Bericht Nr. 4 (02.07.2016): Prüfungen – Medici – Historischer Fußball

Die Zeit vergeht im Flug und schon sind fast fünf Monate rum, ich kann es gar nicht glauben, dass ich schon so lange in Florenz bin. Mittlerweile habe ich alle Prüfungen hinter mir und bis auf ein bisschen Papierkram für das Erasmusprogramm kann ich nun noch zwei Wochen in Florenz genießen.

Zunächst zu den Prüfungen. Im Vorfeld hört man immer wieder vom sogenannten „Erasmus-Bonus“, den man als ausländischer Student bei den Professoren habe. Zwar stimmt es, dass viele Professoren sehr großzügig Rücksicht auf mangelnde Sprachkenntnisse nehmen und dadurch auch auf eine daraus folgende geringere Leistung, allerdings heißt das nicht, dass man allzu leicht und mit wenig Aufwand durch die Prüfungen kommt. Das ganze fängt natürlich mit den Sprachkenntnissen an. Da man hier immer Bücher zur Vorbereitung lesen muss und deren Inhalt dann abgefragt wird, ist die Zeit, die man zur Vorbereitung benötigt, stark von der Beherrschung der Sprache abhängig. Man sollte von Anfang an mit den Dozenten über ihre Erwartungen an ausländische Studenten sprechen. Ich selber hatte keinerlei Probleme bei meinen Prüfungen, aber es gibt Dozenten, die wenig bis kein Verständnis für die sprachliche Bürde aufbringen, darauf sollte man achten.

Definitiv um eine Erfahrung reicher machen einen die Prüfungsvorgänge. Die Italiener beweisen echte Nervenstärke.  Mit Organisation nach deutschen Maßstäben hat das ganze wenig zu tun. Es kann leicht sein, dass man 3-4 Stunden auf seine Prüfung warten muss. Aber wenn man das Ganze mit ein bisschen Optimismus und Ruhe hinnimmt, ist es eine ungemein bereichernde Erfahrung, mal zu sehen, wie das italienische System funktioniert, große Pluspunkte sind auf jeden Fall enorm schnelle Korrektur der Klausuren und die Flexibilität der Dozenten und des Systems, auf die Bedürfnisse der Studenten einzugehen.

Seit Mitte Juni ist in Florenz endgültig der Sommer eingekehrt. Das heißt es ist seeeehr warm. Mein neuer Freund ist daher der Ventilator. Die Stadt hat sich nun noch einmal völlig verändert. Am Arno und auf allen Grünflächen gibt es jetzt ganz viele kleine Bars, die Konzerte und Public Viewing anbieten. Der Juni ist auch Austragungszeit der Calcio Storico (Historischer Fußball). Diese alte florentiner Tradition ist wirklich beeindruckend, in jeder Form. Zum einen hat sie mit unserem Fußball reichlich wenig zu tun. Es spielen Teams à 27 Mann gegeneinander. Dabei ist so ziemlich alles erlaubt. Der Ball darf geworfen, getreten wie getragen werden. Hauptteil des Spiels ist aber die gegnerische Mannschaft auszuschalten. Dank einer bestimmten Regel darf hierbei auch eingesetzt werden, was im Alltag unter Körperverletzung geahndet wird. Damit ist das Spiel mehr eine Mischung aus Fußball, Rugby, Ringen und Kickboxen – also nichts für schwache Nerven.

Beeindruckend ist auch, dass diese Tradition nicht für die Touristen aufrechterhalten wird, sondern tief im Jahresrythmus der Florentiner verankert ist. Grundlegend ist die Rivalität der vier historischen Stadtteile von Florenz. Die Spieler werden jeweils begleitet von Fahnenschwingern, Reitern, Frauen und einer bunten Mischung aus historischem Gefolge. Im Jahr finden mehrere Paraden dieser Fußballgemeinschaft statt, es gibt einen Wettkampf der Fahnenschwinger und natürlich die drei Spiele der Mannschaften.

Seine Popularität verdankt der Calcio zu großen Teilen der Familie Medici, die diesen zur Volksunterhaltung und Machtdarstellung veranstaltete. Der Einfluss der Medici ist in der ganzen Stadt zu sehen. Die unzähligen Palazzi, Villen, Kirchen, Kapellen, Piazze und Amtsgebäude (wie die Uffizien und der Palazzo Vecchio) prägen das gesamte Stadtbild. Die Vielfalt ist schier unendlich und noch immer konnte ich nicht alle Orte besuchen. Hinzu kommen die Häuser und Museen der Genies ihrer Zeit, die die Medici gefördert haben, -  u.a. Galileo Galilei, Brunelleschi, Leonardo Da Vinci – oder auch nicht gefördert haben, wie Dante Alighieri.

