verflechtung“ (Lobin 2021, S. 9f.) macht.
Im Rahmen des Dissertationsprojekts werden Themenschwerpunkte des Covid-19-Diskurses exemplarisch im Diskursraum der Wikipedia eruiert und die Konstitution sowie Aushandlung spezifischen Wissens über sprachliche Handlungen von Akteuren analysiert. Damit werden diskursanalytische Ansätze zu Wort-, Interaktions- und Akteursnetzen bzw. sozialen Netzwerken ausgebaut, die im Zusammenhang mit diskursiven Dynamiken stehen.
Das Projekt reiht sich mit dieser Engführung von Diskursanalyse und soziologischer Netzwerkanalyse in die junge Tradition der Diskursnetzwerkanalyse ein, die sich der methodischen Herausforderung annimmt, Themen- und Akteursnetzwerke sowie deren jeweilige Dynamik integriert zu erfassen. Es ergänzt sie um die systematische Analyse sprachlicher Aspekte, welchen in der Konstitution von Wissen eine zentrale Rolle zukommt, und nimmt sich somit einem Desiderat der geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Forschung an. Ziel des Dissertationsprojekts ist die umfassende Rekonstruktion der Wissensaufbereitung zum Diskursthema Covid-19-Pandemie im digitalen Raum der Online-Enzyklopädie Wikipedia.
Internationale Lehrkooperation mit der Universität Innsbruck: „MultiCorp: Multilinguale Korpora als digitale Lehr- und Lerninfrastrukturen zum Erwerb von Sprachen und Literalitäten in der digitalen Gesellschaft“
Gefördert durch AURORA/ EU (2021-2022), Funktion: Antragstellerin (zusammen mit Prof. Dr. Daniel Pfurtscheller)
Ziel der EU-geförderten European Universities Alliance AURORA , der die Universität Duisburg-Essen angehört, ist die Entwicklung eines europäischen, grenzenlosen virtuellen Campus, auf dem Studierende, Wissenschaftler:innen und Mitarbeiter:innen lernen, lehren und forschen können. In diesem Kontext wird das bilaterale Lehrprojekt „MultiCorp: Multilinguale Korpora als digitale Lehr- und Lerninfrastrukturen zum Erwerb von Sprachen und Literalitäten in der digitalen Gesellschaft“ an den Partneruniversitäten Duisburg-Essen (Prof. Dr. Eva Gredel) und Innsbruck (Prof. Dr. Daniel Pfurtscheller) durch ein Aurora Mini-Grant gefördert. Studierenden soll im Lehrprojekt auf der Basis von Korpusstudien auch über die eigene Muttersprache hinaus sprachliche und digitale Teilhabe ermöglicht werden.
Germanistische Institutspartnerschaft (GIP) mit der University Cincinnati zum Rahmenthema "Literacies"
Gefördert durch den DAAD (2021-2023), Funktion: Beteiligte, Internetpräsenz: https://www.literacies.net/
Fragen von Literalität und Medialität sind wesentlich für die Vermittlung fachlicher, kultureller und interkultureller Kompetenzen in der germanistischen Forschung und Lehre, insbesondere wenn es darum geht, die aktuellen kulturell-sozialen und medialen Entwicklungen sowie ihren Einfluss auf den Erwerb des Deutschen als zweiter Sprache verstehen zu können und die gewonnenen Erkenntnisse in die Second Language Acquisition (SLA; Deutsch als Fremdsprache/Deutsch als Zweitsprache) einbringen zu können. Davon ausgehend will die GIP das Rahmenthema ›Literacy (Literalität)‹ unter Einschluss von Fragen der Medialität nicht nur in ihren Kontexten, sondern auch in ihrer historischen Entwicklung erforschen, um so aktuelle Diskurse um und Veränderungen des Konzepts ›Literacy‹ für die Lehre und die Curriculum-Entwicklung der Germanistik diesseits und jenseits des Atlantiks fruchtbar zu machen, die auch gesellschaftliche und politische Fragen in ihren fachwissenschaftlichen Blick nimmt. Grundlegend geht die beantragte GIP davon aus, dass Verstehensprozesse komplexer gedacht werden müssen als nur mit Blick auf Lese- und Schreibfähigkeit.
