Forschungsprojekte

Forschungsverbund Diskriminierung und Rassismus (FoDiRa)

Die DeZIM-Forschungsgemeinschaft konnte dank der Förderung durch das BMFSFJ im April 2022 den Forschungsverbund Diskriminierung und Rassismus (FoDiRa) starten. Der neue Forschungsverbund untersucht systematisch zentrale Bereiche, in denen rassistische Einstellungen und Vorurteile entstehen, sich reproduzieren, verstärken oder abschwächen. Das gilt für die Lebensbereiche Bildung, Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Sport sowie für Medien und die „digitale Arena“ – Internet und soziale Medien. Der Forschungsverbund wird dabei insbesondere weitere neue und innovative quantitative Methoden zur Erforschung der Ursachen von Diskriminierung und Rassismus entwickeln. Diese sollen in den Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa) eingehen. Die Evaluation ist entlang von fünf Maßnahmengruppen gegliedert:

Hauptfokus des Forschungsverbunds sind der Einsatz und die Weiterentwicklung neuer und innovativer Methoden zur Untersuchung von Rassismus und Diskriminierung. In sechs Projekten werden fortgeschrittene Datenformate eingesetzt, z.B. prozess-generierte und durch Web-Scraping gewonnene Daten. Drei Projekte entwickeln teil-automatisierte Textanalyseverfahren für die Anwendung in der Rassismus­forschung. Vier Projekte verwenden experimentelle Methoden und in drei Projekten werden Geodaten bzw. regionale/lokale Variation zur Ursachenforschung eingesetzt. 

Fragestellungen der Teilprojekte:

Teilprojekt 1 „Gesundheit“: (1) Entwicklung und Analyse objektiver Indikatoren zur Messung von Ungleichbehandlung in Krankenhäusern. (2) Erhebung und Analyse von implizitem und explizitem Bias bei Gesundheits­anbieter*innen.

Teilprojekt 2 „Rassistische Diskriminierung in Schulen“: (1) Werden Kinder u. Jugendliche, die ethischen und religiösen Minderheiten angehören, von Lehrer*innen schlechter beurteilt? (2) Meta-Analytischer Review aller bisherigen experimentellen und Beobachtungsstudien zur ersten Frage. (3) Werden Kinder u. Jugendliche, die ethischen und religiösen Minderheiten angehören, im Unterricht anders behandelt?

Teilprojekt 3 „Rassismus im Sport“: (1) Mit welchen Stereotypen sind Sportarten assoziiert? (2) Wie divers sind die Trainer*innenstäbe in den Bundesligen verschiedener Sportarten zusammengesetzt? (3) Verändern sich Mannschaftsaufstellungen durch rassistische Zuschreibungen und müssen Schwarze Spieler*innen mehr Leistung zeigen, um es in die Mannschaftsaufstellung zu schaffen?

Teilprojekt 4 „Seeing your religion“: (1) Warum stellen manche Arbeitgeber*innen seltener muslimische Männer und insbesondere muslimische Frauen ein? (2) Wie beeinflusst die neuere Fluchtzuwanderung etablierte muslimische Zugewanderte und insbesondere muslimisch-gelesene Dienstleistungen sowie die Karriereverläufe von Muslim*innen?

Teilprojekt 5 „Wahrnehmung von Diskriminierung“: (1) Welche Mechanismen führen zu einer veränderten Wahrnehmung von Diskriminierung? (2) Führt ein gesteigertes Bewusstsein von Ungleichbehandlung auch zu einer stärkeren Unterstützung von Politikmaßnahmen zum Abbau von Ungleichbehandlungen?

Teilprojekt 6 „Diskriminierungserfahrungen im Prozess des Ankommens“: (1) Welche Diskriminierungserfahrungen machen Geflüchtete im Alltag? (2) Wie werden diese Diskriminierungserfahrungen verarbeitet? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für ihre beruflichen und privaten Lebenswege?  Welche biographischen und kontextuellen Faktoren beeinflussen die Verarbeitungsprozesse?

Teilprojekt 7 „Regionalisierung von Rassismus in Deutschland“: (1) Welche Formen von Rassismus existieren in verschiedenen Regionen? (2) Kann regionale Variation im Ausmaß bestimmter Rassismen durch den Kontext (Ungleichheit, demografische Unterschiede etc.) erklärt werden? (3) Aufbau eines regionalen Rassismusmonitors basierend auf ‚Social Media‘ Plattformen, Webseiten und Regionalzeitungen.

Teilprojekt 8 „Einfluss medialer Berichterstattung auf rassistische Übergriffe und Auswirkungen auf lokale Arbeitsmärkte und regionale Migration“: (1) Wie beeinflusst mediale Bericht­erstattung das Auftreten fremdenfeindlicher und rassistischer Übergriffe? (2) Welche Folgen haben solche Ereignisse für die regionale ökonomische Entwicklung, insbesondere den Arbeitsmarkt und Migrationsbewegungen?

Teilprojekt 9 „(Not) welcome to digital Germany?“: (1) Welche situativen Ursachen und Mechanismen beeinflussen Diskriminierung im digitalen Raum? (2) Welche Rolle spielen dabei In- und Outgroup Kategorisierungen? (3) Wer diskriminiert wen? (4) Wie laufen alltägliche Diskriminierungen im digitalen Raum ab? (5) Unterscheiden sich diese Zusammenhänge zwischen digitalen und „realen“ sozialen Räumen?

Teilprojekt 10 „Impliziter und expliziter Rassismus in Nachrichten- und sozialen Medien“: (1) Welche Gruppen werden in welchen Bereichen der medialen Öffentlichkeit in welchem Ausmaß explizit und implizit negativ konnotiert? (2) Wie unterschiedet sich die Tonalität der Berichterstattung in verschiedenen Medienarten? (3) In welchen thematischen Kontexten kommen besonders viele negative Assoziationen vor? (4) Wie wirken sich diese Assoziationen auf rassistische Vorurteile in der Bevölkerung aus?

 

Kooperationen

•    Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM), Berlin
•    Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Nürnberg
•    Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG), Bielefeld
•    Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS), Osnabrück
•    Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES), Mannheim

Projektleitung am InZentIM

Prof. Dr. Andreas Blätte

Institut für Politikwissenschaft

Fakultät für Gesellschaftswissenschaften

 

Förderung

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)

 

Projektlaufzeit

01/2022 - 10/2024