Diesen Dingen werde ich mich nun noch die nächsten zwei Wochen widmen, bevor ich Florenz wieder verlassen muss.

Ein kurzes Fazit:

Meine Zeit in Florenz ist ein für mich unvergessliches Erlebnis. Die Italiener sind ein super freundliches, fröhliches und offenes Volk mit einer ganz wunderbaren, reichen Kultur. Ich habe ganz wunderbare Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt und das hat mich unwahrscheinlich bereichert. Durch die Gespräche mit ihnen habe ich am allermeisten gelernt.

Für ein Erasmus-Semester ist Florenz die beste Stadt, die ich mir hätte vorstellen können. Durch die Organisationen vor Ort bekommt man viel Unterstützung und viele Möglichkeiten geboten. Die Universität, sowie alle Büros, mit denen ich zu tun hatte, sind wirklich gut organisiert. Die Erfahrung ein neues Universitätssystem kennenzulernen fand ich ebenfalls ungemein interessant und auch hier erhält man viel Hilfe.

Italienisch zu lernen, bevor man herkommt, würde ich sehr empfehlen, aber die Universität-Duisburg Essen wie auch das Sprachzentrum in Florenz bieten dafür gute Kurse an.

Florenz bietet durch seine Lage zudem die Möglichkeit Italien durch leichtes Reisen kennenzulernen – und das lohnt sich! Ich kann also nur jedem empfehlen ins Ausland zu gehen, sei es für ein Studium, ein Praktikum oder zum Arbeiten. Wer sich dann für Italien entscheidet, wird in Florenz ganz sicher glücklich werden.  

Bericht Nr. 3 (24.04.2016): Ausgehen in Florenz

Diese Woche hat bereits der zweite Teil des Semesters für mich in Florenz begonnen. Anders als in Deutschland ist in der Geschichte (in anderen Fächern nicht) das Semester in zwei Hälften geteilt und ein Teil der Kurse wechselt. Die einzelnen Kurse haben dadurch, dass sie dreimal die Woche stattfinden, durch ihre Kürze sowie die Fülle an Inhalten eher einen Kompaktkurs-Charakter. Zur Menge der Inhalte trägt auch die Vortragsweise der italienischen Dozenten bei – ich habe den Eindruck, dass niemand so schnell wie die Italiener spricht.

Neben den Kursen gibt es zahlreiche spannende Möglichkeiten, Neues zu entdecken. Natürlich veranstalten die einzelnen Fachbereiche hier, wie auch in Deutschland, Tagungen, außerordentliche Vorlesungen etc. die häufig öffentlich sind. Dabei lohnt es sich sehr, auch mal bei anderen Bereichen vorbeizuschauen, z.B. am Kunsthistorischen Institut oder den Bereichen für Architektur und Archäologie. Durch meine Mitbewohner (zwei Musikstudenten) gehe ich auch viel zu Auftritten von ihnen, ihren Freunden oder Veranstaltungen des Konservatoriums. Diese werden oft nicht offiziell angekündigt, so beispielsweise die Jam Session der Jazz-Klasse in einer unglaublich gemütlichen, verwinkelten und sehr günstigen Bar (Wein 2,50). Diese heißt „Caffè degli Arigiani“ und liegt zudem in einem wunderschönen, eher einheimischen Viertel auf der südlichen Arno-Seite (wo nicht der Dom ist) und ist auch so einen Besuch wert. Zudem gibt es direkt nebenan eine der besten Eisdielen, die wunderschöne Piazza Santo Spirito und tolle Geschäfte. Abends gehen hier die Florentiner aus und genießen bei einem Wein den Abend.

Generell wird einem in Florenz nie langweilig. Die zahlreichen Museen, Kirchen und Klöster haben sehr viel zu bieten. Didaktisch sind zwar leider die wenigsten gut aufbereitet, aber viele beherbergen ausgesprochen gute Sammlungen, wie beispielsweise eine der bedeutendsten etruskischen Sammlungen und auch eine sehr umfangreiche ägyptische Sammlung.  Es gibt sehr viele Bars, in denen abends Live-Musik geboten wird. Auch beim Tanzen kommt hier bei House über Jazz und Rock ‘n‘ Roll bis hin zu lateinamerikanischer Musik jeder auf seine Kosten. Letztere ist gerade bei den Italienern ziemlich beliebt und viele tanzen auch Salsa. Kurse bietet auch der Hochschulsport an.