Digilog@bw − Digitalisierung im Dialog
Gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (2019-2022); Funktion: Mitantragstellerin
Ziel von „digilog@bw“ ist es, den Einfluss der Digitalisierung auf den Menschen und die daraus resultierenden gesellschaftlichen Veränderungen zu identifizieren und interdisziplinär zu analysieren, um so die Grundlagen dafür zu schaffen, den digitalen Wandel technisch und politisch positiv zum Wohl des Menschen zu gestalten. Hierzu fokussiert der Forschungsverbund in seinen Projekten drei zentrale Themen der Digitalisierung – Autonomie, Wissen und Partizipation. Ihr Verständnis ist von herausragender Bedeutung für eine aktive positive Gestaltung des digitalen Wandels. Technische und politische Gestaltung der Digitalisierung müssen bei ihnen ansetzen, wenn der Wandel zum Wohle des Menschen gelingen soll. Die Themen „Autonomie“, „Wissen“ und „Partizipation“ werden interdisziplinär und standortübergreifend bearbeitet. Dafür bündelt der Forschungsverbund baden-württembergische Expertise aus universitärer und außeruniversitärer Forschung der Geistes-, Sozial-, Rechts-, Wirtschafts-, Medien- und Kommunikationswissenschaften, der Ethik und der Informatik sowie der interdisziplinären Technikbewertung auf höchstem wissenschaftlichem Niveau. Digilog@bw zeichnet sich darüber hinaus dadurch aus, dass mittels des Zentrums für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM) durch Ausstellungen, Diskussionsveranstaltungen und Vortragsreihen ein vielschichtiger Dialog mit der Öffentlichkeit hergestellt.
Wissenschaftliches Netzwerk „Diskurse – digital: Theorien, Methoden, Fallstudien“
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Zeitraum: 09/2016-12/2021, Funktion: Sprecherin
Die Diskurslinguistik als relativ neue Teildisziplin der germanistischen Linguistik beschäftigt sich mit der Frage, wie soziale Wirklichkeiten in transtextuell organisierten Einheiten konstruiert werden. Bisher finden dabei noch kaum Texte aus digitalen Medien (z.B. aus Facebook, Twitter, Wikipedia) Berücksichtigung. Das geplante Netzwerk vereint WissenschaftlerInnen, die in ihren Projekten an der Analyse digitaler Diskurse arbeiten und dabei digitale Methoden der Korpuslinguistik bzw. Digital Methods nutzen. Ziel des Netzwerks ist es, das Programm und das Methodeninventar der Diskurslinguistik in zwei Richtungen zu erweitern: Zum einen sollen die spezifischen Beschreibungskategorien und Analysewerkzeuge für Diskurse in digitalen Medien (u.a. Links, Hashtags) systematisiert werden. Zum anderen sollen Methoden und Instrumente der Korpuslinguistik und Digital Methods im Hinblick auf die Anforderungen der Diskurslinguistik evaluiert und ausgebaut werden. Dies soll durch Fallstudien, die aus laufenden Projekten der Mitglieder gespeist werden und die durch den Bezug auf gemeinsame Fragestellungen und Schwerpunkte der Arbeitstreffen aufeinander bezogen sind, geleistet werden. Die Ergebnisse werden mit einschlägigen Experten und Kooperationspartnern diskutiert, um digitale Sprachressourcen mit Blick auf die Analyse von digitalen Diskursen bzw. digitalen Analysen von Diskursen auszubauen.
Weitere Informationen unter: www.diskurse-digital.de
Digitale Diskursanalysen zur Dynamik ökonomischer, historischer und politischer Wissensbestände
Habilitationsprojekt (seit 06/2014) gefördert durch ein Margarete von Wrangell-Habilitationsstipendium (2017-2022)
Die Wikipedia ist nicht nur ein kontrovers diskutiertes Nachschlagewerk, das vielen im Alltag zur ersten Orientierung dient, sondern auch eines der erfolgreichsten Projekte im Web 2.0. Diese freie Enzyklopädie ist als sozialer Raum zu deuten, in dem Wissen sprachlich von vielen Akteuren ausgehandelt wird. Medienlinguistisch informiert fragt das Projekt nach medialen Rahmenbedingungen, die die zugrundeliegende Wiki-Software mit sich bringt und welche Möglichkeiten der Wissenspräsentation sich damit eröffnen: Die Wikipedia als Hypertext zeichnet sich durch Merkmale wie Multimodalität und Nicht-Linearität, Interaktivität, Adaptivität und Offenheit aus (Storrer 2012: 286 f.).