Es gibt viele Kinos, in die jeder sein Essen selber mitbringen kann. Man kann sich also einfach eine Pizza bei der Pizzeria um die Ecke holen und mitnehmen. Für Deutsche die heimlich ihre Gummibärchen ins Kino schmuggeln, ist das erstmal schon komisch. Neben den klassischen Kinos gibt es hier auch einige literarische Cafés, die Filmabende veranstalten. Hier kann man ältere Filme, Kunstfilme oder auch Filme zu bestimmten Themen inklusive Filmvorstellung und -besprechung besuchen und bekommt noch einen Wein oder etwas zu Essen dazu. Zudem zeigt das Odeon Filme in Originalsprache.

Ber3-2

Jetzt, wo die Tage länger werden und die Nächte schon leicht lau sind, verlagert sich das Nachtleben immer mehr auf die Straßen, wenn man abends durch Florenz geht, trifft man ständig auf Ansammlungen vor Enoteken (Weinausschänke), wo die Leute auf der Straße sitzen und stehen und sich bei einem Glas Wein unterhalten. Man trifft sich auf den Plätzen oder am Arno. Wunderschön und für jeden Besucher ein Muss ist es einmal den Sonnenuntergang von der Piazzale Michelangelo zusehen – dem Ort, an dem die Postkartenmotive von Florenz aufgenommen werden. Hier trifft man auch stets auf einen Gitarrenspieler. Florenz ist also in jedem Fall eine spannende Stadt, die viele Möglichkeiten bietet den eigenen Horizont zu erweitern und viel Interessantes zu erfahren. Den Großteil dieser Möglichkeiten haben wir dem Interesse der Familie Medici an Kunst und Architektur zu verdanken – aber davon werde ich ein anderes Mal berichten.

 

Bericht Nr. 2 (24.03.2016)

Studium in Florenz? - Ja, klar!

Der Anfang ist gemacht. Seit ein paar Wochen lebe ich nun in Florenz und habe auch bereits die ersten Wochen an der Uni erlebt. Das Geschichtsstudium hier hat einiges zu bieten. Es gibt einige sehr interessante Kurse, wozu auch beiträgt, dass man aus dem gesamten Angebot der „Scuola di Studi Umanistici e delle Formazione“ wählen darf. Was man belegt findet man jedoch erst während des Kurses heraus, da Titel wie „Geschichte des modernen Europas“ oder „Geschichte der Italienischen Republik“ nicht viel über den Inhalt aussagen. Ich habe in den ersten zwei Wochen erstmal verschiedenen Kurse besucht und dann daraus welche gewählt, in denen ich den Dozenten am besten verstanden habe und mich der Inhalt am meisten interessiert hat.

Ein fantastischer Kurs ist „Storia del Cinema“ (Geschichte des Kinos). Die Dozentin ist ausgesprochen gut organisiert und trägt mit Hilfe einer Power Point Präsentation vor – hier eine absolute Seltenheit. Der Kurs läuft als Teil der Kunstgeschichte. Film und Kino bieten eine spannende Gelegenheit das Wissen aus dem  Geschichtsstudium anzuwenden und gleichzeitig durch kunstgeschichtliche Aspekte neue Blickwinkel kennen zu lernen. Der Kurs hat eine internationale Ausrichtung wodurch man, da auch immer wieder auf italienische Filme Bezug genommen wird, zudem sehr interessante Einblicke in die  italienische Filmkultur erhält. Dass der Kurs auch bei italienischen Studenten sehr beliebt ist, merkt man daran, dass der Raum so voll wird, dass verspätete Studenten wieder gehen, weil sie in dem überfüllten Hörsaal selbst auf dem Boden keinen Platz mehr finden.

Das italienische Universitätssystem sieht als Lehrform maßgeblich Vorlesungen vor. Das bedeutet, dass man als Student eine deutlich passivere Rolle als in Deutschland einnimmt, aber auch die Einbindung der Studenten hängt vom Dozenten ab. Gerade in kleineren Gruppen wird gerne diskutiert. Angenehm ist dabei auch, dass die Dozenten ihre Vorträge eng an Quellen anlehnen, die die Studenten entweder als Kopiervorlage erwerben können oder sogar vom Dozenten für alle mitgebracht werden und dann als Diskussionsgrundlage dienen.