Zentrale Fragestellungen sind in der Folge, welche Muster der Integration bzw. Kombination verschiedener medialer Objekte (Text-, Bild-, Audio- und Videodateien) und welche Strategien zur Verknüpfung von Textteilen durch Hyperlinks rekonstruiert werden können. In Anlehnung an das Postulat einer Hypertextlinguistik (Storrer 2008: 328) soll deshalb das Programm einer Hyperdiskurslinguistik projektiert werden: Hyperdiskurslinguistik wird als ein Bereich der Diskurslinguistik nach Foucault verstanden, der sich mit der Anwendung diskurslinguistischer Kategorien auf Hypertexte beschäftigt und darüber hinaus neue Methoden und Modelle diskutiert, die zu einer adäquaten diskursanalytischen Beschreibung medialer Diskurse in sozialen Netzwerken führen.
Was Bilder wissen. Bildmedien und Ökonomie
Projekt mit Tagung gefördert durch die Fritz-Thyssen-Stiftung
Dass Bilder bzw. Medien es zulassen, Wissen über ihren historischen, gesellschaftlichen und diskursiven Kontext zu rekonstruieren, ist längst zu einem Gemeinplatz der Forschung geworden. Ebenfalls unumstritten ist auch, dass dieses Wissen einem diachronen Wandlungsprozess unterliegt und dass es ästhetisch geformt ist. Geht man von diesen Beobachtungen aus, erscheint es lohnenswert, im Rahmen multimodaler Diskursanalysen gesellschaftlich gewichtige Diskursfelder (Ökonomie, Politik, Theologie) hinsichtlich etablierter Wissensbestände, diskursiver Dynamiken und für die Ästhetik relevanter Inszenierungsstrategien zu untersuchen.
Welche Perspektive nehmen jedoch Bild-, Sprach-, Medien- und Literaturwissenschaft in der Darstellung und Erforschung ökonomischer Zusammenhänge ein? Die Hypothese, die als Ausgangspunkt der Tagung fungiert, ist, dass Bildmedien im Hinblick auf die Thematisierung ökonomischer Zusammenhänge drei verschiedene Perspektiven offenbaren. Aus dieser perspektivischen Dreiteilung ergibt sich, dass den Bild-, Medien- und Literaturwissenschaften – wohlgemerkt: zusätzlich zu den Untersuchungen über sozio-ökonomische Produktionsbedingungen und Vermarktungsstrategien von Bildmedien – ebenfalls drei unterschiedliche Blickwinkel zur Erforschung des ökonomischen Gehalts von Bildmedien zur Verfügung stehen.
SENTEASY - Sentimentorientiertes Texstanalysesystem zur Früherkennung von Kommunikationsmustern in digitalen (sozialen) Medien unter Einsatz von selbstlernenden Ontologien
Drittmittelprojekt der Compass-Gruppe GmbH gefördert durch die Technologieagentur der Stadt Wien (04/2013-06/2014) zusammen mit Prof. Dr. Beate Henn-Memmesheimer
Ziel des Projekts Senteasy war es, ein ontologiebasiertes linguistisches Textanalyse-System zu entwickeln, das in der Lage ist, die syntaktischen und semantischen Informationen auf der Wort-, Satz- und Textebene zu nutzen, um das Meinungsbildungspotential von Texten in Sozialen Medien zu bewerten.