Internationales Flair und echte Italiener

Neben dem Alltag in der Uni hat das Studentenleben von Florenz sehr viel zu bieten. Neue Leute kennen zu lernen ist sehr leicht. Es gibt gleich mehrere Organisationen, die Aperitivi, Sportkurse, Sprachkurse, Ausflüge und andere Veranstaltungen für ausländische Studierende veranstalten. Hier lernt man schnell viele andere Studenten aus der ganzen Welt und auch einige Italiener kennen.

Für mich ist es eine der großartigsten Erfahrungen jungen Leuten aus der ganzen Welt kennen zu lernen, sich mit ihnen auszutauschen und dadurch viel Interessantes über sie, ihr Land und ihre Kultur zu erfahren. Es ist sehr spannend die Sichtweisen der anderen auf politische, kulturelle, religiöse oder auch ganz einfache alltägliche Themen und ihre Hintergründe kennenzulernen. Wir diskutieren oft lange und jeder stellt seine Position dar und auch wenn man am Anfang eine Meinung für seltsam hält, wandelt sich dieser erste Eindruck oft, wenn man mehr über die Gedanken der anderen hört. Besonders dann zeigen sich die kulturellen Unterschiede, die unterschiedliche Gewichtung von Werten oder auch Möglichkeiten.

Über die Italiener muss ich bisher sagen, dass sie nett und freundlich aber auch eher etwas verschlossen sind. Andererseits schließt von uns auch nicht jeder einfach mit einem Fremden Freundschaft, der einem über den Weg läuft und sich sprachlich eher holprig ausdrückt. Die Erfahrung, nun selber einmal dieser Fremde zu sein ist in meinen Augen in keinem Fall negativ und mir begegnen alle sehr zuvorkommend. Man kann hier jeden immer ansprechen und es wird einem immer sehr freundlich und hilfsbereit weitergeholfen. Dies hat mich dazu gebracht, noch einmal darüber nachzudenken, wie ich selbst anderen Menschen in meiner gewohnten Umgebung begegne. Es ist schön zu erfahren, wie sehr man sich darüber freuen kann, wenn jemand seine Sachen kurz stehen lässt, um einem den Weg zu zeigen, den man schon seit zwanzig Minuten sucht.

Gute Möglichkeiten, um Kontakte zu Italienern zu knüpfen, sind in jedem Fall die Tandemangebote des Centro Linguistico und die Angebote der Erasmus-Organisationen. Ansonsten kann man auch einfach abends in eine der zahlreichen Bars gehen. Hier knüpft man schnell neue Bekanntschaften – die Südländer sind halt doch sehr offen. Trifft man auf echte Florentiner sollte man jedoch eines bedenken: Niemals Florenz kritisieren! Das mögen die Florentiner gar nicht. Sie verteidigen ihre Stadt auf manchmal sehr amüsante und nicht immer rationale Weise. Wer die Gelegenheit hat sollte sich einmal vorsichtig von der bedingungslosen Treue der Florentiner zu ihrer Stadt überzeugen.

 

Bericht Nr. 1 (24.02.2016): Ankunft - Eingewöhnung - erste Erfahrungen

Florenz

Warum Florenz?

Schon seit Studienbeginn wollte ich einmal ein Semester im Ausland studieren. Ich wollte die Erfahrungen machen in einem anderen Land zu leben, eine neue Kultur und Sprache kennen zu lernen und in einem anderen Universitätssystem zu studieren. Das Erasmus-Programm bietet einem dabei große Unterstützung an und das Historische Institut kooperiert mit tollen und interessanten Universitäten. Ich habe mich schließlich aus mehreren Gründen für Florenz entschieden:

  1. die schöne Sprache (mit Kenntnissen der Sprachen Französisch, Spanisch und Latein schien dies zumindest kein großes Hindernis)
  2. die zentrale Lage von Florenz
  3. die gute und günstige italienische Infrastruktur, die ideale Möglichkeiten bietet, das ganze Land genauer kennenzulernen
  4. der Reiz ganz direkt die Perspektive der italienischen Geschichtswissenschaft auf historische Gegenstände und Zusammenhänge kennen zu lernen, herauszufinden, ob sie andere Fragen, Herangehensweisen oder Prägungen hat als die deutsche Geschichtswissenschaft (wovon auszugehen ist) und die Gründe für Unterschiede zu finden