Die Antwort auf die Frage nach dem Meinungsbildungspotential eines Textbeitrages im Internet bekommt heute mit der zunehmenden Verbreitung von unterschiedlichen Social Media Netzwerken und Tools, viefältigen Bewertungsmöglichkeiten und den differenziertesten digitalen Content-Angeboten eine immer größere Bedeutung auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens, insbesondere im politischen wie auch im wirtschaftlichen Bereich zu. Die öffentliche Meinung zu einem bedeutsamen politischen Thema bildet sich nicht mehr über Wochen, sondern innerhalb von Stunden. Meinung wird nicht mehr nur von den klassischen Medien wie Zeitung Rundfunk und Fernsehen gemacht, sondern von Millionen von Internet-Usern. Aufgrund der gestiegenen Geschwindigkeit der Meinungsbildung und der Meinungsverbreitung ist es daher umso wichtiger, einerseits negative Meinungsbildung bzw. entsprechende Tendenzen bereits im Vorfeld zu erkennen, um diesen entgegenzusteuern, andererseits auch positive Entwicklungen/ Trends frühzeitig zu erkennen.
Diskurse und Ästhetik von Essen und Trinken aus sprach- und literaturwissenschaftlicher Perspektive
Buchprojekt zusammen mit Dr. Hannah Dingeldein (05/2014-02/2016)
Essen und Trinken sind elementare Bedürfnisse des Menschen und – darüber hinausgehend – immer zugleich auch Kommunikations- und Informationsträger. Die Frage, auf welche Weise Menschen sich ernähren (z.B. Fastfood oder Bio-Produkte), wie Lebensmittel und Speisen ausgewählt, eingekauft, zubereitet und in welchem Rahmen und Ambiente sowie in welcher Gesellschaft sie verzehrt werden, geht weit über das Interesse an der reinen Ernährungsfunktion des Essens und Trinkens hinaus.
Vor dem erweiterten Fragehorizont der Semiotik als Lehre von den Zeichen sollen in diesem Band vielfältige Zeichensysteme (neben der Sprache auch Bilder oder Raum) mit dem Referenzpunkt Essen – mit all den dazugehörigen Implikationen – betrachtet werden. So kann beispielsweise die Auswahl bestimmter Speisen (etwa bei einem Festmahl) als Zeichen aufgefasst werden, aus denen andere Akteure aufgrund gesamtgesellschaftlich verbreiteter Wissensbestände Schlussfolgerungen ziehen. Dem Essen selbst mitsamt den dazugehörigen Bedeutungszusammenhängen kommt also der Stellenwert einer Ausdrucksressource zu, die es zu analysieren gilt.
Im Rahmen des Sammelbands sollen Essen und Trinken in all ihrer Vielfältigkeit der Ausprägungen und aus interdisziplinärer (literatur-, sprach-, medien-, kulturwissenschaftlicher sowie philosophischer, soziologischer, historischer und politikwissenschaftlicher) Perspektive in den Blick genommen werden.
Diskursdynamiken: Semiotische Muster in den Domänen Journalismus, Politik, Werbung, Wissenschaft. Eine quantitativ fundierte Diskursanalyse
Abgeschlossenes Dissertationsprojekt gefördert durch ein Promotionsstipendium der Landesgraduiertenförderung Baden-Württemberg (12/2008-02/2014)
Die Studie entwickelt theoretische, methodische und empirische Grundlagen einer Bedeutungstheorie, die sprachliche Innovationen und diskursive Dynamiken nicht als Sonderfall, sondern als Normalfall versteht. Durch die Integration system- und handlungstheoretischer Aspekte, werden Diskurse als Orte des Bedeutungswandels beschreibbar. Im Zentrum der Analyse stehen dabei metaphorische Muster als diskurssemantische Einheiten. Das Fallbeispiel zum Diskursobjekts Virus belegt, dass relativ stabile Protometaphern immer wieder in innovativen Setzungen ausdifferenziert werden: Neben der Analyse der Metapherninventare zu Virus als Bildempfänger (z.B. Kampf gegen Viren), erfolgt die Dokumentation transdiskursiver Driften des Lexems, die dazu führen, dass Virus in vielen Kontexten (in Zeitungsartikeln, in Bundestagsprotokollen und in Printanzeigen) auch als Bildspender fungiert (z.B. Virus der Korruption). Die Analyse von multikodalen Metaphern plausibilisiert die Diskurssensitivität von Bildern in Printanzeigen und führt zum Postulat der multikodalen Erweiterung von Diskursanalysen. Auf einer methodologischen Ebene evaluiert die Studie die Möglichkeiten, mit bestehenden Online-Textdatenbanken diskursanalytischen Fragen nachzugehen.