Die erste Woche - Kurioses und Erstaunliches

Neben all diesem bin ich also mit der Hoffnung auf viele neue Bekanntschaften, Reiselust und Neugierde, sowie einer Portion Wehmut Familie, Freunde und das gewohnte Umfeld zurück zu lassen aus dem verregneten Deutschland nach Italien aufgebrochen. Ich bin zwei Wochen vor dem Studienbeginn (1.3.) geflogen, um genug Zeit für Organisatorisches, Zimmersuche und Eingewöhnung zu haben. Die ersten Erfahrungen in einem neuen Land beinhalten meistens Vorurteile widerlegt oder bestätigt zu finden, so auch bei mir. Nach einem wunderschönen Flug über die Alpen (ein Flug bei Tageslicht lohnt ungemein) landete ich am Aeroporto Firenze,  im strömenden Regen.  Auch in Italien kann nicht immer die Sonne scheinen. 

Da ich bereits im Vorfeld über easystanza nach Zimmern gesucht hatte, konnte ich direkt zu einer vielversprechenden Wohnung fahren. Ich habe das Glück, dass ich dort direkt einziehen konnte. Jetzt lebe ich mit zwei italienischen Musikstudenten zusammen – ein großer Vorteil um schnell die Sprache zu lernen und kostenlos wunderbare Musik  hören zu können (Um kein falsches Bild zu vermitteln ist zu bemerken, dass die allermeisten Studenten hier zunächst in einem Hostel wohnen und von dort Wohnungen suchen, der Wohnungsmarkt ist hier aber sehr groß). Die Jungs haben am ersten Abend direkt eine riesige Portion Pasta (Spaghetti mit Tomatensoße) gemacht. Ich wusste bis dahin nicht wie enorm viel Olivenöl eine gute Tomatensoße vertragen kann.

Nach der Ankunft sind zunächst einige organisatorische Dinge zu erledigen. Entgegen all meiner Befürchtungen – und ich hatte im Vorfeld vieles gelesen – verliefen bei mir alle Besuche auf Ämtern absolut reibungslos. Das Ufficio Relazioni Internationali hatte meine Dokumente griffbereit und bereits bearbeitet. Ich wurde sehr nett und gut betreut und gut informiert. Ich hatte mich auch auf gut drei bis vier Stunden Wartezeit im Bürgeramt eingestellt, war aber nach einer dreiviertel Stunde – die Stadt Essen braucht da länger – wieder draußen. Allerdings muss man hier seinen Stift zum Ausfüllen von Formularen selber mitbringen. Amüsant ist auch, dass einen jedes Amt an der Uni zu einem anderen Amt schickt, dabei kann man sich sicher sein, dass dieses erst am nächsten oder übernächsten Tag wieder geöffnet hat oder gerade drei Stunden Mittagspause macht. Man sollte also einige Tage für Organisation einplanen und dann die Zeit nutzen, um die Stadt zu erkunden.  Meine Erkundungen beschränkten sich erstmal auf kürzere Touren in den etwas weniger regnerischen Phasen. Der Regen lässt einen eine große deutsche Errungenschaft sehr vermissen – eine funktionierende Kanalisation und Ablaufsysteme. Auf den großen Pflastersteinen hier sammelt sich leider sehr viel Wasser, sodass von einer Pfütze in die nächste tappt. Gummistiefel bekommen so einen sehr großen Reiz. Das Wetter konnte mich jedoch nicht daran hindern, bereits das erste Gelato zu genießen. Schon jetzt bin ich sehr froh mich für Florenz entschieden zu haben. Die Stadt ist wunderschön und die Menschen hier sind unglaublich nett und hilfsbereit.

Nachdem ich nun eingeschrieben bin, alle Erasmus-Dokumente und eine Steuernummer habe, konnte ich die letzten drei Tage nutzen, um Stadt, Umgebung und neue Leute kennen zu lernen. Davon beim nächsten Mal mehr.

Über die Verfasserin

Ramona Gläser, studiert Geschichte und Mathematik für das Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen. Vor einem Jahr entschied sie sich dazu, ein Semester in Florenz zu studieren. In den kommenden fünf Monaten wird sie immer wieder von ihren Erfahrungen und Erlebnissen beim Auslandsstudium berichten.